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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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wem diese Kamera gehört?«
    »Die hab ich noch nie gesehen.«
    »Sie wurde bei Ihnen zu Hause gefunden.«
    Bielke antwortete nicht.
    Winter sah auf das Tonbandgerät.
    »Ich wiederhole, was ich eben gesagt habe: Sie wurde bei Ihnen zu Hause gefunden, Herr Bielke.«
    Bielke zuckte mit den Schultern.
    »Warum lag sie dort?«
    »Wo?«
    »Bei Ihnen zu Hause.«
    »Wo dort?«
    »Wir haben sie in einem der Autos in der Garage gefunden.« »Ich hab keine Ahnung.«
    Winter dachte nach. Die Luft stand im Raum, es war warm und stickig.
    Er wollte ein Bekenntnis haben. Jetzt.
    Alle wollten nach Hause. Draußen war Sommer.
    »Sie sind an einem Ort identifiziert worden, wo ein Verbrechen begangen wurde.«
    Bielke antwortete nicht. Er hätte »An welchem Ort?« fragen können, schwieg aber.
    »Reden Sie mit meiner Familie«, sagte er jetzt.
    »Wie bitte?«
    »Reden Sie mit meiner Familie.« »Warum?«
    »Sie weiß, wo ich gewesen bin.« »Ich frage jetzt aber Sie.«
    Darauf antwortete Bielke nicht. Seine Augen blickten starr, nur manchmal flackerte etwas in ihnen auf. Waren dies die Augen eines Wahnsinnigen? Seine Augen hatten eine Farbe, die an verwaschene Jeans erinnerte, Blau, das in Weiß übergeht und bald ganz verschwindet.
    Wenn nun die Fingerabdrücke, die DNA-Analyse und der ganze Mist nichts bringt, dachte Winter. Wenn er nun gehen darf.
    Er fragte wieder, fragte, fragte. Manchmal antwortete Bielke.
    Eine Stunde später rief Winter Molina an und bekam seine Verhaftung. Winter gewann Zeit, maximal vier Tage für die Verhandlungen für die Untersuchungshaft.
    »Jetzt geh klug vor«, sagte Molina.
    Winter legte auf, ohne zu antworten. Er fühlte sich etwas erleichtert. Als sich das Gefühl zusammen mit dem Rauch von seinem Zigarillo durch das Fenster und über den Fluss verflüchtigte, dachte er wieder daran, was Bielke gesagt hatte.
    Die Familie.
    Der Mann war verrückt. Alles, was er gesagt hatte, mochte einen Sinn haben, aber vielleicht nur für ihn selber.
    Er rief bei der Spurensuche an. Beier meldete sich.
    »Sind deine Männer noch in Bielkes Haus?«
    »Im Augenblick nicht. Warum fragst du?«
    »Ich fahr raus.«
    »Hast du ihn?«
    »Ich weiß nicht. Wann erfahren wir was aus Linköping?« »Über das Glas? Die machen Überstunden, haben sie versprochen. Aber du weißt ja, wie das ist.«
    Sie hatten Bielkes Schuhe und Kleider Stück für Stück mit einem Einmal-Staubsauger mit Einmal-Filter abgesaugt und viele kleine Glassplitter gefunden, die mit dem zerbrochenen Glas verglichen werden sollten, das sie von dem Einbruch bei Familie Hansson mitgenommen hatten. Es brauchte nichts zu bedeuten. Aber sie konnten den Bruchindex des Glases messen und sagen, ob es das Glas war, das sie in seinen Schuhen oder seiner Brusttasche gefunden hatten. Es war ein mögliches Indiz, nicht mehr. Es gab viele Glasscheiben. Aber es könnte ein weiteres Puzzleteil sein.
    Als er im Auto saß, war es später Nachmittag. Obwohl die Sonne bereits langsam hinter dem westlichen Horizont, auf den er zufuhr, unterging, war es noch sehr heiß.
    Winter bog auf den Hof der Familie Bielke ein. Die Veranda war leer. Er sah, dass das Fenster zu Jeanettes Zimmer weit offen stand. Die Familie.
    Vielleicht hatten Bielkes wahnsinnige Augen etwas gemeint. Jeanette. War sie der Schlüssel zu allen Rätseln? Ihr Verhältnis zum Vater war kompliziert.
    Was für ein beschissenes Wort in diesem Zusammenhang. Er stand vor der Haustür, die angelehnt war. War sie auch verrückt? Ihre Mutter? Was war überhaupt normal? Er zog seinen Gedanken eine Grimasse, spürte ein selbstironisches Lächeln: Was für ein Sinn liegt in allem, wohin sind wir unterwegs, gibt es überhaupt Weggabelungen, in welcher Welt hat das Leben den meisten Sinn?
    Er klopfte an die Tür, die vom Druck seiner Hand ein Stück weiter aufglitt. Er rief. Keine Antwort. Er rief noch einmal und trat über die Schwelle. Links sah er durch die Tür eines Zimmers hinter der breiten, hellen Diele die Westseite des Gartens liegen. Jetzt waren die Schatten am längsten. Die Möwen schrien auf der Jagd nach Essbarem in den Gärten.
    Plötzlich bewegte sich etwas da draußen. Ein Schatten, der kürzer war und sich gegen all die liegenden Riesen abhob, die bald in der Erde versinken würden.
    Eine Bewegung. Als ob jemand über den Rasen gelaufen wäre. Winter stürzte zur Tür hinaus und stürmte den Schotterweg entlang um das Haus herum und versuchte, in alle Richtungen gleichzeitig zu sehen. Warum tue ich das?

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