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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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sie in die Arme und küßte sie zum letztenmal. Sie klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
    Als er sich schließlich behutsam von ihr löste, reichte sie ihm ein großes Bündel Proviant. Er lächelte; dann schritt er rasch fort vom Lager auf das Gebirge zu. Obgleich Lubji hören konnte, daß ihm Schritte folgten, blickte er nicht zurück.
    Lubji wanderte immer höher in die Berge hinauf, bis es zu dunkel wurde, als daß er auch nur einen Schritt weit hätte sehen können. Er suchte sich einen großen Felsblock, der ihm Schutz vor dem rauhen, kalten Wind bot, doch wenngleich er sich dicht an den Fels kauerte, fror er jämmerlich. Er verbrachte eine schlaflose Nacht, aß von Maris Proviant und dachte an die Wärme ihres Körpers.
    Kaum war die Sonne aufgegangen, marschierte und kletterte Lujbi weiter, ohne je länger als ein paar Minuten anzuhalten, um zu verschnaufen. Am Abend stieg die Furcht in ihm auf, bei diesem klirrend kalten Wind im Schlaf zu erfrieren. Er versuchte, wach zu bleiben, wurde am nächsten Morgen aber von den ersten Sonnenstrahlen geweckt.
    Am dritten Tag war sein Proviant aufgebraucht, und Lubji wußte nicht einmal, wie weit sein Ziel noch vor ihm lag. Er sah nur eine endlose Berglandschaft und fragte sich, warum er Rudi und seine kleine Zigeunergruppe verlassen hatte.
    Am vierten Morgen konnte er kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen – vielleicht schaffte der Hunger, was die Deutschen nicht geschafft hatten. Am Abend des fünften Tages schlurfte er nur noch ziellos voran, zu Tode erschöpft und halb 115
    erfroren; es war ihm beinahe gleichgültig, ob er lebte oder starb. Dann, plötzlich, vermeinte er in der Ferne Rauch aufsteigen zu sehen. Doch er mußte noch eine weitere Nacht hungern und frieren, ehe flackernde Lichter ihm bestätigten, daß seine Augen ihn nicht getäuscht hatten. Vor ihm lag eine Ortschaft, und dahinter erstreckte sich das Meer.
    Bergab mochte es zwar etwas schneller gehen, doch war es nicht weniger gefährlich. Lubji rutschte mehrmals aus, stürzte, rappelte sich nur mühsam auf. Deshalb erreichte er die grüne Ebene nicht vor Sonnenuntergang, wie er sich erhofft hatte.
    Immer wieder versteckte der Mond sich hinter Wolken, und in der Dunkelheit kam Lubji nur sehr langsam voran.
    Als er den Rand der Ortschaft erreichte, waren die meisten Lampen in den kleinen Häusern bereits gelöscht, doch Lubji schleppte sich weiter voran – in der Hoffnung, jemanden anzutreffen, der noch wach war. Das erste Haus, zu dem er gelangte, gehörte offenbar zu einem kleinen Bauernhof. Lubji fragte sich, ob er anklopfen sollte, entschied sich aber dagegen, da nirgends Licht brannte. Er wartete, bis der Mond wieder hinter einer Wolke hervorkam, als er eine Scheune auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes bemerkte. Lubji schleppte sich zu dem windschiefen Unterschlupf hinüber. Hühner rannten gackernd vor ihm davon, und beinahe wäre er gegen eine schwarze Kuh geprallt, die offenbar nicht die Absicht hatte, dem Fremden aus dem Weg zu gehen. Das Scheunentor stand halb offen. Lubji ging hindurch, ließ sich auf das Stroh sinken und schlief auf der Stelle ein.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, stellte er fest, daß er sich nicht bewegen konnte; er wurde von irgend etwas zu Boden gedrückt. Für einen Augenblick glaubte er, wieder im Gefängnis zu sein, bis er die Augen aufschlug und zu einer stämmigen Gestalt emporstarrte, die über ihm aufragte. Der Mann hielt eine lange Heugabel in den Fäusten, die sich als Grund für Lubjis Bewegungsunfähigkeit erwies.

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    Der Bauer brüllte etwas in einer Sprache, von der Lubji einige Brocken beherrschte, und er seufzte vor Erleichterung, daß es nicht Deutsch war. Er hob den Blick zum Himmel und sprach ein stummes Dankgebet, daß seine Lehrer ihm eine so umfassende Bildung hatten zuteil werden lassen. Dann erzählte er dem Mann mit der Heugabel, daß er vor den Deutschen geflohen und über die Berge gekommen sei. Der Bauer schien ihm nicht zu glauben, bis er die kaum verheilte Schußver-letzung an Lubjis Schulter sah. Der Mann konnte es kaum fassen. Der Bauernhof hatte bereits seinem Vater gehört, und selbst der hatte nie erwähnt, daß es irgend jemandem je gelungen war, allein die Berge zu überqueren.
    Er führte Lubji zum Haus, ohne die Heugabel aus der Hand zu legen. Beim Frühstück, das die Frau des Bauern ihm vorsetzte – Speck, Eier und dicke Scheiben Brot – erzählte Lubji, wenngleich mehr mit den

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