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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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lieber gleich fahren.«
    Ich sagte: »Kinder...«
    Wütend rief Jessica: »Mutter, sind alle Männer so dickköpfig wie er?«
    »Sieh mal, Jess«, sagte Roger, »mir fehlt Schlaf und...«
    »Willst du mir wohl freundlicherweise erzählen, was los ist?!« wütete Jessica.
    Sein Mund wurde hart. »Also — zuerst mal kenne ich keine Herzogin...«
    »Was?« rief Jessica verblüfft.
    »... und mein Französisch ist trostlos. Und ich kann keine Gedichte aufsagen. Zum Teufel!«
    »Roger!« sagte sie. »Wir haben uns so gut amüsiert!«
    »O. K., du hast dich amüsiert.«
    »Roger«, sagte ich. »Jessica...«
    »Ich gehe jetzt, Mrs. Dougherty«, sagte Roger. Er war so weiß wie sein Hemd. Zu Jessica sagte er: »Ich rufe dich morgen an.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Roger!« Sie stampfte wütend mit dem Fuß auf.
    Sehr langsam wandte er sich zurück, wie ein Mann, der alles mögliche getan hat, tun einem Kampf aus dem Wege zu gehen, und sich doch dazu gezwungen sieht. Seine Augen hatten sich zusammengezogen. »Ich bin kein Gesellschaftsmensch — das ist alles!« sagte er. »Amüsiere du dich mit deinem Vater, und ich sehe dich am Sonnabend in der Kirche. Gute Nacht!«
    »Roger Henderson«, sagte sie, »du bleibst hier!«
    Er machte einen letzten Versuch zu entkommen. »Ich habe eine sehr anstrengende Woche hinter mir, Jess, und dieser Abend war auch anstrengend für mich...«
    Sie wollte ihm die Situation vernünftig klarmachen. »Vater hat ihn extra für dich vorbereitet! Er hat sich die größte Mühe gegeben und das Essen selbst ausgesucht, weil er richtig bekannt mit dir werden wollte.«
    »Nun — es hat nicht geklappt«, sagte Roger. »Mein Französisch ist nicht gut genug.«
    »Wir haben nicht den ganzen Abend französisch gesprochen!«
    »Nein? Dann möchte ich wissen, was sonst!«
    »Und«, sagte Jessica entrüstet, »wir waren zufällig in einem französischen Restaurant, und der Besitzer ist Franzose. Und mit einem Franzosen spricht man französisch!«
    Roger widersprach scharf: »Nicht, wenn er seit dreißig Jahren in Amerika lebt und besser englisch spricht als ich!«
    »Du scheinst in allen Sprachen schwach zu sein«, sagte Jessica von oben herab.
    »Tatsächlich?«
    Sie gingen heftig aufeinander los. Daß ich dabei war, hatte sie vergessen. Es war tragikomisch. Ich mußte an meine eigne Jugend denken.
    Roger fuhrwerkte mit den Armen in der Luft umher und gestikulierte wie ein Franzose in einer Burleske. »Epatant! Merveilleux! La salade était magnifique! — Wer sagt, ich könnte nicht französisch sprechen? Und es war schlicht Salat! Einfacher, gewöhnlicher Salat!«
    »Es war kein gewöhnlicher Salat! Es war Hochlandskresse darin. Und Blätter vom wilden Löwenzahn!«
    »Sowas ißt mein Vieh!« schrie Roger. »Ohne daß es herumtanzt und brüllt: Epatant! Merveilleux!«
    »Du und dein Vieh!«
    »Ich werde dir mal etwas sagen: als Viehzüchter...«
    »Immerzu höre ich das! Ich werde dir als Viehzüchter mal etwas sagen...«
    »Das ist zufällig mein Beruf!«
    »Wirklich?«
    »Ja. — Das Rindfleisch heute abend! Es ist ein Verbrechen, auf gutes, erstklassiges Rindfleisch braune Schmiere zu gießen!«
    »Braune Schmiere!« kreischte Jessica. »Diese himmlische Sauce nennst du Schmiere!«
    »Schmiere!« beharrte Roger. »Und wie kommst du darauf, daß dein geliebter Vater dieses französische Restaurant entdeckt hat? Meine Tante Sarah ißt zweimal in der Woche dort!«
    »Deine Tante Sarah hängt mir zum Halse heraus!«
    »Was hat das damit zu tun? Und wenn wir davon sprechen wollen, wer alles einem zum Halse heraushängt...«
    Er schwieg, weil er merkte, daß Jim heruntergekommen war.
    »Ist das ein privater Streit?« fragte Jim in seiner netten, gemütlichen Art, »oder kann jeder mitmachen?«
    Er sah Jessica an. Er sah Roger, sah mich an und fragte: »Um was geht es? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, Sir«, sagte Roger, und als er sah, daß Jim unter seinem Hausmantel einen Schlafanzug trug, fuhr er fort: »Es tut mir leid, daß Sie gestört worden sind!«
    »Es ist doch etwas nicht in Ordnung!« sagte Jessica weinend.
    »Oh? Was?« fragte Jim.
    »Sie haben nur eine Meine Meinungsverschiedenheit«, erklärte ich.
    »Eine kleine!« rief Jessica. »Er hat uns den ganzen Abend verdorben — das ist alles! Er fand das Essen scheußlich und fand die Weine scheußlich und fand es scheußlich, daß wir mit dem Besitzer französisch gesprochen haben...«
    »Richtig!« rief Roger. »Ihr habt mich den ganzen

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