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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Übrigen konnte er wirklich aufhören. Er war schwach gewesen, aber andere, die schwach waren, hatten es auch geschafft, aufzuhören.
    Als er den Salutorget überquerte, spürte er ein drückendes Gefühl in der Brust. Im Park begriff er, was es war. Er empfand Trauer. Er hatte gerade einen Freund verloren.

16
    Anne kam drei Minuten nach Mitternacht in den Club. An der Bar erkannte sie einige Gesichter. Ihre Blicke waren abgewandt, auf etwas anderes gerichtet, vielleicht auf die Mauer im anderen Raum. Man konnte die Mauer von der einen Seite der Theke sehen.
    Die Musik hing in den Räumen wie ein leichtes Räuspern, dachte sie, etwas Ekliges, das den Hals hinauf will. Nichts, wobei man sich zurücklehnen und die Stimmung genießen wollte, aber so denken die nicht, die hier sitzen.
    Ihre Gesichter waren weiß, grün und violett von der Deckenbeleuchtung.
    Er kam aus dem Büro hinter der Bar. Das Büro. Haha. Eher ein Verschlag.
    »Wir haben uns schon gefragt, wo du bleibst«, sagte er.
    »Jetzt bin ich da.«
    »Du hast es doch hoffentlich noch nicht satt?« »Doch.«
    Sie zögerte die Frage hinaus. Wartete. Sprach sie aus. »Warum hast du nie etwas über Angelika gesagt?« »Was meinst du damit?«
    »Du hast Angelika mit keinem Wort erwähnt, seit... es passiert ist.« »Was hätte ich denn sagen sollen?«
    »Es wäre doch das Natürlichste der Welt gewesen, darüber zu reden?«
    »Andere reden genug.«
    »Aber das hier ist doch dein Laden?«
    »Was willst du eigentlich von mir, Anne?« »Verstehst du das nicht?«
    »Es ist ja wohl klar, dass ich mit der Sache nichts zu tun habe.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Aber das bedeutet doch nicht, dass es mir egal wäre.«
    »Bist du denn traurig?«
    »Ja, natürlich traurig. Sie war eine von uns.«
    »Eine von uns.«
    »Es wird jetzt Zeit für dich.«
    Sie sah, dass die Tür neben der Bühne angelehnt war. Die so genannte Bühne. Er nickte in die Richtung. Sie drehte sich um, und eins der Gesichter an der Bar schien sich ihr zuzuwenden.
    »Nein, nicht der schon wieder.«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Du denkst nur an deine Stammkunden oder wie ich die nun nennen soll.«
    »Tja. Er kommt schon lange zu mir.«
    »Du musst ja nicht da drinnen stehen, du weißt ja nicht, wie sich das anfühlt.«
    »Du weißt, dass du keine Angst zu haben brauchst.«
    »Das kannst du leicht sagen. Aber so einfach ist es nicht.«
    »Wie ist es denn?«
    »Kann ich nicht erklären.«
    »Mach doch einfach die Augen zu.«
    Sie lachte auf und ging zur Tür. Das Gesicht an der Bar schien sich fließend zu nähern, groß, weiß und ekelhaft. Sie schaffte es ins Zimmer, bevor das Gesicht zu nah kam. Sie machte sich fertig, ging in den Käfig, schloss die Augen und begann sich zu der Musik aus dem Lautsprecher zu bewegen. Diesmal war es ein anderer Song. Möchte dich im Dunkel des Abends haben.
    Die Fahnder saßen mit ihren Kaffeetassen da. Es regnete. Ringmar hatte das Fenster geschlossen, aber nach fünf Minuten wurde es zu stickig. Er öffnete es wieder, und auf dem Fußboden vorm Fenster bildete sich bald eine kleine Pfütze. Winter spürte einen Windhauch. Ein gutes Gefühl. Er kaute auf einem Nikotinkaugummi, das ihm nicht schmeckte, nahm es aus dem Mund und warf es in den Papierkorb. Die Kopfschmerzen hatten eine halbe Stunde nach dem Frühstück angefangen, genau wie Angela ihm vorausgesagt hatte.
    »Wie lange muss ich das ertragen?«, hatte er beim Frühstückskaffee gefragt.
    »Bis der Teufel aus deinem Körper vertrieben ist.«
    »Er ist lange drin gewesen.«
    »Du schaffst es, Erik.«
    »Es gibt andere Marken.«
    »Dies ist deine Chance. Die Vorsehung hat dir schließlich doch noch eine Chance gegeben.« »Dann schon eher Swedish Match«, hatte er geantwortet.
    Jetzt steckte er sich ein neues Kaugummi in den Mund, kaute kurz darauf herum und spuckte es wieder aus. Die Bilder wurden herumgereicht. Noch eine Ermittlung, noch eine Sammlung Bilder, die betrachtet wurden. Bilder von Leichen, Körperteilen. Kindern. Kinderzeichnungen. Häusern. Autos. Bäumen. Klippen. Meer. Wäldchen. Mehr Leichen. Tote Gesichter: aufgedunsen, zerschossen, zerschlagen. Jahr für Jahr. Kein Ende abzusehen.
    Ziegelsteinmauern. Examenstage. Lebendige Gesichter, die innerhalb weniger Wochen tot sein würden. Sie saßen da mit einer Art Fazit, und doch war es keins. Ein vordergründiges Fazit. Es ist passiert, aber warum und wie und wann und wer und...
    »Schwarzer Club«, sagte Halders. Er war

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