Imperium
Mindestalter, um sich in Rom für das Amt eines der vier Ädilen zu bewerben, die jedes Jahr neu gewählt wurden. Der Aufgabenbereich des Amtes - Unterhalt der öffentlichen Gebäude, Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Ausrichtung von Spielen, Ausstellung von Handelslizenzen etc. - konnte Cicero dabei helfen, seine politische Gefolgschaft weiter auszubauen. Die drei Männer einigten sich darauf, dass Cicero Pompeius bitten würde, seine Kandidatur zum Ädil zu unterstützen. »Ich glaube, das habe ich mir verdient«, sagte Cicero.
Nachdem das erledigt war, mischten wir uns unter die riesige Menschenmenge, die Richtung Westen zum Marsfeld drängte. Es ging das Gerücht, dass Pompeius dort seine Legionen halten lassen wolle. (Es war Gesetz, zumindest in jenen Tagen, dass man innerhalb der heiligen Mauern Roms kein militärisches Imperium ausüben konnte. Wollten also Crassus und Pompeius das Kommando über ihre Armeen behalten, so waren sie genötigt, ihre Intrigen von außerhalb der Stadttore zu steuern.) Jeden interessierte brennend, wie der große Mann aussah. Seit fast sieben Jahren hatte der römische Alexander, wie seine Anhänger Pompeius nannten, auf fernen Schlachtfeldern gekämpft. Die einen fragten sich, wie sehr er sich wohl verändert hatte, die anderen - zu denen ich gehörte - hatten ihn überhaupt noch nie gesehen. Cicero hatte schon von Palicanus erfahren, dass Pompeius sein Hauptquartier in der Villa Publica aufzuschlagen gedenke, dem Gästehaus der Regierung gleich neben dem abgesperrten Gelände für die Stimmabgabe. Dorthin waren Cicero, Quintus, Lucius und ich unterwegs.
Die Villa wurde von einer doppelten Postenkette Soldaten abgeriegelt, und als wir uns schließlich durch die Menge bis zur äußeren Mauer durchgekämpft hatten, wurde uns gesagt, dass ohne Zugangsberechtigung niemand auf das Grundstück dürfe. Cicero war äußerst beleidigt, dass keiner der Wachposten je von ihm gehört hatte, und wir konnten von Glück sagen, dass zufällig Palicanus auftauchte, der seinen Schwiegersohn, den Legionskommandeur Gabinius, holen ließ, der dann für uns bürgte. Auf dem Gelände stellten wir fest, dass sich schon die Hälfte des offiziellen Roms unter den schattigen Kolonnaden drängte. Die Luft so nah' an der Macht knisterte vor Spannung. »Wie Wespen am Honigtopf«, sagte Cicero.
»Pompeius Magnus ist heute Nacht eingetroffen«, erklärte Palicanus und fügte in feierlichem Ton hinzu: »Die Konsuln sind gerade bei ihm.« Er versprach uns, Bescheid zu geben, sobald er mehr wüsste, und eilte dann wichtigtuerisch zwischen den Wachposten hindurch ins Haus.
Mehrere Stunden vergingen, ohne dass Palicanus wieder auftauchte. Wir sahen Kuriere ein und aus gehen, sahen mit knurrenden Mägen, wie Speisen geliefert wurden, sahen, wie die Konsuln die Villa verließen und die großen alten Männer Catulus und Isauricus eintrafen. Ebenfalls wartende Senatoren, die glaubten, Cicero als leidenschaftlicher Parteigänger Pompeius ' gehöre zu dessen innerem Beraterkreis, fragten ihn immer wieder, was denn da vor sich gehe. »Alles zu seiner Zeit«, sagte Cicero. »Alles zu seiner Zeit.« Schließlich muss ihm diese floskelhafte Antwort wohl selbst peinlich gewesen sein, denn er schickte mich los, ihm einen Hocker zu besorgen. Als ich zurückkam, stellte er den Hocker an eine Säule, setzte sich, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Am Nachmittag traf Hortensius ein, der sich durch die von Soldaten zurückgehaltenen Gaffer drängte und sofort vorgelassen wurde. Als wenig später auch die drei Metellus-Brüder eingelassen wurden, konnte selbst Cicero nicht mehr umhin, dies als Demütigung aufzufassen. Sein Bruder Quintus eilte davon, um im Umkreis des Senatsgebäudes vielleicht das eine oder andere Gerücht aufzuschnappen. Währenddessen wanderte Cicero in den Kolonnaden nervös auf und ab und schickte mich zum zwanzigsten Mal los, um Palicanus oder Afranius oder Gabinius oder wen auch immer aufzutreiben, der ihm Zugang zu der Konferenz verschaffen könnte.
Ich ging vor dem umlagerten Eingang auf und ab und stellte mich gelegentlich auf die Zehenspitzen, um über das Gewirr aus Köpfen hinwegzusehen. Als ein Kurier die Villa verließ, sah ich durch die halb offene Tür weiß gekleidete Gestalten, die lachend und plaudernd um einen schweren Marmortisch herumstanden, der mit Schriftstücken übersät war. Dann wurde ich von einem Tumult auf der Straße abgelenkt. Menschen riefen »Heil
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