Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
Captain hinter dem
    Schreibtisch, um ihn zu begrüßen. »Roach«, stellte er sich vor.
    »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Er streckte die Rechte aus, und Armstrong schüttelte sie. Captain Roach hatte keinerlei Auszeichnungsstreifen über der Brusttasche und sah aus, als hätte er den Ärmelkanal allenfalls auf einem Tages-ausflug überquert. Bestimmt war er noch nie in Feind-
    berührung gekommen. »Niemand hat mir genau erklärt, wie ich Ihnen behilflich sein kann«, sagte er, während er Armstrong einen bequemen Sessel am Kamin anbot.
    Dick kam sofort zur Sache. »Ich möchte eine Liste aller Gefangenen dieses Lagers. Mit drei von ihnen möchte ich zwecks Erstellung eines Berichts sprechen, den ich
    anschließend dem Kontrollrat in Berlin vorlege.«

    215
    »Kein Problem.« Der Captain nickte. »Aber warum haben Sie sich für Bridgend entschieden? Die meisten Nazigenerale sind in Yorkshire interniert.«
    »Ich weiß«, entgegnete Armstrong. »Aber eine allzu große Auswahl wurde mir nicht geboten.«
    »Verstehe. Haben Sie schon bestimmte Vorstellungen, mit wem Sie sprechen möchten? Oder soll ich aufs Geratewohl drei Namen für Sie aussuchen?« Captain Roach hielt ihm ein Klemmbrett entgegen, und Armstrong fuhr mit dem Zeige-finger die mit Schreibmaschine getippte Namensliste hinunter.
    Er lächelte. »Ich werde mit einem Unteroffizier, einem Leutnant und einem Major sprechen«, sagte er und kreuzte drei Namen an. Dann gab er dem Captain das Klemmbrett zurück.
    Roach betrachtete Dicks Auswahl. »Bei den ersten beiden gibt’s kein Problem. Aber mit Major Lauber werden Sie bedauerlicherweise nicht sprechen können.«
    »Ich habe die uneingeschränkte Vollmacht des…«
    »Selbst wenn Sie die uneingeschränkte Vollmacht von Mr.
    Attlee persönlich hätten, würde Ihnen das nichts helfen«, unterbrach Roach ihn. »Soweit es Lauber betrifft, kann ich nichts für Sie tun.«
    »Warum nicht?« brauste Armstrong auf.
    »Weil er vor zwei Wochen gestorben ist. Ich habe ihn
    letzten Montag in einem Sarg nach Berlin zurückgeschickt.«

    216
    MELBOURNE COURIER

12. September 1950

Sir Graham Townsend verstorben
    Der Leichenzug hielt vor der Kathedrale. Keith stieg aus dem vordersten Wagen, bot seiner Mutter den Arm und führte sie die Freitreppe hinauf, gefolgt von seinen Schwestern. Als sie das Gotteshaus betraten, erhoben sich die Trauergäste von den Bänken. Einer der Kirchenräte schritt den Townsends voraus den Mittelgang hinunter zu der noch leeren ersten Bankreihe.
    Keith konnte regelrecht spüren, wie mehrere Augenpaare ihn zu durchbohren schienen, und aus allen Blicken sprach dieselbe Frage: »Ob du es wohl schaffen wirst?« Kurz darauf wurde der Sarg an ihnen vorübergetragen und auf einen Katafalk vor dem Altar gehoben.
    Der Bischof von Melbourne hielt die Totenmesse ab, und Reverend Charles Davidson las die Gebete. Die Lieder, die Lady Townsend ausgewählt hatte, hätten Keith’ altem Herrn ein Grinsen entlockt: To be a Pilgrim, Rock of Ages, Fight the Good Fight. David Jakeman, ein ehemaliger Redakteur des Courier, hielt die Totenrede. Er sprach von Sir Grahams Energie, seiner Lebensfreude, seiner Verachtung leeren Phrasen gegenüber, seiner Liebe zur Familie und wie sehr alle, die ihn gekannt hatten, ihn vermissen würden. Er beendete seine Würdigung des Verstorbenen mit dem Hinweis, daß Sir Grahams Sohn und Erbe Keith die Nachfolge des Vaters
    antreten würde.
    Nach der Einsegnung nahm Lady Townsend wieder den
    Arm ihres Sohnes und folgte den Trägern mit dem Sarg aus der Kathedrale zum Friedhof.
    »Asche zu Asche, Staub zu Staub«, deklamierte der Bischof, als der Eichensarg ins Grab hinuntergelassen wurde und die 217
    Totengräber Erde darauf schaufelten. Keith hob den Kopf und ließ den Blick rasch über die Anwesenden schweifen, die das Grab umstanden. Freunde, Verwandte, Kollegen, Politiker, Konkurrenten, Buchmacher – ja, vermutlich sogar ein oder zwei Aasgeier, die nur gekommen waren, um zusehen, ob hier irgend etwas für sie zu holen war.
    Nachdem der Bischof das Kreuzzeichen gemacht hatte,
    führte Keith seine Mutter langsam zur wartenden Limousine zurück. Kurz bevor sie den Wagen erreichten, blieb Lady Townsend stehen, wandte sich um und reichte eine Stunde lang jedem Trauergast die Hand, bis schließlich auch der letzte gegangen war.
    Weder Keith noch seine Mutter redeten auf der Fahrt zurück nach Toorak auch nur ein Wort. Als sie ans Ziel gelangt waren, stieg Lady Townsend die

Weitere Kostenlose Bücher