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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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draußen studieren wollte.
    Lars-Olof Hansson starrte auf den Tisch.
    Hinter dem Paar war eine Art Regal, und auf einem der Einlegebretter stand ein Porträt von Angelika. Die weiße Studentenmütze hob sich scharf gegen ihre schwarze Haut ab. Sie ist noch schwärzer als ich, dachte Aneta Djanali.
    Lars-Olof hatte Anetas Blick gesehen und drehte sich um. »Es ist erst vor fünf, sechs Wochen gemacht worden.« Aneta nickte.
    »So alt war sie ungefähr, als wir sie bekommen haben, fünf oder sechs Wochen«, sagte der Vater.
    »HÖR AUF!«, sagte die Mutter. Sie erhob sich und verließ rasch das Zimmer.
    »Ja, das war etwas plump«, sagte er mit tonloser Stimme. Er sah Aneta an. »Sind Sie hier geboren?«
    Er ist ganz in seiner Trauer versunken, dachte Halders. Er sagt einfach irgendwas, irgendwann, ohne darüber nachzudenken. Trauer wird auf so verschiedene Weise verarbeitet.
    »Bin ich«, sagte Aneta Djanali. »Im Östra. Aber meine Eltern sind aus Afrika.«
    »Von wo dort?«
    »Obervolta, wie es hieß, als sie hierher kamen. Das heutige Burkina Faso.«
    »Mhm.« Hansson starrte wieder auf den Tisch und hob den Blick. »Sind Sie mal dort gewesen?«
    »Ja.«
    »Wie war es?«
    »Tja... ich hab nichts Besonderes empfunden. Oder weniger, als ich erwartet habe«, sagte Aneta Djanali. Das Verhör nimmt einen ungeahnten Verlauf, aber okay. »Und dabei habe ich selbst unbedingt dahin gewollt.«
    »Angelika wollte auch hinfahren«, sagte Lars-Olof Hansson im selben Augenblick, als seine Frau ins Zimmer zurückkehrte.
    »Bitte, Lasse.« Sie sah ihn mit einem flehenden Ausdruck an. Plötzlich wirkte sie ganz hilflos. Wie eine Ertrinkende, dachte Aneta Djanali.
    »Nach Uganda«, ergänzte er. Dann sprachen sie nicht mehr über Angelika Hanssons Herkunft. Oder über Aneta Djanalis.
    »Wir haben Probleme, Angelikas Heimweg in jener Nacht zu verfolgen«, sagte Halders.
    »Wie kann ich dabei helfen?« Lars-Olof Hansson stand jetzt auf, lehnte sich an die Wand neben der Verandatür. »Ich habe alles gesagt, was ich weiß.«
    »Warum war sie mehrere Stunden allein in der Stadt? Ohne Begleitung?«
    »Das sagen Sie.«
    »Niemand, mit dem wir gesprochen haben, war an diesem Abend in den letzten vier Stunden mit ihr zusammen. Oder in der frühen Nacht.«
    »Ich habe alles gesagt, was ich weiß«, wiederholte Lars-Olof Hansson.
    »Aber was hat sie gemacht?«, fragte Halders. »Ich weiß es nicht, das hab ich doch gesagt.« »Könnte sie einen Job gehabt haben?« »Einen Job?«
    »Einen Sommerjob vielleicht«, wiederholte Halders. »Wenn das so wäre, hätte sie uns das sicher erzählt.« »Kam es manchmal vor, dass sie allein in die Stadt gegangen ist?«
    »Wäre denn da so was verdammt Besonderes daran?«
    »Hat sie es getan?«
    »Ich bin ihr nicht gefolgt.«
    Halders wartete. Er sah dem Mann an, dass noch etwas kommen würde.
    »Sie hat so viel nachgedacht, über ihre Herkunft«, sagte er jetzt. »Sie war... in letzter Zeit irgendwie durcheinander. Oder wie man das nennen soll.« Er warf seiner Frau einen Blick zu, aber sie sagte nichts. »Es schien immer schlimmer zu werden. Ja. Vielleicht hat sie sich deswegen abgekapselt und viel nachgedacht. Keine Ahnung.«
    »War sie deprimiert?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es verdammt noch mal nicht.«
    »Hatte sie Freunde?«, fragte Aneta Djanali. Ann Hansson schaute auf. Aneta wandte sich ihr zu. »Sie müssen doch... viel darüber nachgedacht haben in dieser Zeit.«
    Die Frau nickte. Plötzlich hatte sie genau denselben hilflosen Gesichtsausdruck wie eben noch ihr Mann. Genau dieselbe Hilflosigkeit.
    »Wir haben gar nichts anderes getan.«
    Aneta Djanali wartete.
    »Es gab keine Männer«, sagte Ann Hansson. »Jedenfalls kennen wir keinen.« »Haben Sie darüber gesprochen?«, fragte Aneta Djanali. »Gesprochen? Ich und... mein Mann?«
    »Sie beide und Angelika«, sagte Aneta Djanali und nickte ihr zu, »oder Sie allein mit Angelika?«
    »Ja... was soll ich sagen... klar haben wir darüber gesprochen. Aber sie hatte noch keinen festen Freund«, sagte Ann Hansson und begann zu weinen, leise, zum ersten Mal, seit sie hier waren. »Diese... diese Schwangerschaft ist für uns ein großer Schock. Es ist wie ein... wie ein Albtraum mitten im Albtraum.«
    »Es ist kein Albtraum«, sagte ihr Mann. »Es ist Wirklichkeit.« Er sah seine Frau an. »Das muss doch gesagt werden, oder?«
    Bergenhem saß in Winters Zimmer. Es war halb zehn am Vormittag. Über ihnen ratterte die Klimaanlage. Bergenhem war

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