In alle Ewigkeit
kleineren Auto, einem kompakten Kombi, und griff nach der linken Vordertür. Sie war nicht abgeschlossen. Der Schlüssel steckte noch.
Er musste sich bald entscheiden, wann sie die richtigen Spürnasen von Beiers Kommando rufen sollten.
Bergenhem öffnete die Autotür mit seinen weißen Handschuhen und untersuchte rasch das Handschuhfach, den Boden und die Sitze. Papiere, Krümel und Staub, Straßenkarte von Europa. Ein vertrocknetes Kaugummi im Aschenbecher. Kein Tabakgeruch.
Er nahm die Schlüssel und öffnete den Kofferraum. Ein Klappstuhl, eine Decke, die mehr zusammengedreht als gefaltet war, ein Korb, ein paar Arbeitshandschuhe, fleckig von Öl und anderem Dreck, ein paar alte Tageszeitungen, die schon gelb wurden, ein leerer Flaschenkorb, ein einsamer Pantoffel, der am großen Zeh geplatzt war. Angekaut von einem Hund, dachte Bergenhem. Vorsichtig schob er die Gegenstände beiseite, öffnete die Klappe am Boden des Kofferraums und sah den unbenutzten Reservereifen, das Futteral für den Wagenheber, ein anderes Futteral für ein paar Meißel. Nichts weiter. Er schraubte die Klappe wieder fest.
Als er den Kofferraumdeckel schließen wollte, bemerkte er links eine weitere Klappe, die kaum sichtbar war, sie wirkte eher wie ein Schatten an der Seite des Kofferraums. Dort war ein kleines Symbol. Er zog daran, aber die Klappe gab nicht nach, er zog ein wenig stärker, und sie löste sich mit einem seufzenden Laut. Dahinter war Platz für das zusammengeklappte Warndreieck und einen flachen Erste-Hilfe-Kasten. Er nahm die beiden Gegenstände heraus und steckte die Hand in das Loch. Ganz rechts ertastete er etwas, eine harte Fläche. Er zog den Gegenstand heraus und wusste, was es war, bevor er es sah.
Die Kamera war verstaubt, aber ziemlich neu, klein und kompakt und leicht zu handhaben. Was der Fachmann eine idiotensichere Kamera nennt, dachte er.
Es war ein Film in der Kamera, belichtet, unbelichtet?
Ein sonderbarer Ort, um einen Fotoapparat zu verwahren. Neben dem Warndreieck. Achtung, Lars. Hier gibt es eine Warnung.
Er hörte ein Geräusch hinter sich.
»Was ist hier los?«
Bergenhem drehte sich um und sah das Mädchen mit seinem Fahrrad dastehen. Shorts, T-Shirt, Sandalen, braun, schön, Sonnenbrille in die Haare geschoben, im Fahrradkorb das Badelaken, eine Flasche Wasser.
»Sind Sie von der Presse?«, fragte sie.
Bergenhem senkte den Blick auf die Kamera in seiner Hand.
»Von der Polizei«, sagte er. Er war ihr noch nicht begegnet und ging auf sie zu. »Lars Bergenhem von der Kriminalpolizei.«
»Warum ziehen Sie nicht gleich hier ein?«, fragte sie.
Besser, dein Vater zieht zu uns, dachte er.
Sie wirkte ruhig. Möchte mal wissen, warum.
»Was passiert jetzt eigentlich mit Papa?«
»Wir müssen ihm noch ein paar Fragen stellen«, sagte er.
»Immer sind es nur ein paar Fragen«, sagte sie.
»Ist das Ihre?« Er hielt die Kamera hoch.
»Nein.«
»Von Ihrem Vater?«
»Wo war die?«
»Hier im Auto, im Opel.«
»Das ist der Shoppingwagen meiner Mutter, könnte man sagen.« Bergenhem nickte.
»Aber die Kamera kenne ich nicht«, fügte sie hinzu. »Ich hab eine ähnliche, aber die ist in meinem Zimmer. Da hat sie jedenfalls heute Morgen noch gelegen.«
Sie kamen nicht weiter mit Bielke. Fragen, Gegenfragen. Winter hatte eine Pause eingelegt und versucht, etwas aus Andy herauszubekommen, Anne Nöjds Freund, den sie herbestellt hatten.
Dann rief Bergenhem an.
»Die Familie kann sie nicht identifizieren«, berichtete er. »Das Mädchen hat seine eigene Kamera, und in der Küche ist noch eine, die gewissermaßen allen gehört, wie sie sagen.«
»Nimm alles mit und komm sofort her«, sagte Winter. »Die Frau und das Mädchen?«, fragte Bergenhem. »Ich meine die Kameras«, erwiderte Winter.
Die einzige Kamera mit Film war die, die Bergenhem im Kofferraum gefunden hatte. Der halbe Film war verknipst. Die entwickelten Bilder hatten sie innerhalb von vierzig Minuten. Winter wartete ungeduldig mit Bergenhem, Ringmar, Sara Heiander und Aneta Djanali im Konferenzzimmer.
Alle schwiegen, als er den kleinen Haufen auf den großen Besprechungstisch legte und ein Bild nach dem anderen hochhob. Bergenhem unterbrach die Stille bei Bild Nummer zwei:
»Das ist ja Angelika Hansson, Mensch!«
Sie stand im Sand nahe dem Wasser und ihr schwarzes Gesicht leuchtete um die Wette mit der gelben Sonne, die alles um sie herum in leuchtendes Licht tauchte. Viel Sand, dachte Aneta Djanali. Keine Kamele und kein
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