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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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bald. Und damit ihn seine adligen Freunde nicht mit irgendeiner raffinierten Taktik reinlegen, wird er mit seiner Armee kommen. Er will Konsul werden, und das wird er auch werden. Und zwar ohne auf Widerstand zu treffen.«
    Gespannt beugte er sich vor und wartete auf eine schockierte oder überraschte Reaktion. Aber Cicero reagierte auf die sensationelle Nachricht so gleichmütig, als plaudere Palicanus über das Wetter.
    »Du willst also als Gegenleistung für deine Hilfe in Sachen Sthenius meine in Sachen Pompeius.«
    »Du bist ein schlauer Kopf, Cicero, du hast es wirklich drauf. Und, was sagst du?«
    Cicero stützte das Kinn auf die Hand und schaute Palicanus an. »Nun ja, erst mal wird das Quintus Metellus gar nicht freuen. Du kennst doch das alte Gedicht: ›Schicksal ist in diesem Staat, der Weg der Metelli ins Konsulat.‹ Das steht schon seit seiner Geburt fest, dass er im nächsten Sommer an der Reihe ist.«
    »Ach ja, tatsächlich? Der kann mich mal. Wie viele Legionen hat denn dieser Quintus Metellus hinter sich?«
    »Die Legionen hat Crassus«, sagte Cicero. »Und Lucullus.«
    »Lucullus ist viel zu weit weg, außerdem hat er alle Hände voll zu tun. Und was Crassus angeht … stimmt, er hasst Pompeius bis aufs Blut. Aber er ist kein Soldat, das ist der entscheidende Punkt. Er ist Geschäftsmann, und die sind immer für einen Handel gut.«
    »Und dann ist da noch die Kleinigkeit, dass das ganze Vorhaben gegen das Gesetz verstößt. Um zum Konsul gewählt zu werden, muss man dreiundvierzig Jahre alt sein. Und Pompeius, wie alt ist der?«
    »Vierunddreißig.«
    »Exakt, fast ein Jahr jünger als ich. Außerdem muss man in den Senat gewählt worden sein und das Amt des Prätors innegehabt haben. Mit beidem kann Pompeius nicht dienen. Er hat in seinem ganzen Leben keine einzige politische Rede gehalten. Einfach ausgedrückt, Palicanus, selten war ein Mann weniger qualifiziert für den Posten des Konsuls als Pompeius.«
    Palicanus machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das mag ja alles stimmen, aber schauen wir uns doch mal die Tatsachen an. Pompeius hat jahrelang über ganze Länder geherrscht, noch dazu in seiner Eigenschaft als Prokonsul. Er ist schon Konsul, außer dem Namen nach. Sei realistisch, Cicero. Du kannst von einem Mann wie Pompeius nicht erwarten, dass er nach Rom zurückkehrt, als Hinterbänkler wieder ganz von unten anfängt und sich um das Amt des Quästors bewirbt. Wie stellst du dir das vor, wo bleibt da seine Würde?«
    »Seine Gefühle in allen Ehren, aber du hast mich nach meiner Meinung gefragt, und ich sage dir: Die Aristokraten spielen da nicht mit. Zugegeben, sie haben vielleicht keine andere Wahl und lassen ihn Konsul werden, wenn Zehntausend von seinen Leuten vor der Stadt stehen, aber früher oder später gehen seine Soldaten nach Hause, und wie will er dann …? Ohooo!« Cicero warf den Kopf zurück und fing an zu lachen. »Das ist schlau, das ist wirklich schlau.«
    »Na, verstehst du jetzt?«, sagte Palicanus grinsend.
    »Und ob.« Cicero nickte anerkennend. »Nicht schlecht.«
    »Ich biete dir die Gelegenheit, dabei zu sein. Und noch was: Pompeius Magnus vergisst keinen Freund.«
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, worum es ging. Erst später, auf dem Heimweg, als Cicero mir alles erklärte, begriff ich. Pompeius plante, sich für die umfassende Wiederherstellung der Machtbefugnisse der Volkstribunen einzusetzen und damit seine Wahl zum Konsul zu betreiben. Deshalb also Palicanus ' überraschender Schritt, sich ins Volkstribunat wählen zu lassen. Die Strategie entsprang nicht Pompeius ' altruistischem Verlangen, dem römischen Volk zu mehr Freiheit zu verhelfen, nein, es handelte sich um reinen Eigennutz - obwohl ich es durchaus für möglich halte, dass er zuweilen selbstzufrieden in seinem spanischen Badewasser planschte und sich als Streiter für die Rechte des Bürgers sah. Als guter General wusste Pompeius, dass durch diesen Schachzug die Aristokraten wie bei einer Zangenbewegung in der Falle saßen, eingeklemmt zwischen seinen vor den Toren Roms lagernden Soldaten und dem gemeinen Volk auf den Straßen der Stadt. Wollten sie nicht die eigene Auslöschung riskieren, würde Hortensius, Catulus, Metellus und ihresgleichen keine andere Wahl bleiben, als sowohl Pompeius ' Konsulat wie auch ein wiedererstarktes Volkstribunat anzuerkennen. Sobald das der Fall war, konnte Pompeius seine Soldaten nach Hause schicken und regieren - wenn nötig unter Umgehung des Senats,

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