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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben, die ihm passte.
    »Soll ich mal bei Rhumkorrf vorbeischauen?«
    Wieder zuckte Tim mit den Schultern. »Wenn du Gefallen an der Gesellschaft eines rechtschaffenen Arschlochs findest, dann ist das deine Sache. Er ist mit Sicherheit im Genetiklabor. Aber warum solltest du das tun, wenn du deinen Hintern hier für ein paar Minuten parken kannst, um einen Drink mit mir zu nehmen, Bruder?«
    »Ich denke, ich werde erst nachsehen, wie es allen geht. Vielleicht nehme ich später am Abend noch einen Schluck.«
    Tim schüttelte den Kopf. »Nein, später geht das nicht mehr. Im Augenblick … mache ich eine Art Pause, aber in ein paar Stunden schließe ich mich hier ein. Dann wird
wirklich geforscht, weißt du? Tim muss eine Weile allein sein. Und bevor du fragst: Ich habe nachgesehen, wie es Jian geht, und es geht ihr gut. Und bevor du die nächste Frage stellst: Ich sorge dafür, dass sie in Kürze ihre Medikamente nimmt.«
    »Wahnsinn. Kannst du Gedanken lesen oder was?«
    »Entweder ist es das, oder ich habe einfach nur ein gutes Kurzzeitgedächtnis«, sagte Tim. »Wenn du also nichts mit mir trinken willst, dann solltest du höflich deiner Wege ziehen, damit ich Tetris zu meiner digitalen Spielgefährtin machen kann.«
    Colding salutierte halbherzig und verließ das Apartment.
    Wie Tim vorhergesagt hatte, stand Rhumkorrf allein im Genetiklabor und starrte auf den wandgroßen Bildschirm, der jetzt nur noch schwarze Rechtecke zeigte.
    »Is was, Doc?«
    Rhumkorrf drehte sich um, die Augen vor Ärger zusammengekniffen, doch er schien sich ein wenig zu entspannen, als er Colding sah. »Ich fürchte, ich bin heute nicht in Stimmung für Ihre komödiantischen Anspielungen, mein Freund.«
    »Elend auf dem Eiland«, sagte Colding. »So schlimm?«
    »Ja, so schlimm. Wir stecken fest. Ich bin davon überzeugt, dass wir etwas relativ Offensichtliches übersehen.«
    »Haben Sie schon mal versucht, alles aus- und dann wieder einzuschalten?«
    Rhumkorrf starrte ihn an. Dann lachte er. »Wenn es nur so einfach wäre. Ist Bobby noch da? Ich könnte ein bisschen Zeit in der Luft gebrauchen, um all das hier zu vergessen.«
    »Tut mir leid, aber er musste gleich wieder los. Falls das ein Trost ist: Er hat vier neue Proben gebracht.«
    Der kleine Mann seufzte. »Nun, wer weiß. Vielleicht
bringt uns eine von ihnen ja die Antwort. Bitten Sie Tim, die Proben sofort zu bearbeiten.«
    »Tim ist sehr beschäftigt«, sagte Colding. »Er sagte, er habe da ein kniffliges Problem vor sich.«
    Rhumkorrf verdrehte die Augen. »Sie sind ein furchtbar schlechter Lügner. Schon wieder Tetris?«
    Colding nickte.
    Rhumkorrf rieb sich die Augen. »Dann lassen Sie Jian die Proben bearbeiten. So eine Aufgabe ist eigentlich unter ihrem Niveau, aber vielleicht kann sie die Abwechslung gebrauchen.«
    »Da wir gerade von Jian reden, Doc: Ihre Alpträume werden wieder schlimmer.«
    »Oh. Wie häufig? Intensiver?«
    Rhumkorrfs Worte kamen schnell und knapp. Er klang sogar ein wenig aufgeregt. Colding fragte sich oft, ob der Mann Jian als einen Menschen ansah oder als ein Bündel von Symptomen und ein zusätzliches wissenschaftliches Problem, das gelöst werden musste.
    »Drei Nächte hintereinander«, sagte Colding. »Aber ich kann wirklich nicht sagen, ob sie auch intensiver geworden sind.«
    »Irgendwelche Halluzinationen?«
    »Ich glaube nicht. Sollten Sie vielleicht die Dosierung ihrer Medikamente ändern?«
    Rhumkorrf schüttelte den Kopf. »Nein. Wir müssen die letzte Einstellung erst wirken lassen, um zu sehen, ob sich die Situation verbessert, bevor wir eine zusätzliche Variable einführen.«
    »Aber sie schläft immer weniger. Ich mache mir Sorgen um sie.«
    »Sie machen sich über alle und alles Sorgen«, sagte Rhumkorrf.
»Vertrauen Sie mir, ich werde die entsprechenden Veränderungen vornehmen, bevor sie wieder suizidal wird. Wir können Jian doch nicht verlieren, nicht wahr?«
    Colding biss sich auf die Unterlippe. Rhumkorrf war hier der Arzt, und er hatte Jian zuvor schon geholfen. Vielleicht hatte der kleine Mann ja Recht. Vielleicht brauchten diese Dinge nur genügend Zeit.
    »Okay«, sagte Colding. »Ich werde Jian die Proben geben und dafür sorgen, dass sie sie bearbeitet. Wie steht’s mit Ihnen? Kann ich Ihnen irgendwas bringen?«
    »Haben Sie einen Nobelpreis in Ihrer Tasche?«
    »Nein, das ist kein Nobelpreis, ich bin wirklich froh, Sie zu sehen.«
    Rhumkorrf lachte wieder. Dann schob er Colding aus dem Labor.

8. November: Eine

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