Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
gewesen.
    Den übrigen Körper konnte er unter all den weißen Laken nicht sehen, und er wollte ihn auch nicht sehen. Er dachte an Hannes und Magda, während er gleichzeitig an Margareta dachte. Im selben Moment fielen ihm die toten Mädchen ein, und das genügte, dass er fast zu Boden sank und das Gleichgewicht verlor. Im letzten Moment fing er sich. Er kniete sich neben die Bahre und beugte sich über Margaretas Gesicht, wollte den Augenblick festhalten, von dem er wusste, dass es der letzte war.
    Jetzt ist es mir passiert, dachte er. Mir wirklich selbst passiert. Nicht mehr zu Besuch im Unglück anderer. Dies ist mein eigenes Unglück.
    Er strich Margareta über die Wange.
    Es hatte einmal ein erstes Mal gegeben.
    Der verdammte Gedanke.
    Sie war neunzehn gewesen.. nein... doch, neunzehn. Sie war wie die Mädchen gewesen, über die er und Winter vor nur einer halben Stunde gesprochen hatten.
    Er war zweiundzwanzig gewesen, ein fast fertig ausgebildeter Bulle.
    Er strich ihr wieder über die Wange.
    Jemand sagte etwas. Er hörte nicht hin, kniete weiter neben der Bahre, wollte noch lange so knien.
    Er spürte eine Hand auf der Schulter und sah zu Winter hinauf.
    Es war noch taghell, als Winter am Abend nach Hause kam. Alles da draußen erfüllte die Wohnung mit einem Leuchten. Im Flur roch es nach Essen, aber er hatte keinen Hunger mehr.
    Vor einigen Stunden hatte er Angela angerufen.
    Er ging zu Elsa hinein und erwog, sie zu wecken, begnügte sich aber damit, an ihr zu schnuppern und ihr zu lauschen.
    Angela wartete mit einem halb gefüllten Glas Wein in der Küche.
    »Ich möchte lieber Whisky.« Winter ging zur Anrichte und nahm eine der Flaschen hervor und goss sich einen ordentlichen Schuss in ein größeres Glas, kein dünnes Malzwhiskyglas.
    »Oh!«
    »Du kannst den Rest trinken, falls ich es nicht schaffe.« »Nur weil ich gerade mit dem Stillen aufgehört habe, brauche ich ja nicht gleich Alkoholikerin zu werden.« »Prost!« Winter trank. Angela hob ihr Weinglas. »Hast du Hunger?«
    Winter schüttelte den Kopf, spürte die Kraft des Whiskys in seinem Körper, setzte sich an den Tisch und sah Angela an, die leicht gerötete Wangen hatte. Es war warm in der Küche.
    »Wie geht es Fredrik?«, fragte sie.
    Winter machte eine Handbewegung. Halders ist noch ansprechbar. Er ist nicht ganz zusammengebrochen. »Was geschieht mit den Kindern?«
    »Wie meinst du, >was geschieht mit den Kindern    »Glaubst du, er schafft es nicht?«, fragte Winter.
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Es klang aber ein bisschen so.«
    Angela antwortete nichts. Winter trank wieder.
    »Sie sind in dem Haus in Lunden«, sagte er. »Halders fand es so am besten. Im Augenblick.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Er wirkte sehr verbissen«, sagte Winter. »Oder wie man es nennen soll. Als wir vom Krankenhaus wegfuhren. Zur Schule der Kinder.«
    Angela nahm einen kleinen Schluck Wein, schloss die Augen, dachte an die Kinder.
    »So eine verdammte Scheiße«, sagte Winter. »Die armen Kinder. Ein Lehrer ist bei ihnen geblieben, bis wir kamen.« Er trank wieder. Es schmeckte nicht mehr, nur noch nach Schnaps. »Es ist ja passiert, als sie noch Unterricht hatten, deshalb... na ja, sie waren noch in der Schule.«
    »Hast du sie nach Hause gefahren?«
    »Ja.« Winter schaute auf die Uhr. »Es sind ein paar Stunden draus geworden.«
    »Natürlich.« Sie stand auf, ging zum Herd und stellte die Abdunsthaube ab. Die Stille veränderte sich. Winter konnte Geräusche vom Innenhof hören. Gläser. Stimmen. »Aber sie sind jetzt doch wohl hoffentlich nicht allein?«
    »Hanne ist da«, sagte Winter. Er hatte die Pastorin der Polizei angerufen, Hanne Östergaard. Sie konnte mit den Menschen reden. Trost spenden. Vielleicht. Er wusste es nicht. Doch. Trost. »Halders hat nicht protestiert, als ich ihm das vorgeschlagen habe.« Er hörte wieder die Stimmen, lauter, aber einzelne Wörter waren nicht zu verstehen. »Hanne wollte einen Psychologen anrufen, glaube ich. Jedenfalls haben sie darüber gesprochen.«
    »Gut.«
    »Und Aneta ist gekommen.« »Aneta? Aneta Djanali?« »Ja.«
    »Warum?«
    »Halders hat sie angerufen. Sie ist sofort gekommen.« »Arbeiten sie viel zusammen?« »Fast immer.«
    »Haben sie nicht eine ziemlich komplizierte Beziehung?« »Woher willst du das denn wissen?«
    »Na, komm schon, Erik. Wir haben doch ein bisschen mit ihnen zu tun gehabt. Hin und wieder hast du auch

Weitere Kostenlose Bücher