Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
und Südamerika Fledermäuse, in Afrika und Asien Schakale und Affen.
Ungefährlich ist das bloße Berühren oder Füttern von Tieren, auch wenn man sie an unverletzter Haut lecken lässt. Tollwutübertragung ist jedoch möglich, wenn erkrankte Tiere an verletzten Hautstellen lecken oder mit ihren Zähnen die Haut anritzen – selbst wenn es nicht blutet. Kontakt der Schleimhäute mit Tierspeichel, etwa durch versehentliches Augenreiben mit speichelbenetzten Händen, ist hochinfektiös ( STIKO 1997).
Vorkommen der Tollwut
Tollwut gibt es in fast allen Ländern der Welt (Info: www.who-rabies-bulletin.org ). Durch großangelegte Impfkampagnen ist sie zumindest bei Säugetieren aus weiten Teilen Europas verschwunden. Säugetiertollwut gibt es nur noch in osteuropäischen Ländern: sehr selten in Polen, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Albanien, Mazedonien und der Türkei; häufiger in Kroatien, Rumänien, den baltischen Staaten und den GUS -Staaten. In Europa werden jährlich etwa zehn Tollwutfälle beim Menschen bekannt, die meisten in Russland, Rumänien und der Türkei (Poetzsch 2002).
Die Schweiz ist seit 1998, Deutschland und Österreich sind seit 2008 frei von Tollwut. Auch in Tschechien, Griechenland und Zypern wird keine Tollwut mehr gemeldet. Restrisiken gibt es durch illegale Tierimporte, durch die Fledermaustollwut und durch Fernreisen. Endemisch ist die Tollwut in ganz Asien (außer in Taiwan, Japan und auf den Inseln im Indischen Ozean), Afrika und Lateinamerika. Gebiete mit besonders hoher Tollwutgefahr sind:
Asien:
Indien, Sri Lanka, Thailand, Vietnam, Nepal und Bangladesch,
Afrika:
alle tropischen Länder, Marokko und Tunesien.
Jährlich sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation 55000 Menschen an Tollwut, 95 Prozent davon in Asien und Afrika, die meisten in Indien ( WHO 2011).
Tropenmediziner schätzen, dass einer von 1000 Fernreisenden von einem Tier gebissen wird. Unbekannt ist, wie oft anschließend gegen Tollwut geimpft wird. Das Erkrankungsrisiko scheint jedenfalls sehr gering zu sein: In Deutschland wurden zwischen 2001 und 2011 sechs menschliche Tollwuterkrankungen gemeldet, alle nach Bissen im Ausland, vor allem in Indien und Marokko ( RKI 2012).
Hunde sind für 99 Prozent aller Tollwutfälle verantwortlich. In Ländern, in denen es noch Tollwut gibt, ist die wichtigste Verhaltensregel: Abstand von Füchsen und streunenden Hunden oder Katzen. Vor allem Radfahrer oder Motorradfahrer müssen sich in Acht nehmen. Kinder sind wegen ihrer natürlichen Neugier und Tierliebe besonders gefährdet.
Auch in »tollwutfreien« Ländern gibt es Fledermäusetollwut. Diese Tiere sollten – wenn überhaupt – nur von Sachverständigen oder mit festen Lederhandschuhen angefasst werden.
Die Diagnose der Tollwut
Im Frühstadium der Tollwut ist die Labordiagnose unsicher. Zwar kann man versuchen, das Virus im Speichel oder der Nackenhaut des Tieres oder in Tränen, Speichel oder Rückenmarkswasser der gebissenen Person nachzuweisen ( PCR ). Ein negativer Befund ist jedoch kein Beweis gegen eine Infektion.
Man braucht also kein Labor: Jeder Tierbiss in einer Tollwutregion erfordert zwingend den sofortigen Beginn der empfohlenen Impfserie. Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, kommt jede Impfprophylaxe zu spät.
Bei der reisemedizinischen Beratung muss daher über die Möglichkeit einer Tollwutübertragung aufgeklärt werden. Nach einem Tierbiss sollte ohne Verzug das nächste Krankenhaus aufgesucht werden.
Kann man das Tier, von dem der Biss stammt, einfangen und überlebt es länger als zehn Tage, so hat es sicher keine Tollwut, und die begonnene Impfserie kann abgebrochen werden (
EB
2011).
Der Tollwutimpfstoff
In Deutschland und der Schweiz gibt es zwei zugelassene Tollwutimpfstoffe: Rabipur (Chiron Behring) und Tollwutimpfstoff Mérieux (Sanofi). In Österreich ist nur Rabipur erhältlich.
Rabipur ist auf Hühnerzellen gezüchtet, der Impfstoff von Sanofi wird auf menschlichen Zellkulturen hergestellt und ist besser verträglich. Die Impfstoffe enthalten Spuren von Antibiotika, Polygelin (Rabipur) und Phenolsulfonphthalein (Mérieux-Impfstoff) – alles Substanzen, gegen die Allergien möglich sind.
Die Impfung ist geeignet zur Vorbeugung und auch als Schutz nach einem Tierbiss. Für bestimmte Risikogruppen ist die Impfung öffentlich empfohlen, beispielsweise für Tierärzte, Tierpfleger und Förster. Auch vor Abenteuerreisen oder Langzeitaufenthalten in
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