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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Nieren- und Kreislaufversagen führen kann. Fehlt eine Behandlungsmöglichkeit, beträgt die Sterblichkeit bei unter- oder mangelernährten Patienten bis zu 50 Prozent. Ein Überleben der Erkrankung hinterlässt einen mehrjährigen Schutz vor einer erneuten Infektion. Schwangere übertragen ihre erworbenen schützenden Antikörper auf das Kind.
    Die Therapie ist sehr einfach und besteht aus der Gabe von Flüssigkeit und Elektrolyten – entweder über entsprechend zusammengesetzte Getränke, was bei 80 bis 90 Prozent der Patienten ausreicht, oder über Infusionen. Antibiotika werden zusätzlich empfohlen, um die Durchfalldauer und die Keimausscheidung zu verkürzen. Sie haben jedoch in letzter Zeit zu immer mehr Resistenzen bei den Erregern geführt.
    Unter adäquater Therapie wird die Cholera in fast allen Fällen ohne Folgeerscheinungen überstanden. Eine Häufung von Todesfällen ist immer durch Unterernährung und fehlende medizinische Versorgung bedingt. Selbst in Katastrophengebieten liegt die Sterblichkeit unter 1 Prozent, wenn ärztliche Hilfe vorhanden ist ( WHO 2011).
    Die Choleraimpfung
    In Europa steht ein Schluckimpfstoff gegen Cholera zur Verfügung: Dukoral, hergestellt aus abgetöteten Cholerabakterien und Bestandteilen des Choleratoxins. Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren erhalten zwei, jüngere Kinder drei Impfdosen im Abstand von je ein bis sechs Wochen. Die Immunisierung soll spätestens zehn Tage vor der Ankunft in einem Choleragebiet abgeschlossen sein.
    Die Schutzrate liegt in den ersten Monaten bei über 80 Prozent, sinkt aber schon innerhalb eines Jahres deutlich ab (
AT
2005, WHO 2010). Untersuchungen zur Wirksamkeit bei westlichen Urlaubern gibt es bisher nicht, und es ist zweifelhaft, ob die Ergebnisse der Impfstudien aus Peru oder Bangladesch für sie relevant sind (
AT
2005).
    Gegen den in Südasien vorherrschenden Choleratyp O 139 vermittelt Dukoral keinen Schutz. Die von der Weltgesundheitsorganisation approbierten Impfstoffe Shanchol und ORC -Vax, die teilweise auch gegen diesen Typ wirksam sind, werden in Indien bzw. Vietnam hergestellt und sind nur in Asien erhältlich.
    Weder die Weltgesundheitsorganisation noch die impffreudigen Centers for Disease Control and Prevention ( CDC ) der USA raten zur Choleraimpfung als Routineimpfung für Reisende. Wesentliche Maßnahmen zur Vorbeugung von Erkrankungen ist die Einhaltung der üblichen Hygieneempfehlungen. Der Nachweis einer Choleraimpfung wird in keinem Land der Erde mehr verlangt.
    Die STIKO und die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft empfehlen die Choleraimpfung vor Reisen in Cholera-Infektionsgebiete, speziell bei mangelhaften Hygienebedingungen und aktuellen Ausbrüchen. Wichtigste Zielgruppe ist Hilfspersonal in Flüchtlingslagern oder bei Naturkatastrophen ( RKI 2010, DTG 2012).
    Für die ansässige Bevölkerung sind die Impfstoffe im Fall von Choleraausbrüchen wenig hilfreich, da der Schutz erst nach zwei bis drei Wochen greift, die Logistik für eine zweimalige Impfung aufwendig ist und die Kosten beträchtlich sind.
    Sinnvolle Maßnahmen zur Cholerabekämpfung in den Entwicklungsländern sind Investitionen in die Trinkwasserversorgung, in sanitäre Anlagen, in das Gesundheitswesen und ganz allgemein in die Hebung des Lebensstandards im Sinne der Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen.
    Nebenwirkungen
    Die Sicherheit der Impfstoffe ist schlecht untersucht und schwer einzuschätzen ( AT 2005). An Nebenwirkungen werden vor allem Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfälle beobachtet. Darüber hinaus wird über Kopfschmerzen, Fieber und Hautausschläge berichtet.
    Bisher gibt es keine Untersuchungen zur Auswirkung der oralen Impfstoffe auf die Darmflora. Der deutliche Störeffekt eines chinesischen Choleraimpfstoffs auf die normalen Darmbakterien lässt jedoch vermuten, dass der Darm nach der Impfung weniger widerstandsfähig gegen andere Durchfallerreger sein könnte, was gerade bei einer Fernreise unerwünscht ist (Wu 2004).
    Die Choleraimpfung ist kontraindiziert bei angeborener oder erworbener Immunschwäche, in der Schwangerschaft und bei Kindern unter zwei Jahren.
    Zusammenfassung
    Cholera ist eine schwere Durchfallerkrankung in Ländern mit niedrigem hygienischem Standard oder unter Katastrophenbedingungen. Opfer sind vor allem geschwächte und unterernährte Personen.
Die Prophylaxe besteht aus der Einhaltung hygienischer Vorsichtsmaßnahmen: Wasser und Nahrungsmittel nur frisch gekocht, rohes Gemüse

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