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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Impfquoten.
    Trifft schon die erste Voraussetzung nicht zu, so ist auch die zweite nicht realistisch, es sei denn durch Einführung einer Impfpflicht. In den USA wird inzwischen von Kindern, die in die Middle School eintreten, ein Impfzeugnis oder die ärztliche Bescheinigung von Windpocken-Antikörpern verlangt ( CDC 1998). So wird aus einer ungefährlichen Kinderkrankheit ein Fall für die Seuchenpolizei und die Einschränkung der Persönlichkeitsrechte.
    Die Impfung verschlechtert künftig auch den Nestschutz der Säuglinge. Auch wenn die Mutter Windpocken hatte, ist er nicht perfekt, sorgt jedoch für einen milden und oft nahezu symptomlosen Krankheitsverlauf beim Säugling. Eine geimpfte Frau überträgt kaum Windpocken-Antikörper auf ihr Kind. Bei dessen Ansteckung ist daher ein heftiger Krankheitsverlauf zu erwarten.
    Es gibt keinen Beleg dafür, dass die Windpockenimpfung zu mehr Gesundheit und zu geringeren Ausgaben im Gesundheitswesen beiträgt – eher gibt es Belege für das Gegenteil. Die Empfehlung, Kinder gegen Windpocken zu impfen, ist wissenschaftlich nicht fundiert oder, wie man heute sagt: nicht evidenzbasiert. Auch ein Expertenkreis, der für die Stiftung Warentest arbeitet, riet im März 2012 von der Windpockenimpfung ab ( SW 2012).
    In Deutschland hat die Windpockenimpfung weder bei den Kinderärzten noch bei den Eltern die von den Behörden erwünschte Akzeptanz (Schnabel 2006,
EB
2010). Manche Eltern überlegen sich sogar, ob sie ihr Kind nicht gezielt infizieren lassen (»Windpockenparty«), um ihm die Erkrankung als Erwachsener zu ersparen.
    Es gibt dennoch einige Indikationen für die Windpockenimpfung: Jugendliche und Erwachsene, die keine Windpocken hatten bzw. keine Windpocken-Antikörper aufweisen, sollten sich impfen lassen. Auch Kontaktpersonen zu Patienten mit Immunschwächekrankheiten oder Chemotherapie sollte die Impfung nahegelegt werden.
    Zostavax: Impfstoff gegen Gürtelrose
    Der hochdosierte Impfstoff Zostavax (Hersteller: Merck USA , Vertrieb für Europa: Sanofi Pasteur MSD ) gegen Gürtelrose ist seit 2006 in den USA und Europa auf dem Markt. Er enthält mehr als zehnmal so viele Varicella-Zoster-Viren wie die Windpockenimpfstoffe und ist zugelassen zur einmaligen Anwendung ab dem Alter von 50Jahren.
    Belegt ist bisher nur eine Wirkung bei gesunden über sechzigjährigen Impflingen: Ihr Risiko, Gürtelrose zu bekommen, verringert sich in den drei Jahren nach der Impfung von 3,3 Prozent auf 1,6 Prozent. Über 350 Menschen müssen geimpft werden, um eine Zosterneuralgie zu verhindern (
AT
2009). Sterblichkeit oder Krankenhauseinweisungen wegen Gürtelrose werden nicht beeinflusst.
    Die Wirkung von Zostavax ist umso schlechter, je älter der Impfling ist, und hält nicht lange an. Besorgniserregend sind allergische Reaktionen und schwere Nebenwirkungen im Bereich von Herz-Kreislauf- und Nervensystem in einer Häufigkeit von 6:1000. Auch über schwere Augenschäden wurde berichtet (Charkudian 2011). Das
arznei-telegramm
sieht keine Indikation für den Impfstoff, denn es werden wahrscheinlich mehr Patienten geschädigt, als von der Schutzwirkung profitieren. Eine Impfdosis Zostavax kostet 148,65 Euro. »Für die Verhinderung einer postherpetischen Neuralgie im Zeitraum von drei Jahren sind bei Patienten über 60 Jahren 53000 Euro aufzuwenden« (
AT
2009).
    Die Zulassung des Impfstoffs ist Schlussakt einer großangelegten Strategie, aus den Windpocken das ultimative Geschäft zu machen: Erst verkauft man die Windpockenimpfung und erzeugt mehr Zoster, dann verkauft man die Zosterimpfung.
    Das Bundesland Sachsen ist wieder einmal vornedran und weist der STIKO den Weg: Seit Januar 2010 empfiehlt die sächsische Impfkommission SIKO die Impfung mit Zostavax für alle über Fünfzigjährigen. Die Transportwege in Sachsen sind nicht weit, denn der Impfstoff wird bei GlaxoSmithKline in Dresden produziert. Ein Heimspiel für den Global Player.
    Auch in Österreich ist die Zosterimpfung seit 2008 für alle über Fünfzigjährigen empfohlen. Sie ist allerdings kostenpflichtig. In der Schweiz übt man in Sachen Zosterimpfung kluge Zurückhaltung:
     
    »Nach eingehender Prüfung kommen die Eidgenössische Kommission für Impffragen ( EKIF ) und das Bundesamt für Gesundheit ( BAG ) zum Schluss, dass der Nutzen der Impfung für die öffentliche Gesundheit beschränkt ist, dass der Wirksamkeitsgrad keinen optimalen individuellen Schutz sicherstellt und dass keine Gruppen mit einem erhöhten

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