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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Idylle war normal.
    »Träumen Sie von dem, was im Park passiert ist?«, fragte Winter nach einer halben Minute und drehte sich zum Zimmer um.
    »Ja.«
    »Was träumen Sie?«
    »Dass ich laufe. Immer dasselbe. Ich laufe und höre Schritte hinter mir, die mich verfolgen.«
    »Was passiert dann?«
    »Ich weiß nicht richtig... es ist meistens nur dieses... Laufen... Gejagt werden.«
    »Sie sehen nie jemanden?«
    »Nein.«
    »Kein Gesicht?«
    »Leider.« Sie hielt im Bürsten inne und sah Winter an. »Das wäre wahrscheinlich praktisch, was? Wenn ich im Traum ein Gesicht sähe, das ich in Wirklichkeit noch nie gesehen habe, und es würde sich herausstellen, genau das ist er. Dass es genau das Gesicht war.« Sie legte die Bürste auf den Tisch. »Könnte man das als Beweis benutzen?«
    »Wohl kaum.«
    »Schade.«
    »Aber Sie haben kein Gesicht gesehen?«
    »In dem Moment nicht und jetzt im Traum auch nicht.«
    »Werden Sie geschleift?«
    »Wie geschleift?«
    »Ist da jemand, der Sie im Traum schleift, Sie hinter sich herzerrt, versucht, Sie wegzuschleppen.« »Nein.«
    »Wie war es denn... in Wirklichkeit?«
    »Das habe ich schon beantwortet. Ich weiß es nicht. Ich hab das Bewusstsein verloren.« Sie schien darüber nachzudenken, was sie gesagt hatte. »Muss das Bewusstsein verloren haben.«
    »Aber Sie sind an einer anderen Stelle zu sich gekommen, als dort, wo Sie langgegangen sind? Bevor Sie überfallen wurden?«
    »Ja, so muss es gewesen sein.«
    »Wann sind Sie zu sich gekommen?«
    Sie bürstete, bürstete. Winter sah das Leiden in den schmalen Augen. Es war, als wollte sie mit den kräftigen Bewegungen, die das dicke Haar flach an den Kopf pressten, die Pein aus ihrem Schädel bürsten.
    »Manchmal bin ich traurig, dass ich überhaupt zu mir gekommen bin«, sagte sie.
    Wieder hörte Winter Autogeräusche hinter sich und sah Bielke mitten auf der Auffahrt parken und das Haus mit raschen Schritten betreten. Er hörte Stimmen, aber keine Wörter.
    »Grüßen Sie bitte den anderen... Kommissar Halders von mir.«
    »Ja, gern.«
    »Arbeitet er wieder?« »Im Augenblick nicht.«
    »Wahrscheinlich kann er nach dem, was passiert ist, nicht mehr arbeiten? Lange nicht?«
    Winter sah sie an. Wenn du es erträgst zu leben, wird er es ertragen zu arbeiten. Er dachte an ihre Worte vom Erwachen und nicht Erwachen.

9
    Er hörte Klirren von Glas und Geschirr auf der Veranda. Was auch vorher vorgefallen war, es hielt sie nicht davon ab gemeinsam zu essen.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte Jeanette, ging ins Bad und schloss die Tür hinter sich.
    Winter sah sich um. Das Zimmer war aufgeräumt, fast pedantisch aufgeräumt. Alles lag ordentlich geschichtet, aufgereiht da. Er stand auf und ging zum Bücherregal. Die Bücher waren nach dem Alphabet geordnet, nach den Namen der Autoren.
    »Das nennt man Ordnung, was?«
    Er drehte sich um.
    »Seit... das passiert ist, hab ich nichts anderes getan als hier drinnen aufgeräumt«, sagte sie und machte eine Bewegung mit dem Kopf zum Bücherregal. »Im Augenblick denk ich darüber nach, ob ich die Bücher nicht nach Sachgebieten ordnen soll.«
    »Es sind viele Bücher«, sagte Winter.
    »Aber nicht so viele Themen.«
    »Überwiegend Belletristik, wie ich sehe.«
    »Was lesen Sie?«
    Winter musste lachen. »Ich lese immer weniger. Literatur, meine ich. Das muss sich ändern. Bald habe ich etwas mehr Zeit. Jetzt lese ich meistens Ermittlungsberichte. Zeugenverhöre und so was.«
    »Aufregend.«
    »Es kann sehr aufregend sein«, sagte Winter und setzte sich aufs Sofa. »Und das soll kein Witz sein. Aber zuerst muss man lernen, die Sprache zu deuten. Polizisten sprechen unterschiedliche Sprachen. Wenn sie ihre Berichte schreiben. Manchmal ist es wie ein Code, den man knacken muss.«
    »Aber schreiben können sie schon?«
    »Die meisten.«
    »Was ist denn so spannend?«
    »Wenn man etwas entdeckt, das mit etwas anderem zusammenhängt, was man irgendwo anders gelesen hat. Und wenn man plötzlich etwas sieht, das man schon hundert Mal vorher angestarrt hat, ohne es zu sehen. Es ist die ganze Zeit da gewesen, aber man hat es nicht gesehen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Man hat es nicht begriffen. Oder man hat es falsch gedeutet. Doch dann versteht man es plötzlich.«
    »Reden Sie nie mit jemand anderem? Der auch gelesen hat, was Sie lesen?«
    »Klar, und genau das kann es sein. Für mich kann ein Satz einen anderen Sinn haben als für jemand anders, er kann etwas anderes bedeuten.«
    »Ist das nicht

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