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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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in denen sie verfolgt wurde, gefesselt war, ausgeliefert.
    Andererseits hielt das Medikament sie aber auch in einem Dämmerzustand fest, in den Albträumen, die so real zu sein schienen. Ihr Herz schlug rasend, so als wäre in ihrem Brustkorb ein kleiner Vogel gefangen und versuchte verzweifelt, sich zu befreien.
    Sie wurde im Dunkeln von einem Mann verfolgt. Sie lief, so schnell sie konnte, aber ihre Beine versagten ihr immer wieder den Dienst. Sie wurde langsamer. Er holte auf. Sie konnte sein Keuchen hören.
    Als seine Hand ihren Arm packte, schrie sie, versuchte sich loszureißen, aber es gelang ihr nicht. Er zog sie an sich, und es war, als zöge er sie in eine andere Dimension.
    Und dann merkte sie, dass er das tatsächlich tat.
    Sie wurde aus ihrem Albtraum gerissen und in ihre entsetzliche Wirklichkeit geschleudert.
    Um sich tretend und schlagend, versuchte Carey sich zu befreien und auf die andere Seite des Betts zu rollen. Aber die Laken hatten sich um ihre Beine gewickelt, sie konnte sich nicht davon befreien. Sie versuchte zu schreien, aber kein Laut drang über ihre Lippen.
    Dann griffen zwei Hände nach ihr und zerrten sie zurück. Sie konnte nichts tun, um sich dagegen zu wehren.
    Tränen strömten ihr übers Gesicht, aus ihrer Kehle stiegen leise Schluchzer, zittrig vor Entsetzen.
    Ein Unterarm legte sich über ihren Hals und schnürte ihr die Luft ab. Sie trat um sich. Versuchte, ihre Fingernägel in den Arm zu graben, der ihr die Kehle zudrückte, aber der Hemdsärmel, der ihn bedeckte, verhinderte, dass sie etwas ausrichten konnte. Sie war ausgeliefert, wehrlos ausgeliefert.
    Panik stieg in ihr auf, und sie würgte, rang vergeblich um Luft. Vor ihren Augen begann alles zu verschwimmen. Sie dachte an Lucy. Dann wurde alles um sie herum schwarz.

38
    Kovac wachte von dem Hämmern in seinem Kopf auf. Das dachte er zumindest.
    Er erinnerte sich schwach daran, dass er das schon einmal gedacht hatte. Er hatte vielleicht fünf, sechs Stunden geschlafen, und sein Körper sagte ihm, dass das nicht genug war.
    Das Hämmern hörte nicht auf.
    »Paracetamol«, murmelte er und versuchte, den Schlaf ganz abzuschütteln.
    Es bedurfte all seiner Willenskraft, um sich aufzusetzen und die Beine über die Bettkante zu schwingen. Er schaffte es kaum, die Augen zu öffnen, um auf die Uhr zu sehen. Viertel nach acht.
    Das Hämmern hielt an.
    Kovac ging zu dem Stuhl am Fußende seines Betts, streifte eine zerknitterte Hose und ein ebenso zerknittertes Hemd über und ging nach unten. Er schlüpfte in ein Paar Schuhe, die er neben der Tür hatte stehen lassen, und trat nach draußen.
    Ein weiterer strahlend blauer Herbsthimmel begrüßte ihn mit unangemessener Fröhlichkeit. Mit halb geschlossenen Augen schlurfte Kovac hinüber in den Garten seines Nachbarn. Der beäugte ihn mit dem Hammer in der Hand argwöhnisch von seinem luftigen Sitz auf dem Dach.
    »He«, rief der alte Mann zu ihm hinunter. »Was tun Sie da?«
    Kovac gab keine Antwort. Er ging direkt zu der Aluminiumleiter, die seitlich am Haus lehnte, zog das Ding weg, kippte es um und ließ es auf den Rasen fallen. Eichhörnchen stoben in alle Richtungen davon. Kovac machte auf dem Absatz kehrt und ging zu seinem Haus zurück.
    Der alte Mann schrie Zeter und Mordio. »Kommen Sie zurück! Kommen Sie sofort zurück und stellen Sie die Leiter wieder hin!«
    Ohne ihn zu beachten, ging Kovac zurück ins Haus, machte Kaffee und nahm eine Tasse mit nach oben. Er ging ins Bad, pinkelte, nahm eine lange heiße Dusche, rasierte sich, putzte Zähne und klebte ein frisches Nikotinpflaster auf seinen Arm.
    Als er wieder ins Schlafzimmer kam, brüllte der alte Mann immer noch. Sein knallrotes Gesicht passte gut zu dem Rot seines karierten Flanellhemdes.
    Kovac öffnete das Fenster. »Sie wollen, dass ich die Leiter wieder hinstelle?«
    »Das will ich Ihnen verdammt noch mal geraten haben!«
    »Dies ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt, mit mir zu streiten«, sagte Kovac. »Passen Sie auf, sonst trifft Sie noch der Schlag und Sie sterben da oben. Nicht, dass ich eine Träne darüber vergießen würde.«
    Der alte Mann spuckte weiter Gift und Galle und warf mit Schimpfnamen um sich.
    Kovac wartete, bis er seine Tirade beendet hatte.
    »Ich stelle die Leiter wieder hin«, sagte er. »Aber wenn Sie morgen früh wieder aufs Dach klettern, während ich noch schlafe, dann komme ich und nehme sie wieder weg und überlasse Sie Ihrem Schicksal. Sie meinen, bloß weil Sie sogar zum Sterben

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