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Implantiert

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Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehandelt. Er hatte nicht die Nerven verloren, weil sein Kumpel aus Militärtagen gestorben war – er hatte vielmehr alles genau durchdacht. In gewisser Weise wäre es Danté lieber gewesen, wenn Magnus überstürzt gehandelt und sozusagen ein Verbrechen aus Leidenschaft begangen hätte. Das wäre leichter zu verstehen gewesen als ein vorsätzlich geplanter Mord.
    »Das ist nicht Afghanistan, Magnus. Das ist kein Feuergefecht. Du hast eine Frau umgebracht, um Himmels willen.«
    Sein Bruder lächelte. »Hast du vor, so zu tun, als wüsstest du nicht, was ich bin? Als ob du nicht im Stillen erleichtert gewesen wärst, als Galina auf so bequeme Weise verschwunden ist?«
    Danté lehnte sich zurück, als hätte man ihn geschlagen. Er hatte nicht gewollt, dass Galina stirbt, nicht einen Augenblick lang. »Ich hatte nichts mit ihrem Tod zu tun. Du hast das getan, nicht ich.« Er spürte, wie das Blut in seinen Schläfen hämmerte. Seine Haut fühlte sich heiß an.
    Magnus rieb sich den rechten Unterarm. »Du hast mir gesagt, es wäre dir am liebsten, wenn Galina einfach verschwinden
würde. Was hast du dir gedacht? Was würde ich wohl tun, wenn ich so etwas höre? Hast du nicht geglaubt, dass ich das für dich erledigen würde?«
    Danté sah weg. Magnus hatte Unrecht. So war es nicht gewesen. Nein. Danté hatte einfach nur gewollt, dass das Projekt fortgesetzt wird, zum Nutzen der ganzen Menschheit. Natürlich war es sein Wunsch gewesen, dass Galina verschwand – so viel hatte er zu Magnus gesagt. Er hatte es gesagt und … die Kälte in den Augen seines Bruders gesehen … und nicht mehr weitergesprochen.
    »Danté, du weißt, dass ich dich liebe, aber seien wir ehrlich: In Sachen Mumm läuft bei dir nicht allzu viel. Du bist so geschickt wie Dad, wenn es darum geht, ein Unternehmen zu führen, Gelder zu organisieren, in der Öffentlichkeit ein gutes Bild abzugeben – die ganzen wichtigen Dinge. Wenn ich dich in Vorstandssitzungen oder in den Medien sehe, dann haut mich das um. Ich kann das nicht. Aber wenn es um andere Dinge geht? Dinge, bei denen keine Kamera dabei ist? Du hast einfach nicht Dads Eier. Ich schon. Zusammen sind wir ein großartiges Team, findest du nicht?«
    Wieder spürte Danté diesen Schmerz in seiner Brust. Diesmal war er heftiger. Die Augen seines Bruders waren so kalt. Nicht ein Hauch von Gefühl.
    »Verschwinde, Magnus. Geh mir einfach aus den Augen.«
    Magnus stand auf, ging aus dem Zimmer und ließ Danté allein mit seinem Stress und seiner Scham.

9. November: Die Schwuchtel
    Claytons Humvee folgte der gleichen Straße, die sie zuvor überflogen hatten. Das war nicht überraschend, denn es war die Einzige, die es gab. Von braunen, fast kahlen Zweigen tropfte der immer noch mehrere Zentimeter hohe, schmelzende Schnee. Viele Bäume besaßen weiße, von schwarzen Flecken überzogene Stämme, an denen sich die papierdünne Rinde ablöste. Kiefern überragten alles, sie waren dick und üppig im Vergleich zu den anämischen Reihen von Harthölzern, die sie umgaben.
    Kaum etwas, das auf Menschen hindeutete. Es war auf eine fast schmerzliche Weise schön. Unbefestigte, teilweise zugewachsene Wege zweigten gelegentlich von ihrer Straße ab. Sie führten zu den kleinen, verfallenen Häusern, die Colding beim Anflug gesehen hatte.
    Sie kamen an einer Abzweigung vorbei, die zur alten Stadt mit der großen Kirche führen musste. Nicht lange danach lichtete sich der Wald ein wenig. Die Straße erreichte rasch die Kuppe einer steilen, mit hohen Gräsern bestandenen Düne. Der Hang auf der anderen Seite führte hinab zum kleinen Hafen der Insel.
    Stranddüfte und der strenge Geruch von toten Fischen wehten zum offenen Fenster herein. Überall an der Küste schoben sich schwere, purpur-graue Felsen aus der Erde und zogen sich bis zum Wasser; einige waren schräg zur Seite geneigt, andere aufrecht wie kleine Klippen. Verstreute Flecken orangefarbener Flechten bedeckten den oberen Teil der Felsen und verliehen ihnen Struktur und Tiefe. In den langen Abschnitten zwischen den Felsen gab es nichts als Sand,
Gras und ein paar verkrüppelte Bäume, die aus sechs Meter hohen Dünen in die Höhe ragten. Überall am Strand lagen dicke Baumstämme. Einige besaßen noch ihre knorrigen Wurzeln; sie waren weiß, und ihre Rinde hatte sich abgeschält. Sie sahen aus wie die gebleichten Knochen von Wüstentieren, denen es nicht gelungen war, die endlos sengende Sonne zu überleben.
    Die Straße endete an einem schwarzen

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