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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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zu böse sind, müssten Sie allen anderen das Leben zur Hölle machen, wie?«
    Der alte Mann sah ihn wütend an.
    Kovac ging zu seinem Schrank und zog sich an. Die Sonderkommission traf sich um neun zu einer Besprechung. Er wollte vorher noch kurz bei Carey vorbeischauen, um sich zu erkundigen, wie es ihr ging.
    Nebenan mühte er sich mit der sperrigen Leiter ab, um sie wieder aufzustellen. Flink wie ein Affe kletterte der alte Mann herunter und baute sich vor ihm auf.
    »Ich zeige Sie an!«
    Kovac ließ ihn einfach stehen. Der Wetterbericht kündigte für den Nachmittag Gewitter an. Vielleicht würde ein Blitz den alten Knacker treffen und ihn frittieren, während er bunte Lämpchen an seiner Fernsehantenne befestigte.
    Der Mensch hofft, solange er lebt …
    Bei den Moores schien alles ruhig zu sein. Die Medienleute hatten ihre Zelte am Samstag abgebrochen, als ihnen klar geworden war, dass sie hier nichts Interessantes in Erfahrung bringen würden. Mittlerweile hatten sie sich wahrscheinlich vor dem Haus von Kenny Scott versammelt. Das nächste Opfer, bitte.
    Kovac ging zu dem Streifenwagen, der am Straßenrand stand.
    »Irgendetwas, das ich wissen sollte?«
    Der Polizist hinter dem Lenkrad schüttelte den Kopf. »Nein, nichts. Nachdem Sie dem Ehemann hinterhergefahren sind, ist laut Aussage der Kollegen von der Nachtschicht nichts weiter passiert, als dass das Kindermädchen zur Videothek gefahren und wieder zurückgekommen ist. Vor einer Weile ist sie wieder weggefahren. Hat uns zugewinkt. Sie wollte zu Starbucks.«
    Kovac gähnte, richtete sich auf und ging zur Eingangstür. Er läutete und wartete. Für einen Sonntagmorgen war es immer noch ziemlich früh. Nach der Nacht, die hinter ihr lag, schlief Carey vermutlich noch.
    Er läutete noch einmal und wartete.
    Aus dem Haus drang nicht das leiseste Geräusch. Kein Radio oder Fernseher. Keine Stimmen.
    Er läutete ein drittes Mal. Ein viertes Mal.
    Der Polizist in ihm meldete sich. Irgendetwas stimmte da nicht.
    Er zog sein Handy hervor und wählte die Nummer der Moores.
    Es läutete und läutete, und dann schaltete sich schließlich der Anrufbeantworter ein.
    Er wählte Careys Handynummer. Nur die Mailbox.
    Kovac ging ums Haus herum, blickte durch jedes Fenster auf der Suche nach irgendeinem Zeichen von Leben, oder Tod. Er überprüfte die Türen. Alle verschlossen.
    Sein Herz begann, schneller zu schlagen.
    Er ging wieder zurück zum Vordereingang und gab den Streifenpolizisten ein Zeichen.
    Es sah so aus, als käme man durch die Seitentür zur Garage am leichtesten ins Haus. Die beiden Polizisten bogen um die Ecke. Kovac sah den größeren der beiden an, einen kräftigen Kerl Anfang zwanzig.
    »Treten Sie sie ein.«
    »Brauchen wir dafür nicht einen Gerichtsbeschluss?«, fragte der Junge.
    »Es handelt sich um einen Notfall«, sagte Kovac. »Machen Sie schon!«
    Der Officer trat einmal, zweimal gegen die Tür. Beim dritten Mal splitterte der Rahmen, und die Tür schwang mitsamt dem herunterbaumelnden Schloss nach innen auf.
    Die Alarmanlage begann zu schrillen.
    Die Tür zum Waschraum war offen. Kovac ging durch die Küche und begann zu rufen.
    »Carey? Richterin Moore? Ist da jemand?«
    Stille.
    Kovac zog seine Pistole und ging durch die Räume im Erdgeschoss, rief, sah sich um, ohne etwas zu entdecken.
    Sein Magen krampfte sich zusammen, als er die Treppe hinaufging.
    »Carey? Richterin Moore?«
    Er klopfte an die Tür zum Zimmer des Kindermädchens. Keine Antwort. Er stieß die Tür auf. Niemand da. Das Bett war nicht gemacht. Er sah im Schrank nach. Nichts.
    »Carey! Anka!«, rief er.
    Die beiden Streifenpolizisten standen auf dem oberen Treppenabsatz. Kovac rannte an ihnen vorbei zu Careys Schlafzimmer. Die Tür stand offen, auf dem Bett lag die blanke Matratze, das Bettzeug fehlte. Carey war weg.
    »Sehen Sie im Keller nach«, rief er den beiden Polizisten zu.
    Er dachte an Kenny Scott, den man an einen Stuhl gefesselt hatte, dem das Wort SCHULDIG in die Stirn gebrannt worden war. Er dachte an die Familie Haas, an die beiden Kinder, die im Keller aufgehängt worden waren.
    Lucy.
    O Gott.
    Ein Gefühl stieg in ihm auf, so ungewohnt, dass er einen Augenblick brauchte, bis er es erkannte.
    Panik.
    Die kleine aufgemalte Fee an Lucys Zimmertür lächelte ihn an. Ihm schoss durch den Kopf, was Stan Dempsey auf dem Video gesagt hatte.
    Ich frage mich, was sie empfinden würde, wenn ihre Tochter vergewaltigt, gequält und wie ein geschlachtetes Lamm aufgehängt

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