Implantiert
einmalige Gelegenheit
Die fünf Besucher in Genadas plüschigem Konferenzraum wirkten, als hätten sich sich für ein Gruppenfoto von Fortune 500 zusammengefunden, das die reichsten Menschen der Welt zeigen soll. Zwei Männer und eine Frau aus Amerika, ein britischer Playboy und Unternehmer sowie ein chinesischer Schiffsmogul. Beide Amerikaner hatten Milliarden mit Technologiefirmen gemacht, der eine mit Software, der andere mit einer Suchmaschine, während die Frau eine Handvoll Hotels, die schon länger im Besitz ihrer Familie waren, zur zweitgrößten Hotelkette der Welt ausgebaut hatte.
Der Schiffsmogul stellte das größte Risiko dar. Sollte die chinesische Parteiführung von dieser Aktion erfahren, würde Danté jede Menge Fragen beantworten müssen. Die chinesische Regierung betrachtete sich als den einzigen größeren Investor bei diesem Projekt. Wenn das Unternehmen Erfolg hatte, wären die Chinesen in der Lage, den etwa anderthalb Millionen Bürgern zu helfen, die in ihrem Land auf eine Organtransplantation warteten. Weil es pro Jahr nur etwa einhunderttausend potenzielle Spender gab, war die Volksrepublik fast verzweifelt darum bemüht, diesen Mangel zu beheben. Die Lage war düster. Immer wieder berichteten Menschenrechtsorganisationen darüber, dass Gefangene ermordet wurden, um in den Besitz ihrer Organe zu gelangen. China brauchte eine Lösung. Rhumkorrfs Projekt war genau das.
Doch natürlich war der Schiffsmagnat nicht zu einem der reichsten Menschen auf diesem Planeten geworden, indem er leichtfertig Informationen über exklusive Investitionsmöglichkeiten preisgab. Er würde keine Probleme machen. Jedenfalls hoffte Danté, dass er keine Probleme machen würde.
Danté begrüßte die Milliardäre, schenkte ihnen sein bezauberndstes Lächeln und kam ohne lange Vorreden gleich zum Geschäft. »Genada hat bei einem entscheidenden Projekt Probleme mit dem Cash-flow. Wir brauchen Kapital, und wir brauchen es sofort. Dies eröffnet Ihnen innerhalb eines begrenzten Zeitfensters die Möglichkeit zur Investition. Sie alle haben ein Vertraulichkeitsabkommen unterschrieben, weshalb ich Ihnen die entsprechenden Informationen nicht länger vorzuenthalten brauche.«
Er griff nach einer Fernbedienung, drückte auf einen Knopf und schaltete den Flachbildschirm ein, der an einer
der Wände hing. Die schematische Darstellung einer gezackten roten Linie erschien, die nach oben anstieg.
»Diese rote Linie stellt die wachsende Anzahl von Menschen in den Vereinigten Staaten dar, die unter einer tödlichen Krankheit leiden und auf eine Organtransplantation warten. Im Augenblick sprechen wir von einhunderttausend Betroffenen. Vor fünf Jahren waren es achtzigtausend und vor einer Dekade sogar nur dreiundfünfzigtausend. Alle zehn Minuten wächst diese Liste um einen weiteren Namen. Nur etwa fünfzehntausend Organe werden dieses Jahr zur Verfügung stehen; etwa fünfundfünfzig Prozent davon stammen von verstorbenen Spendern, bei den übrigen handelt es sich um Organspenden von Lebenden. In den Vereinigten Staaten beträgt die Wartezeit auf eine Niere über vierzehn Monate. Jedes Jahr wächst der Abstand zwischen Bedarf und Verfügbarkeit von Organen um etwa zwölf Prozent. Etwa vierzehntausend Amerikaner werden alleine in diesem Jahr sterben, weil sie auf ein Organ warten, das nie kommen wird.
Diese Zahlen beziehen sich, wie gesagt, nur auf die Vereinigten Staaten. Weltweit liegt einigen Schätzungen zufolge die Zahl der Menschen, die auf Nierentransplantationen warten, in der Größenordnung von bis zu 750 000. Ganz zu schweigen vom Bedarf an Herzen, Lungen und Lebern.
Genada schätzt, dass der Durchschnittspreis für ein Ersatzorgan etwa bei fünfzigtausend Dollar liegen wird. Daraus ergibt sich ein jährlicher Markt mit einem Umfang von über siebenunddreißig Milliarden. Und das ist nur der gegenwärtige Markt. Da sich in Indien, China und anderen Schwellenländern die allgemeinen Lebensbedingungen und die medizinische Versorgung ständig verbessern, erwarten wir, dass sich die Anzahl der Menschen, die eine Organspende
benötigen, in den nächsten zehn Jahren verdoppeln wird. Habe ich bis hierher Ihre Aufmerksamkeit?«
Die Köpfe der fünf potenziellen Investoren nickten gleichzeitig.
»Zur Zeit versuchen mehrere Unternehmen, diesem Mangel abzuhelfen durch ein Verfahren, das als Xenotransplantation bezeichnet wird. Dabei werden Organe oder Gewebe von einer Spezies auf eine andere
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