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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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werde dennoch Bedenkzeit brauchen.«
    Wie ein Hecht durch klares Wasser huschte ein Schatten über Crassus ' freundliches Gesicht. »Und der Triumph?«
    »Ich persönlich bin zutiefst davon überzeugt, dass du diese Ehre verdient hast. Wie du aber sicher weißt, so ist Voraussetzung für einen Triumph, dass durch die betreffende militärische Aktion dem Staat neues Herrschaftsgebiet hinzugefügt wurde. Der Senat hat über ähnliche Fälle schon beraten. Offenbar reicht es nicht aus, lediglich zuvor verloren gegangenes Territorium zurückzugewinnen. Auch Fulvius hat man, nachdem Capua zu Hannibal übergelaufen war und er die Stadt zurückerobert hatte, keinen Triumph zugestanden.« Cicero erläuterte ihm all dies mit scheinbar tief empfundenem Bedauern.
    »Das sind doch Formalitäten, meinst du nicht auch? Wenn Pompeius Konsul werden kann, ohne auch nur eine einzige der notwendigen Voraussetzungen zu erfüllen, warum kann man mir nicht wenigstens einen Triumph zugestehen? Ich weiß, dass dir die Schwierigkeiten eines militärischen Kommandos nicht geläufig sind. Oder auch die des Militärdienstes ganz allgemein«, fügte er hintersinnig hinzu. »Aber du wirst mir sicher darin zustimmen, dass ich alle anderen Voraussetzungen erfüllt habe. Ich habe im Feld fünftausend Feinde getötet, habe unter den Auspizien der Götter gekämpft, wurde von den Legionen zum Imperator ausgerufen, habe die Provinz befriedet und bin mit allen Truppen zurückgekehrt. Wenn jemand mit Einfluss, so wie du, einen Antrag im Senat einbringen würde, dann würde ich mich sehr großzügig zeigen.«
    Es entstand eine lange Pause, in der ich mich fragte, wie Cicero sich aus diesem Dilemma befreien würde.
    »Da draußen, Imperator, das ist dein Triumph!«, sagte er plötzlich und deutete in Richtung Via Appia. »Das ist das Monument für einen Mann wie dich! Solange Römer Zungen haben werden, um zu sprechen, werden sie sich an Crassus erinnern als den Mann, der über eine Strecke von dreihundertfünfzig Meilen, an Kreuzen im Abstand von einhundertsiebzehn Schritten, sechstausend Sklaven gekreuzigt hat. Kein anderer unserer großen Generäle wird jemals etwas Ähnliches vollbracht haben. Scipio Afficanus, Pompeius, Lucullus …« Cicero machte eine verächtliche Handbewegung. »Keiner von denen wäre jemals nur auf die Idee gekommen.«
    Cicero lehnte sich zurück und schaute Crassus lächelnd ins Gesicht. Crassus erwiderte das Lächeln. Die Zeit verstrich. Ich spürte, wie mir der Schweiß den Rücken hinunterlief. Die beiden fochten einen Wettbewerb aus: Wer würde als Erster aufhören zu lächeln? Schließlich stand Crassus auf und streckte Cicero die Hand hin. »Ich danke dir für deinen Besuch junger Freund«, sagte er.
     

     
    Als der Senat wenige Tage später zusammenkam, um die Ehrungen festzulegen, stimmte Cicero mit der Mehrheit gegen einen Triumph für Crassus. Stattdessen musste sich der Bezwinger von Spartacus mit einer Ovation zufriedengeben, eine in jeder Beziehung zweitklassige Ehrung. Er zöge nicht in einem von vier Pferden gezogenen Triumphwagen in die Stadt ein, sondern würde zu Fuß gehen müssen; statt schmetternder Trompeten gäbe es trällernde Flöten, statt einem Kranz aus Lorbeer nur einen aus Myrte. »Wenn der Mann nur einen Funken Ehre im Leib hat«, sagte Cicero, »dann lehnt er ab.« Fast überflüssig zu erwähnen, dass Crassus ' Zusage dem Senat kurze Zeit später vorlag.
    Als man zu den Ehrungen für Pompeius kam, bediente sich Afranius eines schlauen Manövers. Er nutzte seinen Rang als Prätor, um schon zu Beginn der Debatte das Wort zu ergreifen und zu verkünden, dass Pompeius in Demut und Dankbarkeit jede Ehrung, die das Haus ihm gewähre, akzeptieren würde: Er träfe morgen mit zehntausend Mann vor den Toren der Stadt ein und hoffe, so vielen Senatoren wie möglich persönlich zu danken. Zehntausend Mann? Nach dieser Ankündigung erschien es den Aristokraten nicht mehr ratsam, den Eroberer Spaniens öffentlich zu brüskieren. Per einstimmigem Votum wurden die Konsuln angewiesen, Pompeius, so bald es diesem möglich sei, ihre Aufwartung zu machen und einen uneingeschränkten Triumph anzubieten.
    Am nächsten Morgen kleidete sich Cicero mit noch größerer Sorgfalt als üblich und besprach sich dann mit Quintus und Lucius, wie weit er bei den bevorstehenden Unterredungen mit Pompeius gehen solle. Er entschied sich für die forsche Variante. Im nächsten Jahr würde er sechsunddreißig Jahre alt werden, das

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