Implantiert
PVC-Schläuchen in den geschlossenen Hangar, wo es zur Decke geschwebt war und sich als unsichtbare Wolke angesammelt hatte.
Ein mit Benzin getränktes Seil diente als einfache Zündschnur. Der Saboteur hatte das eine Ende an der Innenseite der Hintertür zurückgelassen und das Seil im Freien etwa fünfzehn Meter weit ausgerollt. Ein einziges Aufflammen eines Feuerzeugs hatte den Rest erledigt. Nur zwei Sekunden, nachdem sich Brady Giovannis muskulöse Körpermasse durch die Vordertür gedrängt hatte, tanzte die Flamme auf dem Seil in den Hangar und küsste die Gaswolke.
Der Feuerball begann am Ende des Hangars und breitete sich exponentiell aus. Er schlug mit einem Druck von knapp zwanzig Pfund pro Quadratzoll zu, was der Wucht einer Sturmbö entspricht, die mit etwa 700 Stundenkilometern über das Land rast. Die Schockwelle erfasste Brady und schleuderte den großen Mann nach hinten. Wäre er durch
die Tür geflogen, hätte er vielleicht überlebt, doch er schlug gegen die Innenwand des Hangars und verlor sofort das Bewusstsein. Er spürte nicht mehr, wie ihn das über sechzehnhundert Grad heiße Feuer umschloss, sah nicht mehr, wie seine Kleider in Flammen aufgingen, und fühlte nicht mehr, wie seine Haut Blasen warf.
Den Kühen ging es nicht besser. Die Druckwelle wirbelte sie herum wie kleine Hunde und nicht wie über dreizehnhundert Pfund schwere Tiere. Die Kühe taumelten, fingen Feuer und krachten gegen die Wände ihrer Boxen. Einige wurden gegen die Wände des Hangars geschleudert. Der Aufschlag war so laut, dass man ihn trotz der Explosion hören konnte.
Das gewaltige Dach des Hangars schien sich zu heben. Einen Augenblick lang schwebte es auf einer wachsenden Flammenwolke, dann stürzte es in die Tiefe und krachte auf den Humvee und das Tankfahrzeug, das dadurch aufgerissen wurde. Sofort spritzte Flugzeugbenzin in den noch immer tobenden Feuerball. Dunkel-orangefarbene Flammen schossen aus dem zerstörten Hangar in die Luft, verbrannten Metall und brachten Plastik zum Schmelzen.
Bevor Andys Mutter ihren Sohn im Stich gelassen hatte, um ihr Glück als Holzfäller-Hure in Alberta zu versuchen, hatte sie immer behauptet, Andy würde so tief schlafen, dass er es nicht einmal mitbekäme, wenn eine wild gewordene Büffelherde in einer Stampede durch sein Zimmer raste. Das war vor seiner Zeit beim Militär gewesen. Es mochte zwar einige Dinge geben, bei denen er tatsächlich weiterschlief, wie etwa Gunthers nörgelnde Stimme aus dem Video-Telefon, doch eine Explosion, bei der der Boden zitterte, gehörte nicht dazu. Wenn es eines gab, was Andy auf dieser Welt
beherrschte, dann war es, schnell genug aufzuwachen, um nicht umgebracht zu werden.
Er war aus dem Bett und kauerte mit der Beretta im Anschlag auf dem Boden, bevor er überhaupt verarbeiten konnte, was er gehört hatte. Gunther hatte offensichtlich gute Gründe gehabt, ihn zu wecken.
»Uups«, sagte Andy.
Er begann, in seine Kleider zu schlüpfen.
Tim Feely rollte sich in Erika Hoels Bett auf die Seite, wodurch die Bettdecke von seinem Gesicht rutschte. Wer machte nur all diesen verdammten Lärm? Ihm war heiß. Jemand hatte ihm die Decke bis weit über den Kopf gezogen. Verdammt, noch immer drehte sich das Zimmer wie verrückt. Keine Frage, diese Holländerinnen vertrugen jede Menge Alkohol. Und sie vögelten ohne Rücksicht auf Verluste. Oft fragte er sich, wie Erika Hoel Mitte zwanzig gewesen sein mochte, doch er musste sich immer wieder daran erinnern, dass er das wahrscheinlich gar nicht wissen wollte. Diese Frau war fünfundvierzig, und selbst jetzt überstiegen ihre gemeinsamen Liebesübungen fast die Grenze seiner Leistungsfähigkeit.
Er tastete nach Erika und spürte, dass ihre Seite des Bettes leer war. Wahrscheinlich war sie im Bad. Wieder drehte sich das Zimmer. Tim Feely sackte zusammen und schlief wieder ein.
Was für eine Explosion, was für ein Feuersturm. Erika Hoel konnte kaum fassen, wie gut ihr Plan funktionierte. Diese Schwachköpfe. Nicht einmal die Hintertür des Gebäudes war gesichert. Nach ihren Berechnungen hätte Andy jetzt hier sein müssen. Sie sah auf die Uhr und wartete. Es dauerte
noch ein paar Sekunden, dann wurde das abschließende Hackerprogramm aktiviert. Wenn es so weit war, konnte sie wieder zurück ins Innere des Gebäudes schlüpfen. Sie würde sicherstellen, dass der Petabyte-Speicher im Bioinformatik-Labor gelöscht war, und dann zu Tim zurück unter die Decke kriechen und sich dumm stellen.
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