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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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schleimbedeckte Augen blinzelten immer noch.
    Die Kreatur, die aus ihrem Bauch gekommen war, bohrte ihre Zähne allerdings nicht in das Fleisch der noch lebenden Kuh. Sie erhob sich auf ihren schwankenden Beinen und stolperte auf Sven zu. In diesem Augenblick ging Mookie zum Angriff über. Sie knurrte mit wütend verzerrten Lefzen und schlug ihre weißen Zähne in den großen Kopf der Kreatur. Die Hündin warf sich so heftig hin und her, dass sie abrutschte und dabei das linke Ohr der Kreatur abriss.
    Aufblitzende Krallen. Sofort verwandelte sich Mookies tiefes Knurren in ein schrilles Jaulen, ein echtes Jaulen, das nichts mit der Show zu tun hatte, die sie abzog, wenn Sven sie zu erziehen versuchte. Mookie wurde irgendwo nach rechts weggeschleudert. Sven konnte nicht sehen, wo sie landete, denn verschwommen musste er erkennen, dass die Kreatur auf ihn zukam.
    Schwarze Augen, die in seine starrten.

    Das Maul, das sich öffnete … gleißende Zähne.
    Heißer Atem in seinem Gesicht, wie der Atem eines Welpen. Eine wunderbare Erinnerung erfüllte Sven; er dachte an die kleine warme schwarze Fellkugel, die er in einer Hand hatte halten können, und an eine winzige rosa Zunge, die seine Wange geküsst hatte.
    Dann stach etwas in seinen Hals – wie ein Dutzend spitze Messer.
    Die Krähen verwandelten sich in riesige Bussarde, die ihm alles Licht nahmen.
    Dann nichts mehr.

2. Dezember, 6:02 Uhr
    Der Ted Nugent kam vor der großen Steinkirche zum Stehen. Der nachlassende Sturm wischte den Schnee in alle Richtungen von den schwarzen Steinwänden – nach unten, zur Seite und sogar nach oben. Sara, Tim und Clayton sprangen aus dem Wagen und gingen zur Tür. Sara sah zu, wie Clayton seine Fäustlinge auszog und nach seinem übergroßen Schlüsselring kramte.
    Die schwarzen Wände der Kirche wirkten solide wie die einer Festung. Wenn es irgendeinen Ort auf der Insel gab, an dem sie ausharren und auf Hilfe warten konnte, dann hier.
    Clayton fand den Schlüssel. Die über dreieinhalb Meter hohe Tür öffnete sich mit einem unheimlichen Knarren. Sara und Tim folgten Clayton ins Innere des Gebäudes; dann drückte Sara die Tür wieder zu und sperrte den Wind aus. Schnee, der hereingeweht worden war, schwebte sanft zu Boden.

    Sara starrte zu den Balken hinauf, die in neun Metern Höhe das Kirchendach trugen. Dort, wo sich der Anstrich gehalten hatte, besaß das Holz einen warmen Braunton, doch überall sonst war es schwarzgrau. Frühes Morgenlicht fiel durch die Buntglasfenster, die Szenen aus dem Leben der zwölf Apostel darstellten. Die meisten Kirchenbänke waren noch vorhanden, obwohl alle mehr oder weniger verrottet waren. Bei zwei oder drei von ihnen waren die unteren Latten weggebrochen, so dass sie mit einem Ende schräg auf der Erde auflagen. Über der hohen Eingangstür befand sich der Chor. An den beiden Seitenwänden der Kirche verlief eine Empore unter den Bleiglasaposteln. Vor der rückwärtigen Wand der Kirche erhob sich ein dreistufiger Granitaltar wie eine Bühne. Hinten auf dieser Bühne stand ein sechs Meter hohes Kreuz, im Bühnenvordergrund ein reich verziertes, inzwischen verrottetes Holzpodium. Das ganze Gebäude roch nach feuchtem Gestein, kalt und muffig.
    Sara deutete auf die Chor-Empore. »Wie kommen wir da hoch?«
    »Rechts hinter dem Altar befindet sich eine Treppe«, sagte Clayton. »Eng, aber stabil. Und bevor Sie fragen: In den Glockenturm kommt man von der Empore aus.«
    »Ist Magnus schon mal hierhergekommen?«, fragte Tim. »Vielleicht, um kleinen Vögeln die Flügel auszureißen oder Eichhörnchen bei lebendigem Leib das Fell abzuziehen?«
    »Ich bin der Einzige, der einen Schlüssel zu diesem Gebäude hat. Solange Sven die Klappe hält, wird niemand nach euch suchen. Vor etwa vierzig Jahren ging es allerdings hoch her, als ich und Elvis nach Feierabend hier aufkreuzten und zusammen mit Ann-Margret einen ganzen Pitcher Screwdriver kippten. Aber das ist jetzt nicht die Zeit für Geschichten.«

    Sara sah hinauf zum Heiligen Andreas aus Buntglas. Ein Teil der linken Seite seines Gesichts war herausgefallen. Schneeflocken wirbelten durch seine offene Wange. »Und jetzt?«
    Clayton kratzte seine grauen Stoppeln. »Na ja, ich muss an den gesicherten Terminal rankommen, um meinen Sohn zu erreichen. Dann werden wir sehen, wann er mit dem Boot hier rausfahren kann.«
    »Clayton«, fragte Sara, »wird Magnus den gesicherten Computer nicht im Auge behalten?«
    Er dachte einen Augenblick nach und starrte

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