Imperium
Glocke elf Uhr schlug, hüstelte Sir Paul Maitland und erklärte, daß es an der Zeit sei, die Sitzung zu eröffnen. »Ich möchte damit beginnen, unseren Geschäftsführer willkommen zu heißen, der aus New York hierher geflogen ist.« Er blickte nach rechts. Beifälliges Gemurmel erhob sich am Vorstandstisch. »Aber ich würde meiner Sorgepflicht als Vorsitzender nicht nachkommen, würde ich einige besorgniserregende Berichte aus dieser Stadt nicht zur Sprache bringen.«
Das Gemurmel setzte wieder ein – diesmal lauter als zuvor.
»Wir haben Sie unterstützt, Dick, als Sie die New York Tribune für fünfundzwanzig Cent gekauft haben, ohne das Einverständnis des Vorstands einzuholen«, fuhr Sir Paul fort.
»Seither ist jedoch einige Zeit vergangen, und wir würden gern wissen, wie lange Sie noch bereit sind, Verluste in Höhe von nahezu anderthalb Millionen Dollar die Woche hinzunehmen.
Denn unsere derzeitige Lage«, er blickte auf eine Reihe von Zahlen auf einem Zettel, der vor ihm lag, »stellt sich so dar, daß die Gewinne unserer Unternehmensgruppe in London
gerade noch die Verluste in New York decken. In wenigen Wochen müssen wir bei der Jahreshauptversammlung unseren Aktionären Rede und Antwort stehen …«, er blickte die Vorstandsmitglieder am Tisch an, »… und sie werden unsere Methode der Vermögensverwaltung nicht billigen, sofern diese Situation noch länger anhält. Wie Sie alle wissen, ist der Kurs unserer Aktien im vergangenen Monat von drei Pfund zehn auf zwei Pfund siebzig gefallen.« Sir Paul lehnte sich im Stuhl zurück, blickte auf Armstrong und deutete auf diese Weise an, daß er nun bereit war, sich Dicks Erklärung anzuhören.
Armstrong schaute sich bedächtig um. Fast jeder der
Anwesenden hatte es ihm zu verdanken, daß er hier an diesem 636
Tisch saß.
»Ich kann dem Vorstand nunmehr mitteilen, Herr
Vorsitzender«, begann er, »daß meine Verhandlungen mit den New Yorker Gewerkschaften – die mich viele schlaflose Nächte gekostet haben, wie ich zugeben muß – endlich vor dem Abschluß stehen.« Er machte eine Pause, als einige der Vorstandsmitglieder ein Lächeln wagten.
»Siebenhundertzwanzig Mitglieder der Druckergewerk-
schaft haben sich inzwischen bereit erklärt, in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen oder eine Abfindung zu akzeptieren. Das werde ich bekanntgeben, sobald ich wieder in New York bin.«
»Aber nach Schätzungen des Wall Street Journal… « Sir Paul verwies auf einen Artikel, den er aus seiner Aktentasche gezogen hatte, »… müssen wir den Personalstand noch um weitere tausend bis fünfzehnhundert Mitarbeiter verringern.«
»Was wissen diese Burschen in ihren luxuriösen Büros mit Klimaanlage denn schon?« entgegnete Armstrong. » Ich bin derjenige, der mit diesen Leuten direkt zu tun hat!«
»Trotzdem…«
»Die zweite Entlassungswelle wird in den nächsten Wochen folgen«, fuhr Armstrong fort. »Ich bin ziemlich sicher, daß ich die entsprechenden Verhandlungen noch vor der nächsten Vorstandssitzung abgeschlossen habe.«
»Und was meinen Sie, wie viele Wochen es dauern wird, bis wir die positiven Auswirkungen dieser Verhandlungen
spüren?«
Armstrong zögerte. »Sechs Wochen. Im Höchstfall acht, Herr Vorsitzender. Selbstverständlich werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um den Vorgang zu beschleunigen.«
»Und wieviel wird dieses letzte Verhandlungspaket unsere Gesellschaft kosten?« fragte Sir Paul und blickte auf ein maschinegeschriebenes Blatt Papier. Armstrong sah, daß er seine Fragen allesamt aufgezeichnet hatte und sie eine nach der anderen abhakte.
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»Einen genauen Betrag kann ich im Augenblick nicht
nennen, Herr Vorsitzender«, erwiderte Dick.
»Für heute würde ich mich auch mit einem ungefähren
Betrag begnügen.«
»Zweihundert Millionen. Höchstenfalls zweihundertdreißig Millionen«, erklärte Armstrong, obwohl seine New Yorker Finanzberater ihn gewarnt hatten, daß dreihundert Millionen wahrscheinlicher wären. Niemand am Tisch sagte etwas, doch einige notierten sich diese Summen.
»Vielleicht ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, Herr Vorsitzender«, fügte Armstrong hinzu, »daß das Gebäude der New York Tribune auf uns eingetragen ist. Nach niedrigen Schätzungen beträgt sein Wert einhundertfünfzig Millionen Dollar.«
»Als Verlagsgebäude, ja«, wandte Sir Paul ein und blätterte durch eine Glanzpapierbroschüre, die ihm die Chicagoer Anwaltskanzlei Spender, Dickson & Withers zugesandt
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