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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Magnus’ Einheit und seine Rangabzeichen. Rechts befanden sich ein Dutzend Jagdmesser; ihre Spitzen deuteten nach unten und ihre scharfen Scheiden zeigten nach rechts. Jedes dieser Messer hatte seine eigene Geschichte. Fünf von ihnen wiesen die schwärzlichen Verfärbungen von Metall auf, das im Feuer erhitzt worden war. Auf der rechten Seite der Vitrine war noch genügend Platz für drei oder vier weitere Messer. Manche Geschichten waren nie zu Ende.
    Ein letztes Mal holte Magnus tief Luft, konzentrierte sich und atmete langsam aus. Dann drehte er sich zu seinem Computer und rief eine Tabellenkalkulation auf.
    Jede Menge Rot.

    Sein Bruder fuhr Genada wegen irgendeiner altruistischen Vision gegen die Wand. Und warum? Ein Ersatzorgan brachte einem – wie viele Jahre? Zehn? Zwanzig? Das Universum war mindestens dreizehn Milliarden Jahre alt. Gab es überhaupt genügend Dezimalstellen, wenn man einen Zeitraum von zwanzig Jahren damit vergleichen wollte?
    Jeder stirbt.
    Einige früher als andere.
    Danté besaß Entschlossenheit, Grips und Geschäftsinstinkt. Deshalb hatte Dad die Firma Danté vererbt und nicht Magnus. Eine kluge Entscheidung, die richtige Entscheidung. Doch es gab etwas, das Danté nicht besaß, und das war echtes Rückgrat. Aber das ging in Ordnung – denn wozu waren Brüder sonst wohl da. Wenn es einmal so weit kommen sollte, dass wirklich schwere Entscheidungen getroffen werden mussten, würde Magnus seinen Bruder schützen.
    Magnus würde dafür sorgen, dass Dinge in Angriff genommen wurden.

8. November: Spiele, die die Leute so spielen
    Colding klopfte an die Tür zu Tim Feelys Apartment.
    »Komm rein«, rief Tim von drinnen.
    Colding griff nach dem Türknauf und bemerkte, dass abgeschlossen war. »Es ist abgeschlossen, du Schwachkopf.«
    »Du kennst den Code.«
    »Ich kenne den Code zu deiner Tür nicht, Tim.«
    »Du kennst das Passwort für meinen Computer. Das hier ist dasselbe, Chief.«

    Colding seufzte. Er kannte das Passwort tatsächlich – wie alle anderen auch. 6969. So viel zu den ausgeklügelten Sicherheitsvorkehrungen ihres Computerexperten vor Ort. Colding gab die Zahlen in das Keypad an der Wand neben der Tür ein.
    Tim saß auf der Couch seines winzigen Wohnzimmers, den Laptop auf dem Couchtisch vor sich. Gleich daneben auf dem Tisch stand eine halbleere Flasche Talisker Scotch. Tim liebte seinen Scotch. Sein Apartment sah genauso aus wie das Jians und alle anderen Apartments in der Station: etwa siebzig gemütliche Quadratmeter, unterteilt in Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kitchenette und Bad.
    »Was ist los, Tim? Warum arbeitest du hier und nicht mit Jian?«
    »Weil unser kleiner Befehlshaber namens Rhumkorrf möchte, dass wir anders denken.«
    »Der Immunreaktionstest war schon wieder eine Pleite?«
    Tim nickte. Colding kam zur Couch und warf einen Blick auf den Bildschirm von Tims Laptop.
    »Mann«, sagte Colding, »gehören Scotch und Tetris wirklich dazu, wenn man anders denken soll?«
    Tim zuckte mit den Schultern. »Offensichtlich taugt mein Gehirn zu überhaupt nichts. Ich kann genauso gut neue Territorien erkunden und dabei fleißig Punkte sammeln.«
    »Ich bitte dich. Auf deinem Portemonnaie sollte verdammt intelligenter Schweinehund stehen. Wie hat Rhumkorrf die Sache verkraftet?«
    Tim unterbrach das Spiel und nahm einen Schluck von seinem Scotch. »Rhumkorrf ist eine Nervensäge, Mann. Eine richtige Nervensäge.«
    »Das sehe ich nicht so«, sagte Colding. »Er ist einfach nur wahnsinnig engagiert.«

    »Er würde dich im Handumdrehen fallenlassen, wenn er dadurch bekäme, was er will. Er würde jeden von uns einfach so fallenlassen.« Tim und Rhumkorrf waren von Anfang an nicht gut miteinander ausgekommen, auch wenn es Tim gelungen war, seine Abneigung zu verbergen und die Rolle zu spielen, die von ihm verlangt wurde. Meistens. »Weißt du, was mir wirklich auf den Geist geht?«
    »Was?«
    »Jian erledigt die wirkliche Arbeit. Und Erika genauso. Aber was das Ansehen betrifft, so wird Rhumkorrf den Löwenanteil einstreichen.«
    »Das sollte dir egal sein«, sagte Colding. »Wir sind hier, um Leben zu retten. Um den Lauf der Geschichte zu ändern. Nicht wegen des Ruhms.«
    »Ha! Ich bin wegen des Geldes hier.«
    Colding spürte, wie er wütend wurde, doch er drängte das Gefühl beiseite. Vielleicht war das als Witz gemeint, was Tim sagte, vielleicht auch nicht. Es spielte keine Rolle. Solange Tim dazu beitrug, dass das Projekt Erfolg hatte, durfte er jede Motivation

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