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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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sieht mich an, als könnte sie gar nicht fassen, dass ich das frage, dann lacht sie. »Du meinst Zara, Anna, Jeb und Mark? Anna ist eine selbstständige Künstlerin, die manchmal mit deinem Dad zusammenarbeitet, genau genommen also keine Assistentin, und Jeb und Mark – das sind beides eigenständige Künstler, aber dein Dad stellt sie zur Unterstützung ein. Sie würden dir gefallen. Sie sind cool. Deshalb wollte ich, dass du zum Geheimen Kinoclub kommst, die meisten von ihnen sind dabei. Und Zara, na, du weißt ja, sie und Jeb managen Mercy House gemeinsam. Ich glaube, das ist jetzt schon seit Jahren dieselbe Crew. Gott, Wren, erzählt dein Vater dir überhaupt was?«
    Nett von ihr, das so zu formulieren. Wir wissen beide, dass er es wahrscheinlich getan hat. »Ich hab nicht so gut hingehört.« Ich zucke mit den Schultern, als ob das normal wäre. »Ich meine, früher, da bin ich nur selten hergekommen.«
    Ich starre auf die Stelle am Armaturenbrett, an der der Airbag sitzt. Airbag. Was für ein Name. Als ob das ein Ballon wäre. Hat sich eher angefühlt wie eine Mauer. Die Airbags in Patricks Auto … die haben ihm nichts genützt. Unwillkürlich fröstele ich. Ist kalt hier. Die Wärme versickert so schnell, wenn der Motor nicht läuft.
    »Nun, die Swap Night ist Legende«, sagt sie und lächelt immer noch. Als ob ein kämpferisches Lächeln mich aus dem Loch holen könnte, in dem ich stecke. »Es kursieren wilde Storys über die alten Zeiten. Aber sogar heute wollen noch alle kommen. Er lädt Leute aus der Umgebung ein, Freunde aus der Stadt, Galeristen, Kunstkritiker … hoffen wir. Der neue Stipendiat kommt mit den Kuratoren von der RISD . Dein Dad geht aufs Ganze. Champagner, das volle Programm.«
    Ich schlinge die Arme um mich. Verkrümele mich in meinen Mantel. Ich wünschte, ich könnte darin verschwinden. Dads Besorgung dauert ewig.
    »Ich werd mal fragen, was das eigentlich soll«, sagt Mary, die frustriert zu dem kleinen Büro rüberschaut. »Hast du gesehen, was ich im Buchladen gefunden hab? Guck dir das mal an.«
    Sie langt in eine Tüte hinter meinem Sitz und zieht ein dickes Buch heraus. Eine Monografie. Die Arbeit meines Vaters. Schwer liegt es auf meinem Schoß, was gut ist, weil ich langsam das Gefühl habe, ich könnte wegfliegen. Irgendwie haben alle anderen ein handfestes Leben, nur ich bin nichts als ein flüchtiges Partikel.
    »Wren? Geht’s dir nicht gut?«, fragt Mary, ehe sie die Tür zumacht.
    Ich schüttele den Kopf, finde Worte und zwinge sie heraus: »Nein, mir geht’s bestens. Bin nur traurig, dass du weggehst. Und es tut mir leid, dass ich dein Stipendium ruiniert hab.«
    »Das hast du nicht!«
    Eine Lüge. Sie guckt noch einmal schnell zum Schuppen, schüttelt den Kopf und schlüpft wieder ins Auto. Stellt den Motor wieder an.
    »Wren, ich wollte doch nicht …«
    »Zerstreut? Gott, Mary, hast du überhaupt irgendwas von deiner Zeit mit ihm gehabt? Seit ich hier angekommen bin, hast du mich bedient.« Beim Schlucken ist so eine schmerzhafte Spannung in meinem Hals. »Und den neuen Typen will ich gar nicht kennenlernen. Ich will, dass du bleibst.«
    Das ist eine Überraschung. Für uns beide, glaube ich. Ich will was. Ich will, dass Mary bleibt. Und noch was. Ich will Cal.
    Auf meine behandschuhte Hand legt sie ihre, reckt ihren Kopf in meine Sphäre. »Ich bin hier glücklich gewesen. Dein Dad … weißt du … so ist das Leben. Ich konnte mit ihm arbeiten, konnte beobachten, wie er sich durch eine persönliche Krise arbeitet. Ich bin nicht nur wegen der Skulpturen hier. Darum geht es bei diesen Stipendien. Man lebt das alltägliche Leben mit seinem Mentor, wie auch immer die das definieren.«
    Sie tippt ein paar Mal leicht auf die Hupe. Keine Reaktion aus dem Büro.
    »Sind die langsam! Sorry«, sagt sie und lehnt sich im Sitz zurück.
    Mein Blick ist nach wie vor aufs Armaturenbrett gerichtet. Süße, muntere Mary. Ich hab ihren Aufenthalt hier ruiniert. Und jetzt versucht sie, mich deswegen zu trösten. Heiße Scham prickelt mir den Nacken hoch. Ich konzentriere mich auf den Schnee, der durchs Licht fällt.
    »Ich hab es ernst gemeint, als ich gesagt habe, du könntest zu mir runterfahren und mich besuchen. Wir wohnen in einem großen alten Haus, meine Mitbewohner und ich, jede Menge Platz. Und eine nette Truppe. Mein Freund Charlie ist Fotograf, er kann dir sagen, wie es in dem Fachbereich läuft. Komm mich besuchen. Ich zeige dir, wie das Leben an der RISD ist.«
    »Ja,

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