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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Fest gewesen. Er hatte etwas getrunken, sich aber klar im Kopf gefühlt, und ein Kommentar im Zeugenprotokoll bezeichnete ihn als glaubwürdig.
    Er war ein Stück in den Park hinein und etwa fünfzehn Meter von der Stelle entfernt vorbeigegangen, wo sie Beatrice gefunden hatten. Aber in dem Moment hatte er nichts gehört oder gesehen.
    Vorher meinte er Geräusche gehört zu haben, als ob jemand gejagt würde. Genau, gejagt. Ein Schrei, oder waren es zwei? Aber dann war nichts mehr zu hören gewesen.
    Winter erinnerte sich an den Mann. Er hatte ihn nicht selbst verhört, war ihm aber ein paar Tage später im Vorbeigehen begegnet. Er erinnerte sich, dass er immer noch erschüttert wirkte. Aber vielleicht wirkte er immer so. Erschüttert.
    Er hatte den Park nach dem Schrei verlassen und war auf das nächste Mietshaus zugelaufen. Davor war ihm ein Paar um die fünfunddreißig, beide weiß gekleidet, begegnet, und ihm hatte er erzählt, was er gehört hatte. Die Frau war gerade durch den Park gegangen, und meinte, vielleicht jemanden gesehen zu haben. Hatte sie dem erregten Zeugen erzählt.
    Vielleicht hatte sie da jemanden gesehen.
    Sie hatten nie selbst mit ihr oder dem Mann gesprochen. Winter erinnerte sich, dass sie nach dem Paar in Weiß gesucht hatten. Die beiden aufgefordert hatten, sich zu melden.
    Es war genau wie mit dem Mann und dem Jungen, die nachts ihr Auto gepackt hatten. Als ob sie nie dort gewesen wären. Vielleicht wollte das Paar damals an dem Ort nicht zusammen gesehen werden. So etwas hielt Zeugen häufig davon ab, sich zu melden. Private Peinlichkeiten. Was war dagegen ein Mord? Das Urteil der Gesellschaft über einen Seitensprung ist viel zu hart, dachte Winter. So hart, dass es die Polizei in ihrer Arbeit behindert. Könnte man Moral nicht gesetzlich festlegen? Mildernde Umstände aus Rücksicht auf alle Voruntersuchungen, die sonst sabotiert werden.
    Aber der Mann und der Junge... nach fünf Jahren hatten sie immer noch nichts von sich hören lassen, und es konnte sich auch kaum noch jemand daran erinnern, dass sie in einer Sommernacht ein Auto vor einem Park mitten in Göteborg gepackt hatten.
    Da war noch etwas anderes.
    Er nahm die Brille ab und rieb seine Nasenwurzel, sah auf die Armbanduhr: acht. In zwei Stunden war er mit Jeanette Bielke bei ihr zu Hause verabredet. Er hatte sie gefragt, wo sie sich treffen sollten, und sie hatte sich für zu Hause entschieden.
    Er ging in die Teeküche und kochte sich eine Tasse Kaffee. Er war allein. Die Besprechung für heute war abgesagt. Alle wussten, was sie im Augenblick zu tun hatten.
    Wenn er später von seinem Treffen mit Jeanette Bielke zurückkam, erwartete er Resultate von der Suchaktion in den Strafregistern potenziell Verdächtiger. Vielleicht keine Resultate, aber das war auch eine Art Resultat. Eliminierung. Der und der und der kann es nicht gewesen sein. Diesmal. Der bekannte Vergewaltiger X hatte gerade an dem Abend keine Gelegenheit gehabt. Der Mörder Y saß im Gefängnis. Mörder Z hatte geschlafen, und das konnten andere, wachere bestätigen. Der stadtbekannte Gewalttäter wiederum hatte genau um die Zeit einen anderen halb totgeschlagen, aber es war am anderen Ende der Stadt gewesen oder am anderen Ende des Landes.
    Wenn überhaupt im Lande. Und so weiter und so weiter.
    Der Asphalt da draußen glänzte weiß im Morgenlicht. Vielleicht waren es schon dreißig Grad. Wie in Marbella. Er dachte an seinen Vater, der auf einem hübschen kleinen Friedhof am Berg begraben lag mit Aussicht über das Meer unten bei Puerto Banüs und über das Haus in Nueva Andalucia, in dem seine Mutter trotzdem weiter wohnen bleiben wollte.
    Winter war dabei gewesen, als sein Vater starb, auf der Beerdigung, und hatte mitten in der Nacht in dem Garten mit den drei Palmen gesessen und schließlich gar nichts mehr gedacht.
    Er ging zurück. Die Sonne sickerte durch die Jalousien und zeichnete Muster auf die Ziegelwände des Korridors.
    In seinem Zimmer rauchte er am Fenster. Es war der erste Corps des Tages nach zwei Stunden Arbeit, und das war ein Fortschritt. Morgen würde er noch eine Viertelstunde länger arbeiten ohne einen ersten Zigarillo.
    Er setzte sich seine Lesebrille auf und vertiefte sich wieder in die Akten.
    Da war noch etwas. Eine Zwanzigjährige war drei Tage nach dem Mord an Beatrice von einem >schlanken< und >ziemlich großen< Mann überfallen und vergewaltigt worden. Es gab Ähnlichkeiten, aber wann gab es die nicht, wenn es um

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