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Implantiert

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Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgerissenen Hände und schob sich dann vorsichtig zwischen den Ästen hindurch, um die schützende Schneewand nicht zu zerstören.

30. November, 21:38 Uhr
    Etwa alle fünf Minuten legten sich die Hurrikan-Winde, nur um gleich darauf wieder Fahrt aufzunehmen. In diesen ungefähr zwei Sekunden andauernden Pausen schien das Schneetreiben nachzulassen, und die Sichtweite erhöhte sich von etwa sechs auf gut dreißig Meter. In diesen Pausen wirkte ein kleines Licht wie ein Leuchtfeuer der Hoffnung.
    Sara stützte sich gegen einen Baum am Waldrand und sah über ein offenes Feld zu dem flackernden Schimmer hinüber. Ihre Kraft war fast aufgebraucht. Sollte sich bei diesem Licht keine Hilfe finden lassen, bliebe ihr nichts anderes übrig, als zu Tims Baum zurückzugehen, unter die Äste zu kriechen und der Natur die Entscheidung über ihr Schicksal zu überlassen.
    Sie trat hinaus auf das Feld. Von den Bäumen ungebremst, blies der Wind viel stärker und trieb ihr brennende Schneeflocken ins Gesicht und in die Augen. Sie lehnte sich gegen den Wind und kämpfte sich durch den hüfthohen Schnee voran. Mit jedem unsicheren Schritt wurde das Licht ein wenig heller und flackerte etwas weniger.
    Nach ein paar Schritten und einem weiteren Abflauen des Windes offenbarte sich ihr ein Anblick, der schöner war als alles, was sie in ihrem Leben je gesehen hatte.
    Das Licht gehörte zu einer Scheune.

    Svens Scheune.
    Sie drehte sich um und stolperte zurück auf den Pfad, den sie sich selbst durch den hüfthohen Schnee gebahnt hatte.
     
    Anderthalb Meter von dem Scheunentor entfernt gaben Saras Beine schließlich auf. Nachdem sie einen 130 Pfund schweren Mann über einen halben Kilometer weit durch den Schnee geschleppt hatte, konnte ihr Körper nicht mehr. Sie fiel mit dem Gesicht voran in eine fast zweieinhalb Meter hohe Schneewehe, die der Wind geschaffen hatte, der gegen die rote Scheune peitschte. Tim verschwand fast völlig. Pulverschnee wirbelte auf und fiel von allen Seiten wieder auf ihn herab, bis nur noch seine Füße zu sehen waren.
    Sie konnte nicht mehr aufstehen. Sie wollte nicht mehr aufstehen. Scheiß drauf. Dann würde sie eben erfrieren, na und? Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis Magnus nach ihr suchen würde. Warum die Sache nicht einfach beenden und nur noch tot sein wie ihre Freunde, denen sie nicht hatte helfen können?
    Alonzo.
    Cappy.
    Miller.
    Warum nicht einfach aufgeben?
    Weil sie wollte, dass Magnus Paglione mit seinem Leben bezahlte. Und das war mehr als Grund genug zum Weiterkämpfen.
    Sara richtete sich auf. Sie machte sich nicht die Mühe, den Schnee aus ihrem Gesicht zu wischen, und humpelte auf das Schiebetor der Scheune zu. Ihre gefühllosen Hände packten den schwarzen Griff. Muskeln drückten mit letzter Kraft, und auf seinen Metallrädern rasselnd öffnete sich das Tor einen knappen Meter weit.

    Sara trat ein und ließ den Sturm hinter sich. Eine Oase der Ruhe umgab sie.
    Wie waren denn DIE nur hier hereingekommen?
    Wasser stieg ihr in die Augen, sie sah etwa zwei Dutzend Kühe, die friedlich in ihren mit Heu gefüllten Ställen lagen. Sie schüttelte den Kopf, damit sie einen klaren Gedanken fassen konnte. Das waren Svens Kühe, nicht die Kühe aus dem Flugzeug.
    Sie zwang sich, wieder hinaus in den Sturm zu gehen, wo sie Tim bei den Füßen packte und aus der Schneewehe zog. Sein Gesicht streifte über den schneebedeckten Boden, doch mehr Kraft hatte Sara nicht aufzubieten. Schließlich gelang es ihr nach all der Kälte, den Schmerzen und der Erschöpfung, Tim Feely an eine sichere Stelle zu schleppen.
    Sara stolperte zum Scheuneneingang und drückte mit ihrem ganzen Gewicht gegen den schwarzen Griff, während der Wind Schnee ins Innere des Gebäudes blies. Es war fast, als versuche eine übernatürliche Hand ein letztes Mal ein Opfer zu packen, das ihr zu entwischen drohte. Die Räder knirschten, als sich das Tor schloss, und endlich gelang es ihr, den heulenden Wind auszusperren.
    Es war nicht warm in der Scheune, aber die Temperatur lag deutlich über null. Sara hörte das Brummen des gasbetriebenen Generators. Sie sah sich in der gewaltigen Scheune um und erkannte das orangefarbene Leuchten mehrerer tragbarer Heizgeräte.
    Sicherheit.
    Sie hatte es geschafft. Mit letzter Kraft zog Sara Tim vor eines der großen elektrischen Heizgeräte. Dann brach sie zusammen.
    Sie schlief auf der Stelle ein.

FÜNFTES BUCH
DIE NEUGEBORENEN

1. Dezember, 7:15 Uhr
    Der Sturm hatte in seiner

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