Implantiert

Schneemobil bereitsteht.«
    »Tut es. Es steht gleich neben meinem in diesem Schuppen
da.« Gary deutete auf den schwarzen Metallschuppen am Anfang des Docks. »Ich habe mein eigenes dort untergestellt, damit ich zum Landhaus und wieder zurück zu den Docks gelangen kann, wenn wir anderthalb Meter Schnee haben.«
    »Anderthalb Meter Schnee«, sagte Colding und lachte. »Ja klar, Kumpel, ich bin doch nicht von gestern.«
    Gary lächelte sein bekifftes Lächeln und nickte.
    Colding hörte auf zu lachen. »Moment mal. Ist das Ihr Ernst? Anderthalb Meter?«
    »Klar«, sagte Gary. »Wenn es ein milder Winter wird.«
    Die Hupe des Humvee erklang.
    »Würdet ihr jetzt endlich die Hände von euren Ärschen nehmen?«, schrie Clayton aus dem Wagen. »Ich muss arbeiten.«
    Gary salutierte zackig in Richtung seines Vaters, band das Boot los und sprang an Bord. Dann kletterte er die Leiter zur Laufbrücke hoch. Nur wenige Sekunden später erwachten die Motoren des Sharkcat gurgelnd zum Leben. Sie klangen groß und kraftvoll. Das Schiff bot jede Menge Platz. Falls nötig, konnte man damit problemlos sämtliche Mitarbeiter evakuieren.
    Gary winkte Colding zu und rief so laut, dass er die Motoren übertönte: »Viel Glück, Chief. Wenn Sie irgendetwas brauchen – ein Anruf genügt.« Und damit gab er Gas und hinterließ eine mächtige Welle, als das Boot aus dem Hafen schoss.
    Colding ging zurück zum Hummer und stieg ein.
    Clayton starrte dem Boot nach. Schließlich schüttelte er den Kopf. »So ein Angeber, dieser Junge. Ich liebe ihn, aber es ist schon hart, wenn der eigene Sohn eine Schwuchtel ist.«

    »Eine Schwuchtel?«, sagte Colding. »Sie halten Ihren Sohn für schwul?«
    Clayton zuckte mit den Schultern. »Er trägt einen Ohrring, eh? Eine Tunte, so viel ist klar.«
    »Meine Rede«, sagte Sara. »Ein Mann, der einen Ohrring trägt? Das kann nur einer von diesen Homosexuellen sein.«
    Colding rieb sich die Augen. »Clayton, Sie sind wahrhaftig ein Mann von Kultur und Bildung.«
    »Daran gibt’s überhaupt keinen Zweifel«, sagte Clayton. »Okay, bringen wir diese Scheiße zu Ende, damit ich mit meinem Tag weitermachen kann. Ich werde für Wartungsarbeiten bezahlt und nicht dafür, dass ich den beschissenen Taxifahrer spiele.«
    Der Begriff das Salz der Erde ging nicht weit genug, um Detweiler zu beschreiben. Er war eher der Fels, auf dem sich dieses Salz möglicherweise kristallisierte. »Clayton, ich glaube, Sie sollten sich mal entspannen.«
    »Ja? Nun, wie wär’s damit?« Clayton lehnte sich ganz auf seine linke Hinterbacke und ließ einen laut knarrenden Furz fahren. Sofort erfüllte der Gestank nach faulen Eiern den Hummer.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein«, sagte Colding und hielt den Kopf aus dem Fenster. Sara gab würgende Geräusche von sich, aber sie lachte, als sie die beiden Heckfenster herunterdrehte.
    »Oh Clayton«, fragte sie, während sie durch den Ärmel ihres Hemdes atmete, »was ist Ihnen den Arsch hochgekrochen und dort gestorben?«
    Claytons Schultern hüpften auf und ab, während er leise in sich hineinlachte. Er atmete tief durch seine Nase ein. »Na, das war doch wirklich gut, eh, Colding? Willkommen auf Black Manitou, Stadtjunge.«

    »Bringen Sie uns einfach zurück zum Landhaus«, sagte Colding. »Ich möchte den Überwachungsraum sehen.«
    Clayton setzte den Hummer vom Anfang des Docks zurück, fuhr über ein kurzes Stück sandbedeckten Gehwegs und erreichte schließlich die Kuppe der Düne. Er lachte noch immer, als er auf die Straße einbog, die sie zum Landhaus zurückführte.

9. November: Trinken bis zum Umfallen
    Irrsinn. Tim Feely arbeitete inzwischen seit zwei Jahren mit Jian zusammen, und deswegen traute er sich zu, Irrsinn zu erkennen, wenn er damit konfrontiert wurde. Und was war das alles hier? Genau, Irrsinn.
    Vor weniger als vierundzwanzig Stunden hatte Erika Hoel Single Malt aus seinem Bauchnabel geleckt. Ganz langsam. Das war gut. Es war scharf, machte Spaß und es war sexy. Klar, wenn man monatelang auf einer eisigen Insel festsaß, dann war das Scheiße im Quadrat, aber wenn man mit einer holländischen Wildkatze zusammen war, dann wurde alles ein kleines bisschen erträglicher.
    Und seither? Explosionen. Sabotage. Brady Giovanni verbrannt, und zwar extra knusprig. Die holländische Wildkatze hatte versucht, Jian mit einer Feuerwehraxt zu erwürgen. Colding blutüberströmt. Ein riesiges Flugzeug und eine verdammt geheime Insel voller Yooper. Es war wie in einem