In alle Ewigkeit
dem Grund.«
»Dann ist es bestimmt nicht so leicht verdient, wie du gedacht hast.«
»Nein.«
»Hast du eigentlich geglaubt, es würde dir leicht fallen?« Sie zuckte mit den Schultern. »Sag mal.«
»Man kann ja die Augen zumachen«, antwortete sie.
»Nicht immer. Manchmal musst du gucken, damit du nicht das Gleichgewicht verlierst.«
»Er war wieder da«, sagte sie nach einer kleinen Pause.
»Vergiss ihn doch jetzt einfach.«
»Er hat einen besonderen... Blick.«
»Haben sie das nicht alle?«
»Er ist zu widerlich.«
»Sind sie das nicht alle?«
Sie trank wieder von ihrem Bier und wartete, während sich eine Gruppe hinter ihnen vorbei zu einem größeren Tisch drängte. Alle waren sonnenverbrannt und weiß gekleidet. Ihre Zähne schimmerten, die Augen glitzerten und ihr Haar glänzte.
»Ich habe Angst.« »Kein Wunder.«
»Es ist, als ob er... etwas wüsste. Als ob er mir etwas sagen wollte.«
»Was sollte das sein?«
»Manchmal lächelt er, als ob er was wüsste. Als ob er etwas wüsste, was ich weiß.«
»Weißt? Was weißt du?«
Er sah sie an und wartete. Die neu angekommene Gruppe begann zu singen. Einer von ihnen sah stolz aus, vielleicht ein wenig verlegen.
»Andy. Ich hab dir das bislang nicht gesagt.«
»Was gesagt? Ich komm jetzt wirklich nicht mehr mit.«
»Das Mädchen, das ermordet wurde. Vergewaltigt und ermordet. Angelika. Angelika Hansson.«
»Ich weiß schon, wen du meinst. Darüber stand ja dauernd was in der Zeitung.«
»Ich hab sie gekannt.«
»Was?«
»Vom Club.«
»Vom Club? Hat sie da gearbeitet?« »Ja.«
»Getanzt?«
»Nein, sie war hinter der Bar.«
»Wann... wann ist das passiert? Ich meine, hat sie gearbeitet, als es passiert ist? In derselben Nacht?«
»Ich glaube ja.«
»Und?«
»Was meinst du?«
»Siehst du da einen Zusammenhang? Zwischen dem Laden und dem, was ihr passiert ist?«
»Daran will ich lieber nicht denken.«
»Warum sollte es mit dem Club zu tun haben?«
»Das frage ich mich ja auch.«
»Es hat bestimmt nichts damit zu tun«, sagte Andy.
»Nein.«
»Warum sollte es?« »Ja, warum?« »Zufälle.«
»Ja«, sagte sie und sah das Gesicht vor sich. Das Lächeln.
»Tu ich dir Leid?«, fragte Halders.
»Was ist das für eine Frage?«, antwortete Aneta Djanali.
»Du beantwortest eine Frage mit einer Gegenfrage.«
»Es ist schwer jemandem gegenüber zuzugeben, dass er einem Leid tut.«
»Ich brauche niemandem Leid zu tun«, sagte Halders. »Nicht so. Es ist eine Katastrophe, aber für die Kinder ist sie doppelt so groß. Zwanzig Mal größer. Tausend Mal.«
»Es hat euch alle getroffen«, sagte Aneta.
»Für sie ist es am schlimmsten.«
Sie saßen auf dem Balkon vor dem Haus, in dem Halders' Kinder immer gewohnt hatten und wo sie wohnen bleiben sollten, wenn er entscheiden durfte, und er gedachte es so zu entscheiden.
Hannes und Magda schliefen. Er war eben bei ihnen gewesen. Hannes hatte etwas im Schlaf gemurmelt. Und während er an seinem Bett gesessen hatte, hatte auch Magda etwas gesagt. Es war, als würden die Kinder im Schlaf miteinander reden.
Aneta erhob sich.
»Zeit nach Hause zu fahren.«
Er nickte.
»Du kommst zurecht?« Wieder nickte er. »Bestimmt?«
»Ich komme zurecht.« Halders schaute zum Himmel, der im Osten dunkler geworden war. Ein Flugzeug auf dem Weg nach Süden blinkte zu ihnen herunter. »Morgen ist ein neuer Tag.«
»Was machst du morgen?«
»Rede mit dem Freund von dem Mädchen. Jeanettes Freund.«
»Mattias.«
»Ja.«
»Der war ja ein bisschen widerborstig.« »Möchte wissen, warum.«
»Ist das so verwunderlich? Sie hat ihn schließlich verlassen.« »Das ist es nicht. Ich hab mit ihm gesprochen. Da ist irgendwas anderes.« »Hm.«
»Da ist was, das er mir nicht sagen wollte. Uns. Etwas, das mit ihr zu tun hat.«
Aneta blieb abwartend stehen. Ein Auto fuhr hinter der Hecke vorbei. Am Wegrand knirschte der Schotter.
»Da ist mehr... Er war sauer, aber nicht nur, weil sie Schluss gemacht hat.« Halders sah Aneta an. »Verstehst du? So was spürt man.«
»Ja.«
Er erhob sich ebenfalls.
»Ich bring dich zum Auto.«
Er beugte sich vor, als sie hinterm Steuer saß.
»Danke, dass du gekommen bist.«
»Geh jetzt schlafen, Fredrik.«
Er hielt ihre Hand und ließ sie erst los, als das Auto anfuhr.
Winter saß in Beiers Zimmer. Er hörte die Geräusche vom Dienst der Spurensicherung um sich herum, die üblichen Geräusche, wenn die Spurensucher sich an die Arbeit machten:
Probeentnahmen, von
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