Imperium
indem er sich direkt ans Volk wandte. Er wäre unantastbar. Der Plan, so wie Cicero ihn mir beschrieb, war brillant. Und Cicero hatte ihn, während er auf Palicanus ' Sofa saß, blitzartig erfasst.
»Welchen Nutzen hätte ich von der Sache?«, fragte Cicero.
»Die Begnadigung deines Klienten.«
»Das ist alles?«
»Wie gesagt, das kommt drauf an … auf die Qualität deiner Bemühungen. Definitive Zusagen kann ich dir nicht machen. Das muss warten, bis Pompeius in der Stadt ist.«
»Ein ziemlich schwaches Angebot, wenn du mir die Bemerkung gestattest, mein verehrter Palicanus.«
»Nun ja, du bist in einer ziemlich schwachen Position, wenn du mir die Bemerkung gestattest, mein verehrter Cicero.«
Cicero stand auf. Ich sah ihm an, dass er verärgert war. »Ich kann ja auch gehen«, sagte er.
»Und deinen Klienten im Stich lassen, damit ihn Verres an eins von seinen Kreuzen nageln kann?« Palicanus erhob sich ebenfalls. »Das bezweifle ich, Cicero. Ich bezweifle, dass du so hart sein kannst.« Er begleitete uns nach draußen, vorbei an Pompeius alias Alexander, vorbei an Pompeius alias Jupiter. »Ich sehe dich und deinen Klienten dann morgen früh in der Basilika«, sagte er und schüttelte Cicero an der Haustür die Hand. »Danach wirst du in unserer Schuld stehen - und wir werden dich beobachten.« Selbstsicher warf er die Tür zu.
Cicero machte auf dem Absatz kehrt und trat auf die Straße. »Wenn das die Art von Ausdrucksweise ist, der er sich in aller Öffentlichkeit bedient«, sagte er, »wie führt er sich dann erst in der Latrine auf? Und spar dir die Mühe, mich zu ermahnen, Tiro, das kann von mir aus jeder hören.«
Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ging - den Kopf vorgebeugt, in Gedanken vertieft - vor mir durchs Stadttor. Natürlich hatte Palicanus Recht. Cicero hatte keine Wahl. Er konnte seinen Klienten nicht im Stich lassen. Ich bin mir sicher, dass er in diesem Augenblick die politischen Risiken abwog, die über ein einfaches Gesuch an die Tribunen hinaus in einer mit vollem Einsatz geführten Kampagne lägen, die die alten Rechte für die Volkstribunen zurückforderte. Das würde ihn die Unterstützung der Gemäßigten wie Servius kosten.
»Tja«, sagte er mit säuerlichem Lächeln, als wir zu Hause ankamen, »einen Kampf habe ich ja gewollt. Sieht ganz so aus, als hätte ich den jetzt.«
Er fragte den Hausverwalter Eros nach Terentia und schien erleichtert zu sein, als er hörte, dass sie in ihrem Zimmer war. Wenigstens blieben ihm so noch ein paar Stunden, bis er ihr die Neuigkeit mitteilen musste. Wir gingen in sein Arbeitszimmer, und er hatte gerade damit begonnen, mir seine Rede für die Tribunen zu diktieren - »Es ist mir eine Ehre, Tribunen, zum ersten Mal vor euch sprechen zu dürfen« -, als wir von der Haustür her laute Männerstimmen und einen dumpfen Schlag hörten. Cicero, der beim Denken immer auf und ab ging, lief aus dem Zimmer, um nachzusehen, was die Geräusche verursacht hatte. Ich folgte ihm. Sechs grob aussehende, mit Knüppeln herumfuchtelnde Männer drängten in den Hausflur. Eros krümmte sich auf dem Boden und hielt sich den Bauch. Seine Lippen waren blutig. Ein weiterer, uns unbekannter Mann, der keinen Knüppel, sondern ein anscheinend amtliches Schreiben in der Hand hielt, trat auf Cicero zu und verkündete, dass er befugt sei, das Haus zu durchsuchen.
»Befugt von wem?« Cicero war ganz ruhig - ruhiger, als ich an seiner Stelle gewesen wäre.
»Gaius Verres, Proprätor von Sizilien, hat am ersten Dezember diesen Haftbefehl verfügt.« Er hielt Cicero das Schriftstück für eine unverschämt kurze Zeit unter die Nase. »Ich suche den Verräter Sthenius.«
»Hier wirst du ihn nicht finden.«
»Das werde ich selbst feststellen.«
»Und wer bist du?«
»Timarchides, Freigelassener von Verres. Ich werde mich von dir nicht in ein Gespräch verwickeln lassen, und in der Zwischenzeit macht sich der Angeklagte aus dem Staub.« Er wandte sich an den Mann, der ihm am nächsten stand. »Du sicherst den Vordereingang. Ihr zwei schaut euch hinten um. Der Rest kommt mit mir. Wenn du keine Einwände hast, Senator, werden wir mit deinem Arbeitszimmer beginnen.«
Kurz darauf war der Lärm, den die Männer verursachten, im ganzen Haus zu hören - schwere Schritte auf Marmorfliesen und Holzdielen, Schreie von weiblichen Sklaven, rüde Männerstimmen, gelegentlich ein Krachen oder Splittern, wenn Gegenstände umfielen oder zerbrachen. Timarchides kippte
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