Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Hochrisikoregionen muss die Impfung erörtert werden.
Für den nahezu 100-prozentigen Impfschutz sind innerhalb von vier Wochen drei Injektionen in die Oberarmmuskulatur notwendig. Die Schutzwirkung beginnt zwei Wochen nach der zweiten Impfung.
Auffrischungsimpfungen sollen zunächst nach einem Jahr, danach alle drei bis fünf Jahre erfolgen. Eventuell reichen jedoch auch längere Impfabstände aus. Da mit jeder zusätzlichen Impfung das Risiko von Nebenwirkungen zunimmt, ist es besser, in bestimmten, etwa jährlichen Abständen aus dem Blut die Antikörper überprüfen zu lassen und nur zu impfen, wenn sie unter die sicher schützende Konzentration absinken (weniger als 5 IE /ml).
Die WHO empfiehlt nach einem verdächtigen Tierbiss auch bei vollständig Geimpften eine sofortige Auffrischung (zwei Impfdosen innerhalb von drei Tagen).
Die Impfempfehlung
Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin empfiehlt die Tollwutimpfung für Reisende in Länder mit hohem Tollwutrisiko, vor allem bei Langzeitaufenthalten. Zusätzliche Kriterien bei der Impfentscheidung sind die ärztliche Versorgung vor Ort, der Zugang zu Apotheken bzw. Impfstoffen sowie der möglicherweise geplante Umgang mit Tieren. Ein Abenteuerurlaub fernab der Zivilisation ist sicher anders zu beurteilen als ein Strandurlaub oder eine Städtereise.
Innerhalb der Länder Mitteleuropas ist die Impfung nur noch empfohlen bei möglichem beruflichem Kontakt zu infizierten Tieren (zum Beispiel Tierärzte, Tierpfleger) oder Tollwutviren (Laborpersonal) sowie bei möglichem Kontakt zu Fledermäusen (zum Beispiel Höhlenforscher, Tierschützer).
Die Tollwutimpfung bei Tieren
Innerhalb Deutschlands, Österreichs und der Schweiz wird die Tollwutimpfung für Haustiere nicht mehr für nötig gehalten.
Für Reisen mit Haustieren ins Ausland ist der EU -Heimtierausweis vorgeschrieben, der von Tierärzten ausgestellt wird. Voraussetzung ist eine gültige Tollwutimpfung und die Kennzeichnung des Tieres mit einem Mikrochip.
Tollwutimpfung nach möglicher Infektion (»postexpositionell«)
Bisswunden müssen sofort gründlich mit Wasser und Seife gereinigt und anschließend desinfiziert werden, zum Beispiel mit 70-prozentigem Alkohol oder Polyvidon-Jod. Nach Bissverletzungen durch Tiere sollte immer ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Die Wunde darf nicht genäht werden. Der Tetanusschutz ist zu überprüfen. Da Tierbisse häufig zu Wundinfektionen führen, ist die Wunde gut zu beobachten, gegebenenfalls ist der Einsatz eines Antibiotikums zu erwägen.
Stammt der Biss von einem wilden oder unbekannten Tier in einem Gebiet, in dem Tollwut vorkommt, oder von einem illegal importierten Tier, ist eine Tollwutimpfung angezeigt. Eine Kontraindikation zur Impfung gibt es nicht, da es um Leben oder Tod geht. Laboruntersuchungen sind zu zeitaufwendig, mit der Impfserie nach dem Schema 0 – 3 – 7 – 14 – 28 Tage sollte so früh wie möglich, am besten innerhalb von 24 Stunden begonnen werden. Die Impfung ist dann »schneller« als die Infektion und kann mit hoher Sicherheit die Erkrankung verhindern.
Wurde die Haut nicht durchbissen, hat also die Bissstelle nicht geblutet, so reicht die Impfung nach obigem Schema aus. Nach blutigen Bissverletzungen oder Kratzwunden, nach Kontakt von Schleimhäuten oder offenen Wunden mit Tierspeichel und nach Biss von einer Fledermaus sollte sicherheitshalber auch Tollwutserum gespritzt werden (Berirab oder Tollwutglobulin Mérieux 20 IE /kg Körpergewicht). Ist kein Serum aufzutreiben, empfiehlt sich ein höher dosiertes Impfschema mit zwei Injektionen am ersten Tag in die beiden Oberarme, dann Auffrischungsimpfungen am 7. und 21. Tag (»2-1-1-Schema« nach WHO ).
Jährlich werden mehr als 15 Millionen Menschen weltweit nach Tierbissen geimpft. Allein in Afrika und Asien wird dadurch über 300000 Menschen das Leben gerettet (Knobel 2005). Es sind nur sehr wenige Fälle bekannt, bei denen es trotz nachträglicher Impfung zu einer Tollwuterkrankung gekommen ist.
Die Kosten sind allerdings immens, vor allem wenn man bedenkt, dass der Impfstoff auch in Entwicklungsländern 40 bis 50 Dollar kostet, bei einem Tageseinkommen der meisten Menschen von 1 bis 2 Dollar. Programme zur Tollwutbekämpfung bei Tieren wären auf Dauer der kostengünstigere Weg.
Nebenwirkungen der Tollwutimpfung
Etwa jeder fünfte Impfling klagt über leichte Reaktionen wie Beschwerden an der Impfstelle. Seltener treten Fieber, Kopfschmerzen,
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