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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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und hebt sie hoch. Als sie sich zu dritt den Weg durch die Menge bahnen, hakt sie sich bei Nick unter. Sie kümmert sich immer um andere Leute.
    Ich lasse meine Sektflöte an der von Michael und Cal klingen, wir trinken. Dann reicht Cal sein Glas Michael, damit er den Arm um meine Taille legen kann. Wir küssen uns. Ich bin befangen, weil Michael zuguckt.
    »Prost, Wren«, sagt er und hebt sein Glas, als Cal und ich uns loslassen. Ich weiß nicht, was er denkt. Kommt mir vor wie ein Test. Hoffentlich bestehe ich.
    Mein Vater schlendert auf uns zu, Mary ist jetzt an seinem Arm. Nick folgt nicht weit dahinter.
    »Wren«, sagt er, sein Gesicht ist rosig vom Trinken, »ich möchte dir Nick vorstellen. Unsere neue Mary.«
    Ich erhebe mein Glas mit einem kleinen Schwung. »Hallo, Nick«, sage ich dumpf, bemühe mich, wegen Dads Wortwahl keine Miene zu verziehen.
    Streng dich an , gibt Cal mir mit einem schnellen Blick zu verstehen.
    Ich lege mich ein bisschen mehr ins Zeug. »Du trittst in große Fußstapfen.« Versuche zu lächeln.
    »Herzlichen Glückwunsch zu deinem Stipendium«, sagt Michael mit einem schnellen Blick zu Nick und einer längeren Würdigung Marys.
    Mit unendlich mehr Herzlichkeit nimmt Cal den Arm von meiner Taille und schüttelt Nick die Hand. »Ich bin Cal, das ist mein Bruder Michael.« Ohne das Gewicht seines Armes hab ich das Gefühl, zur Decke schweben zu können und zum Oberlicht hinaus.
    Nick und Michael schütteln sich die Hände. Nick schaut Cal an, seine Krücken, ist offensichtlich neugierig. Mein Magen zieht sich ein bisschen zusammen.
    Dann fängt er meinen Blick auf und lächelt mich flirtend an.
    »Ich bin wirklich froh, hier zu sein«, sagt er. »Ich hab viel von dir gehört.«
    Wieder werde ich rot. »Du hast sicherlich viel gehört.« Treffer, versenkt. Na klasse.
    Mit einem leichten Lachen glättet Mary die seltsame Atmosphäre.
    »Du wirst es großartig finden, mit John zu arbeiten«, sagt sie.
    »Ja«, wirft mein Dad ein. »Deine ertrunkenen Jungfern fielen sehr ins Auge.«
    »Ertrunkene Jungfern?« Michael schaut Mary fragend an.
    Vor Freude läuft sie rot an. »Nick hat eine Serie von Galionsfiguren gemacht, du weißt schon, holzgeschnitzt für den Bug eines Schiffes? Nur hat er dazu Fotos von Leuten als Grundlage genommen, die nach berühmten Havarien auf See verschollen waren. In Providence hat das Aufsehen erregt.«
    Nick scheint ziemlich zufrieden mit sich zu sein.
    »In der Tat«, sagt mein Vater und nimmt sich das nächste Sektglas von einem Tablett. »Ich freue mich schon auf eine umfassende Diskussion von Form und Inhalt während Nicks Zeit hier.«
    Nick weist mit ausschweifender Armbewegung ins Atelier. »Ich kann’s nicht erwarten«, sagt er. »Marys Serie von Händen dahinten ist wirklich stark, anders als das, was sie gemacht hat, bevor sie weggegangen ist. Erinnert mich an Kiki Smith.« Mit schnellem Blick zu meinem Dad versucht er festzustellen, ob das Name-dropping eine Wirkung hat. »Nicht im Sinne eines Derivats selbstverständlich.«
    »Selbstverständlich«, sagt Michael, der sich ein wenig über ihn lustig macht.
    »Marys Arbeit«, sagt mein Dad lässig, wobei er seine Flöte leert, »wird nicht zu bremsen sein, wenn sie lernt, sich ihr so selbstlos zu widmen, wie sie sich während ihres Mabry-Aufenthalts um uns gekümmert hat.«
    Es ist überraschend, fast schon grausam.
    An meiner Seite zuckt Cal ein wenig zusammen.
    Die Worte meines Dads landen auf Marys Gesicht und bringen etwas von dem Hochrot dort zum Verschwinden.
    Ihre Hand flattert kurz Richtung Herz, wie ein Vogel, der gerade aus einem Busch auffliegt. Michael hält einen Kellner an, nimmt zwei Gläser vom Tablett und reicht eines Mary.
    »Kunst verlangt alles«, sagt mein Vater abschließend. Dabei schaut er Mary direkt in die Augen. »Für Frauen ist das manchmal schwerer.«
    Er wendet sich ab und lässt uns im Kielwasser seiner Bemerkungen stehen. Eine Sekunde lang scheint Nick sich nicht sicher zu sein, ob er ihm folgen soll oder nicht. Er tut es, aber vorher lächelt er mich noch schnell über die Schulter hinweg an und zwinkert. Das entgeht Cal nicht.
    So viele Dinge spielen sich auf einmal ab, ich glaub, ich werde mich einfach verdrücken. Weglaufen von all diesen Leuten und ihren unachtsamen Zungen. Ich hab Angst, Mary ins Gesicht zu sehen.
    Cal schaut mich an, dann holt er uns zwei neue Gläser vom Tablett eines vorüberziehenden Kellners.
    Michael hebt eine Augenbraue. »Übertreib’s

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