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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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nicht«, sagt er zu seinem Bruder.
    »Danke, Mom.« Cal guckt ihn vernichtend an.
    Ich richte den Blick auf Mary neben ihm, die ein wenig zu schwanken scheint, während sie versucht, sich ihre Fröhlichkeit wie eine heruntergerutschte Stola wieder um die Schultern zu legen. Dann stellt sie sich ein wenig aufrechter hin und lächelt.
    »Hat keinen Sinn, sich davon den Abend kaputtmachen zu lassen«, sagt sie.
    Ich bin sprachlos, als ich sehe, wie sie das einfach abschüttelt.
    »Deine Arbeiten gefallen mir«, sagt Michael, der die Stimmung glätten will, obwohl er mich und Cal nicht eine Sekunde allein gelassen hat, um sich auch nur ein Werk anzusehen. »Deine Hände sind der Wahnsinn.« Er grinst charmant. »Also, von Kunst hab ich keinen Schimmer, aber das sind tolle Hände.«
    Mary lacht. »Ich mag dich, kleiner Bruder von Cal«, sagt sie und hakt sich bei ihm ein. »Komm, wir sehen uns meine Hände mal aus der Nähe an. Einverstanden?«
    Sie schlendern davon.
    Cal lacht. »Jetzt ist Michael zufrieden.«
    Die ältesten Freunde meines Dads, Marta und Theo aus Berlin, kommen zu uns. Marta schlingt von hinten die Arme um mich.
    » Mausi «, sagt sie mir leise ins Ohr. »Tut mir leid, wir sind gestern zu spät angekommen, um noch Hallo zu sagen. Matthau lässt dich grüßen.«
    »Marta!« Ich drehe mich um und umarme sie. Ihre um mich geschlungenen Arme sind eine Erleichterung, mütterlich. Ich habe Theo und Marta nicht mehr gesehen, seit sie vor ein paar Jahren zu einer Vernissage in New York waren. »Marta, Theo, das ist mein Freund Cal. Und das eben war sein Bruder Michael.« Ich zeige auf Mary und Michael.
    Marta taxiert Cal, küsst ihn auf beide Wangen, dann wendet sie sich mir zu, berührt leicht einen der strassbesetzten Kämme, die Mary in meine Frisur eingearbeitet hat. »Theo, sieh nur, wie schön sie ist.«
    Theo umarmt mich, dann klopft er Cal auf die Schulter, als wollte er sich bei ihm für etwas bedanken.
    »Von dir haben wir gehört«, sagt er mit seinem wunderbaren Akzent. »Du bist der, der Johns kleine Wren hier im Wald gefunden und sie wieder zurückgebracht hat.«
    Ich könnte sterben, auf der Stelle. Wieder setze ich das Glas an die Lippen. Wen interessiert das schon, wenn mein Gesicht die gleiche Farbe hat wie das Kleid, in das Mary mich gesteckt hat. Ich hatte vergessen, wie toll das ist, auf einer Party zu trinken, das perlende Zeug hebt die Stimmung, macht alle scharfen Kanten weicher.
    »Wren«, Marta wendet sich wieder mir zu, nachdem sie Cal ein paar Fragen zu seiner Arbeit gestellt hat. »Hast du inzwischen über unser Angebot nachgedacht?«
    »Angebot?« Cal richtet den Blick auf mich.
    Ich schüttele den Kopf. »Nein«, sage ich. »Nein …«
    In Wahrheit habe ich es vergessen. Es ist eine Zeit lang her, dass mein Dad das erwähnt hat. Die Einzelheiten sind etwas vage, wie ein Traum, den man nicht mehr ganz zusammenkriegt.
    Marta erklärt Cal die Sache. »Theo und ich haben John vorgeschlagen, dass Wren mit uns arbeiten kann, wenn sie will, für ein Jahr. Wir würden ihr alles über Drucktechniken beibringen, sie könnte Kurse belegen an der Akademie der Künste in Berlin.«
    Ich beobachte Cals Gesicht, wie er darauf reagiert, aber er guckt nur höflich, interessiert. Hält mich weiter im starken Arm.
    »Ich hab keine Zeit gehabt«, sage ich mit zugeschnürter Brust, hebe mein Glas und leere es.
    »Macht ja nichts.« Sie schüttelt den Kopf und tätschelt meinen Arm. »Hat ja Zeit. Nur keine Eile. Dein Vater sagt, du hast an die RISD gedacht. Er glaubt, da würdest du glücklich sein. Er redet immerzu über deine Arbeit, Wren. Bei uns zu Haus haben wir zwei von deinen Fotografien aufgehängt. Im Laufe der Jahre hat er uns viele geschenkt.«
    Offensichtlich sieht man mir an, wie überrascht ich bin, als sie das sagt, denn sie drückt meine Hand.
    »Tu, was sich richtig anfühlt, Liebling, wenn du so weit bist.« Mit den Händen auf meinen Schultern zieht sie mich weg von Cal. »Es ist wunderbar, jung zu sein! Das hast du nicht verloren.« Sie nimmt mich in die Arme und hält mich eine Weile. Bis ich wieder das Gefühl habe, atmen zu können.
    Ich liebe Marta. Und sie schlägt mir vor, bei ihr zu wohnen. In Berlin zu arbeiten. Da gibt es viel zu bedenken. Ein anderes Mal. Mir reicht es, dass ich hier bin, heute Abend, irgendwie mit Cal zusammen, dass ich morgens aufstehe, in der Bibliothek arbeite und an mehr denke als an mein mühsam erschaffenes Nirgendwo jeden Tag.
    Cal und ich bahnen

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