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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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kam zurück, hatte aber die Milch vergessen. Er musste noch mal gehen. Winter rauchte am Fenster. Mercator war nicht mit Corps zu vergleichen.
    Ein Kanu glitt auf dem Fluss vorbei. Winter sah die Bewegung der Paddel im Wasser. Das war das Einzige, was sich an diesem Nachmittag da draußen bewegte. Keine Autos, keine Straßenbahnen, keine Flugzeuge, keine Fußgänger; keine Geräusche, kein Wind, kein Geruch, nichts anderes als das Wasser, das von dem Mann in Bewegung gesetzt wurde, der nach Osten paddelte. Die Sonne war wie ein Speer in seinem Rücken, wenn es den Strahlen gelang, sich zwischen den Häusern am Drottningtorget hindurchzustehlen.
    »Okay?«, sagte Ringmar hinter ihm und stellte die Kaffeetasse auf den Tisch.
    »Was hältst du davon, wenn wir einen Schatten auf den Kneipenkönig Samic ansetzen?«, fragte Winter, ohne sich umzudrehen. Er nahm einen letzten Zug und legte den Zigarillo in den Aschenbecher auf der Fensterbank.
    »Warum nicht«, sagte Ringmar. »Wenn wir es sauber hinkriegen.«
    »Ich dachte an Sara«, sagte Winter.
    Sara Heiander. Eine der neuen Fahnderinnen, relativ unbekannt in der Stadt. Sah gut aus, aber nicht so, dass sie Aufmerksamkeit erregte. In diesem Job durfte man nicht Aufmerksamkeit erregend aussehen, dachte Winter. Ich vielleicht. Aber das ist jetzt auch vorbei.
    Er sah auf sein Khakihemd, die Shorts und die nackten Füße in den Segelschuhen.
    »Hast du mit ihr gesprochen?«, fragte Ringmar.
    »Ja.« Winter drehte sich um. »Sie ist in dem Fall genauso drin wie wir anderen, und sie will es machen.«
    »Wann?«
    »Ab sofort.« Winter sah auf die Uhr. »Ziemlich genau ab diesem Augenblick.« »Warum fragst du mich dann?«
    Winter breitete die Arme aus. Ringmar trank seinen Kaffee. »Ist sie allein?«
    »Noch ja. Später müssen wir weitersehen.«
    »Setz noch jemanden drauf an, Erik.«
    »Ich hab im Augenblick niemanden.«
    »Das musst du hinkriegen.«
    »Okay, okay.«
    »Welches Auto hat sie?«
    »Deins.«
    Ringmar prustete und spritzte einen halben Mund voll Kaffee über Winters Schreibtisch, wo keine Papiere lagen.
    Die Schatten waren lang und flach, als er zu Bielkes Haus fuhr. Die alten Villen lagen im Dunkel hinter Hecken, die das Licht abschnitten, das auf die Grundstücke fallen wollte.
    Die große Veranda war verlassen. Winter parkte davor. Der Schotter knirschte unter seinen Füßen, als er vom Auto zur Treppe ging.
    Irma Bielke kam rechts aus einer Tür, bevor Winter die Veranda erreichte. Eine Sekunde meinte er, sie sähe der Frau auf dem Foto von Angelikas Examen ähnlich. Dasselbe Alter.
    Er sah genauer hin, aber da war die Ähnlichkeit verschwunden.
    Sie war fünfzig, sah aber viel jünger aus. Er hatte geglaubt, sie wäre etwa so alt wie er.
    Er hatte nicht angerufen, war einfach hingefahren.
    »Jeanette ist nicht zu Hause«, sagte sie. »Mein Mann auch nicht.«
    »Ich wollte mit Ihnen sprechen«, sagte Winter. »Mit mir? Worüber?« »Können wir uns ein Weilchen setzen?« »Ich wollte gerade weggehen.«
    Weg zur Veranda, dachte Winter. Sie trug Kleidung, die für beides geeignet war, um zu Hause zu bleiben oder >weg< zu gehen, dasselbe wie alle anderen: Hemd oder Bluse, Shorts, nackte Füße in bequemen Schuhen.
    Im Zimmer hinter ihr brannte eine Kerze. Winter sah es durch die Türöffnung. Sie stand auf einem schmalen Tisch nah beim Fenster.
    »Fallen Sie den Leuten immer so ins Haus?«, fragte sie.
    »Können wir uns ein Weilchen setzen?«, wiederholte Winter.
    »Es gibt nichts mehr zu sagen«, antwortete sie. »Weder zu Jeanette noch zu meinem Mann und noch viel weniger zu mir.«
    »Ich will Ihnen keine Behauptungen auftischen«, sagte Winter. »Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
    »Gibt es denn überhaupt noch Fragen?«
    »Es wird nicht lange dauern.«
    Sie zeigte auf die Rohrmöbel, die weiter hinten auf der Veranda standen.
    »Ersparen Sie mir das Geschwafel, das sei alles zum Besten von Jeanette«, sagte sie mit plötzlich harter Stimme. »Dass Sie den Täter, oder wie man den nennt, schneller festnehmen, je schneller wir allen, die hier dauernd reinschneien, helfen, alle Fragen zu beantworten.«
    Winter antwortete nicht. Er setzte sich. Sie stand gegen die Wand gelehnt, im Halbschatten. In ihren Augen war kein Licht. Winter stand wieder auf, blieb stehen. Es duftete nach Holz und trockenem Gras. Das Licht im Zimmer brannte jetzt kräftiger.
    »Wie geht es ihr?«
    »Was meinen Sie, wie's ihr geht? Aus ihrem Studium wird jedenfalls

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