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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sara.
    Sie würden Mister Colding umbringen.
    Sie durfte niemandem erzählen, was sie getan hatte. Niemals. Denn das war nicht nur ein Selbstmordversuch: Ihr Wahnsinn war eine Gefahr für das Leben aller. Sie würden sie nach China zurückschicken. Und dort würde sie wieder in eine Anstalt gesteckt werden, genau wie Doktor Rhumkorrf gesagt hatte.
    Sie konnte nicht zurückgehen. Sie erinnerte sich wieder daran, wie hoffnungslos sie sich gefühlt hatte, wie sie den Tod herbeisehnte und doch nichts unternehmen konnte wegen der starren Zwangsjacke, die sie tragen musste. Sie erinnerte sich wieder daran, wie dieser Ort gerochen hatte.
    Sie musste das Ancestor-Projekt stoppen, aber sie konnte niemandem erzählen, warum das so wichtig war oder was genau sie getan hatte.
    Die sichere Verbindung nach Manitoba war ihre letzte Chance, wenn alles andere scheiterte. Sie konnte sich ins Computernetzwerk einhacken und sich so Zugang zum Internet verschaffen. Dann konnte sie einen simplen Voiceover-IP-Anruf absetzen. Das einzige Problem bestand darin, dass sie den Störsender auf Black Manitou ausschalten musste, wenn sie die Satellitenverbindung aktivieren wollte, über den die gesicherten Anrufe liefen. Wenn jemand im Überwachungsraum war und die Geräte tatsächlich im Auge behielt, würde er sofort wissen, dass sie Kontakt zur Außenwelt aufnahm.

    Jian betrachtete ihren Finger, der immer noch über der Tastatur schwebte. Er zitterte, doch die Bewegung war kaum wahrnehmbar.
    Sie zog die Hand zurück. Noch nicht. Noch nicht. Sie würde sich noch einmal darum bemühen, dass irgendjemand ihr zuhörte.
    Aber wenn niemand sie anhören wollte, dann wusste sie, was sie zu tun hatte.

28. November: Fischer wartet
    Implantation + 19 Tage
     
    Paul Fischer las die gedruckten Berichte durch, die man allesamt mit einem einzigen Wort zusammenfassen konnte.
    Nichts.
    Genau das hatten sie: nichts. Die Justizbehörden, das Militär und mehrere Geheimdienste hatten Genadas sämtliche finanzielle Unterlagen, Berichte über die Firmengeschichte, Personalakten und alle nur denkbaren zusätzlichen Aufzeichnungen durchgesehen, um an Informationen über den Aufenthaltsort von Claus Rhumkorrf, Liu Jian Dan, Tim Feely oder Patrick James Colding zu gelangen. Inzwischen mussten die Geheimdienste sogar nach weiteren Personen suchen – nach Magnus Paglione, der kurz nach Pauls Besuch in Manitoba verschwunden war, sowie nach der vermuteten Crew von Genadas C-5: Sara Purinam, Alonzo Barella, Harold Miller und Matt »Cappy« Capistrano.
    Nach allen suchten sie, und trotzdem hatten sie … nichts.
    Fischer schob die Unterlagen beiseite und lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. Er musste seine Niederlage eingestehen. Colding hatte ihn geschlagen.
    Alles, was Fischer blieb, war abzuwarten und darauf zu hoffen, dass jemand bei Genada einen Fehler machte.

29. November: Durchgeknallte Orks und Elben
    Implantation + 20 Tage
     
    Ein Fantasy-Roman. Yeah. Der würde echt Geld bringen. Durchgeknallte Orks und Elben und all so’n Scheiß. Irgendwelche Kids mit magischen Kräften. Wie schwierig konnte das schon sein?
    Gunther wusste, dass sein romantischer Vampirroman ein garantierter Erfolg war. Warum sollte er da nicht genauso gut einen schwachsinnigen Fantasy-Schinken unter Pseudonym raushauen? Jesus, schließlich gab es Achtzehnjährige, die das taten und Millionen machten, indem sie den x-ten Aufguss von Tolkien ablieferten. Die Nerds kauften alles mit einem Drachen auf dem Umschlag, und so gut etwas zusammenklauen wie seine Vorgänger konnte Gunther schon lange.
    Er musste mit einer Suche beginnen – einer Suche, die zugleich eine Reise war. So fingen alle diese Dinger an, echt. Irgendein dödeliger Bauernjunge brach von zu Hause auf und erlebte verschiedene Abenteuer, indem er zum Beispiel durch einen magischen Sumpf kam oder so, und dann …
    Ein Piepsen aus der Konsole unterbrach seine Konzentration.
Der neue Alarm, den Tim zur Überwachung der Vitalfunktionen der Kühe installiert hatte. Erhöhter Puls bei Miss Milchshake. Gunther gab die entsprechenden Befehle ein, so dass die Monitore das Unterdeck der C-5 zeigten.
    Per Fernsteuerung bediente er die Kamera, während aus dem Piepsen ein ununterbrochenes Dröhnen wurde. Herzstillstand.
    »Ooooh.«
    Er führte die Kamera immer weiter, bis sie Miss Milchshakes Box erreicht hatte. Auf dem schwarz-weißen Monitor sah er, wie sich eine dunkle Pfütze unter der durchsichtigen Kunststofftür hinweg

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