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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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nach links über die Landschaft schweifen, denn er zählte automatisch darauf, dass Colding dasselbe auf der rechten Seite tat. Andy war überhaupt nicht in Panik. Er wirkte ruhig und geduldig und machte alles richtig … bis auf die Tatsache natürlich, dass er den Hintereingang nicht bewacht hatte, wie es seine Aufgabe gewesen wäre.
    »Andy, du parkst deinen Arsch genau hier«, sagte Colding. »Ich gehe wieder zurück und hole die Wissenschaftler. Ich bringe sie zur vorderen Luftschleuse, wo du sie im Auge behalten wirst. Rühr dich nicht von der Stelle, bis ich mich wieder bei dir melde. Hast du das kapiert?«
    »Verpiss dich, Arschgesicht«, sagte Andy. »Ich weiß selbst, was ich zu tun habe.«
    Colding spürte, wie er wütend wurde, doch für jede Schlacht gab es den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort. »Bleib einfach hier«, sagte Colding. Dann eilte er zur vorderen Luftschleuse und betrat das Gebäude. Wenn Gunther es nicht geschafft hatte, dass die Kameras wieder normal liefen, würde er ein Zimmer nach dem anderen absuchen müssen.
     
    Leise glitt Erika in das Bioinformatik-Labor und sah genau das, was sie nicht sehen wollte: Liu Jian Dan, die an ihrer mehrere Bildschirme umfassenden Computerstation saß und mit ihren fetten Fingern rasch etwas in die Tastatur klapperte.
    Jian drehte sich auf ihrem Stuhl um, und das dichte schwarze Haar fiel ihr wie eine Maske ins Gesicht. Automatisch huschte Erikas Blick zum oberen Monitor über Jians Kopf.
    GENOM A17 SEQUENZIERUNG: VOLLSTÄNDIG KONTROLLALGORITHMUS: VOLLSTÄNDIG VORAUSSICHTLICHE LEBENSFÄHIGKEIT: 95,0567 %
    »Du hast es geschafft«, sagte Erika. »Ich fasse es nicht.«
    »Sie …« Jians Stimme war ein Flüstern, das einen frösteln lassen konnte. »Legen Sie das weg.«
    Erika sah auf ihre Hände. Sie hatte vergessen, dass sie immer noch die Feuerwehraxt mit sich trug. Fast hätte sie es geschafft, fast wäre sie ungesehen wieder in ihr Zimmer gelangt. Doch jetzt hatte Jian sie gesehen. Wenn Erikas Wort gegen das von Tim stand, so war das eine Sache, doch Colding würde alles glauben, was Jian sagte.
    Jetzt würden sie also wissen, dass sie für alles verantwortlich war. Na und? Was sollten sie schon tun? Wollten sie sie etwa feuern? Niemand konnte von hier verschwinden, und schon bald würden Fischers Männer hier sein.
    Nur die Daten zählten.
    Jian stand auf, griff unter ihren Tisch und zog das dreißig Zentimeter große Petabyte-Speichergerät heraus.
    Die beiden Frauen standen einander frontal gegenüber; Jian hielt die Zukunft des Projekts in Händen, Erika eine Feuerwehraxt. »Jian, gib mir das Ding einfach.«
    Jian rührte sich nicht. Sie schüttelte den Kopf. Dann trat sie einen Schritt zurück.
    Erika machte einen Schritt nach vorn.
     
    Gunthers Finger glitten über die gedruckten Seiten eines Ringbuchs. Er musste herausfinden, wie er das System neu starten konnte. Laut Wartungsanleitung würde das die Endlosschleife und die Hackerprogramme dieses verdammten Tim Feely beseitigen.

    Coldings Stimme zischte in seinem Ohrhörer. »Gun, mach schon, wo ist dieser Bastard?«
    »Ich versuch’s ja!« Moment mal. Da stand etwas. Einfach das Prompt-Fenster aufrufen und diesen Teil des Codes eingeben …
    »Gun, bring diese verschissenen Kameras in Ordnung!«
    »Bleib dran!« Seine Finger tippten den Code ein und drückten dann auf Enter.
    Die Monitore flackerten und funktionierten plötzlich wieder. »Ist erledigt, bleib dran!« Das Kamerasystem lieferte ihm wieder Aufnahmen aus der ganzen Station. Auf der Suche nach einer Bewegung huschte sein Blick über die Bildschirme. Ein leerer Flur, Rhumkorrf zusammengekauert am Fußende seines Bettes, das leere Genetiklabor, Erikas Zimmer mit der zurückgeschlagenen Decke auf dem Bett … aber das war gar nicht Erika … dann das Bioinformatik-Labor, hier war Erika, sie hielt eine Axt und ging auf Jian zu.
    »Heilige Scheiße, Colding! Es ist nicht Tim. Es ist Erika!«
    »Was?«
    »Tim schläft in Erikas Bett. Ins Bioinformatik-Labor, schnell, Erika will Jian umbringen.«
    Ein neues Piepsen steigerte die bereits vorhandene Kakophonie aus Alarmmeldungen im Überwachungsraum. Gunther kannte das Geräusch – es kam vom Radar.
    »Und wir haben noch ein Problem. Irgendein Hubschrauber ist im Anflug. Voraussichtliche Ankunftszeit in … fünf Minuten.«
     
    »Gehen Sie weg«, sagte Jian mit kindlicher Stimme.
    Erika wollte niemanden verletzen, doch die Zeit wurde langsam knapp.
    Jian wich immer weiter

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