Imperium
lautstarken Jubel ausbrachen. Soldaten, die sich an den Ellbogen untergehakt hatten und mit den Füßen in den Staub stemmten, hielten die Menge zurück und machten eine schmale Gasse frei. Sie war gerade breit genug, dass Pompeius und Crassus Seite an Seite durch sie hindurchgehen konnten. Da wir ganz hinten in der Prozession mitschwammen, konnte ich ihren Gesichtsausdruck nicht sehen und auch nicht, ob sie inzwischen miteinander sprachen. Langsam bewegten sie sich auf das Podium zu, auf dem sich am Wahltag nach altem Brauch die Würdenträger versammelten. Pompeius stieg unter erneut aufbrandendem Beifall als Erster auf das Podium, blieb dort eine Weile stehen, wandte sein breites, strahlendes Gesicht mal hierhin, mal dorthin und genoss den Jubel wie eine sich in der Sonne aalende Katze die Wärme. Dann beugte er sich nach unten und half Crassus aufs Podium. Bei dieser Demonstration der Einigkeit zwischen den beiden notorischen Rivalen brach die Menge erneut in Jubel aus, der sogar noch anschwoll, als Pompeius Crassus ' Hand nahm und in die Höhe reckte.
»Was für ein ekelerregendes Schauspiel.« Cicero musste mir die Worte ins Ohr brüllen, damit ich ihn überhaupt verstand. »Ein Konsulat, das gefordert und unter Zwang bewilligt wurde. Wir sind Zeuge des Anfangs vom Ende der Republik, Tiro. Denk an meine Worte!« Unwillkürlich ging mir der Gedanke durch den Kopf, hätte er an der Konferenz teilgenommen und die gemeinsame Kandidatur mit eingefädelt, dann hätte er dieses Arrangement als meisterliche Staatskunst gepriesen.
Pompeius brachte die Menge mit einer Handbewegung zum Verstummen und begann mit seiner Exerzierplatzstimme zu sprechen. »Menschen von Rom, die Führer des Senats haben mir das großmütige Angebot unterbreitet, einen Triumph abzuhalten, ein Angebot, das ich mit Freuden annehme. Sie haben mir ebenfalls die Erlaubnis erteilt, mich für das Amt des Konsuls zu bewerben, eine Erlaubnis, die ich gleichfalls mit Freuden wahrnehmen werde. Was mich jedoch mit noch größerer Freude erfüllt, ist die Tatsache, dass mein alter Freund Marcus Licinius Crassus mich in das Amt begleiten wird.« Er schloss mit dem Versprechen, dass er im nächsten Jahr zu Ehren seiner Siege in Spanien große Spiele veranstalten und dass er diese Herkules weihen werde.
Tja, zweifellos gut gewählte Worte, allerdings viel zu schnell vorgetragen. Er vergaß die nötige Pause nach jedem Satz, was bedeutete, dass die wenigen, die seine Worte verstanden hatten, diese nicht für die hinter ihnen Stehenden, denen dies nicht möglich gewesen war, wiederholen konnten. Ich bezweifle, dass mehr als ein paar Hundert aus dieser riesigen Menschenmenge ihn überhaupt verstanden hatten. Wie auch immer, die Menge jubelte, und sie jubelte noch mehr, als Crassus, gerissen wie er war, Pompeius umgehend die Schau stahl.
»Hiermit gelobe ich feierlich«, sagte er mit der dröhnenden Stimme des geübten Redners, »dass ich zu Pompeius ' Spielen … am ersten Tag von Pompeius ' Spielen … ein Zehntel meines Vermögens … ein Zehntel meines gesamten Vermögens … zum Kauf für Essen und Trinken zugunsten der Menschen von Rom zur Verfügung stellen werde … für jeden von euch freies Essen und Trinken für drei Monate … und ein großes Bankett in den Straßen … ein Bankett für jeden Bürger Roms … ein Bankett zu Ehren von Herkules!«
Die Menge steigerte sich in einen Jubeltaumel. »Dieser Schurke«, sagte Cicero. »Ein Zehntel seines Vermögens, das sind zwanzig Millionen an Bestechungsgeld! Trotzdem ein günstiger Preis. Schau ihn dir an, Tiro, wie er seine schwache Position in eine starke verwandelt. Damit hast du wohl nicht gerechnet, was?«, rief er Palicanus entgegen, der sich vom Podium zu uns durchkämpfte. »Jetzt hat er sich schon auf eine Stufe mit Pompeius gestellt. Ihr hättet ihm nie diese Bühne bieten dürfen.«
»Der Imperator möchte dich sprechen«, sagte Palicanus mit atemloser Stimme. »Er will sich persönlich bei dir bedanken.« Ich spürte, dass Cicero mit sich rang, aber Palicanus ließ nicht locker, zupfte ihn beharrlich am Ärmel, und schließlich gab er nach. Wahrscheinlich wollte er wenigstens etwas von diesem Tag retten.
»Will er eine Rede halten?«, rief Cicero, als wir uns mit Palicanus zum Podium durchdrängelten.
»Er hält eigentlich nie Reden«, sagte Palicanus über die Schulter. »Jedenfalls noch nicht.«
»Das ist ein Fehler. Die Leute erwarten, dass er zu ihnen spricht.«
»Tja, dann werden
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