In angenehmer Gesellschaft
ist?!«
»Mit Jim — du sprichst nie von ihm.«
»Alles, was ich tue, hat irgendwie mit Jim zu tun.«
»Und ihr lebt gut miteinander?«
»Ja«.
»Aber anders, wahrscheinlich, als wir damals.«
»Völlig anders! Ruhig und zufrieden.«
»Und das macht dir Freude?«
»Ja.«
Er redete und redete, und wie eine Idiotin gab ich ihm immer wieder Antwort. Ich schilderte ihm meine Sommer mit Jim und die Winter mit Jim. Den Tahoe-See, in dem wir schwammen, und Squaw Valley, hoch in den Serras, wo wir Ski liefen. Ich malte ein herrliches Bild von einfachem Freiluftleben, beging aber einen Irrtum — ich sprach von unserem Blockhaus im Squaw Valley, und darauf stürzte er sich. Auf so etwas hatte er gewartet.
»Was habt ihr in Squaw Valley?« fragte er entsetzt.
»Ein Blockhaus.«
»Das hast du nicht gesagt!«
»Was denn?«
Schaudernd zog er die Schultern zusammen. »Wörtlich hast du gesagt: ein praktisches, vorfabriziertes Blockhaus.«
»Eine Hütte, in der wir wohnen, wenn wir Ski laufen.«
»Sicher! Und bekommt ihr jeden Morgen die Zeitungen gebracht?«
Ich starrte ihn an.
Sanft sagte er: »Arme Kate!«
»Komm mir nicht mit armer Kate!«
»Ein vertanes Leben«, murmelte er. »Und ich bin schuld daran.«
»Was heißt das?«
Er stand auf und kam zu mir herüber. »Früher hattest du eine wahre Lebensgier...«
»Die habe ich immer noch.«
»Gier nach dem Leben und nach dem, was du von mir gelernt hast...«
Es muß eine wissenschaftliche Bezeichnung dafür geben: für den Augenblick, da die Geduld zu Ende geht und der Verstand nachgibt, da man es im Kopf spürt und doch außerstande ist, sich zu beherrschen. Wild fuhr ich los: »Was habe ich denn von dir gelernt? In sechs Jahren Zigeunerlebens mit dir waren es vier Sprachen und Kochen. Die Sprachen beherrsche ich heute noch, und meine Essen-Parties gelten als die besten in San Franzisko. Was sonst noch?«
»Es war mehr, arme Kate, viel mehr. Und die Mimosen erinnern dich daran. Ich sehe dich vor mir, auf dem Hügel, vor dem dunklen Himmel, vom Winde durchweht, frisch und jung...«
»Ich habe nichts für fadenscheinige Erinnerungen übrig.«
Das hatte getroffen. Ärgerlich sagte er: »Was wir damals getan haben, war manchmal ausgefallen, aber nie fadenscheinig!«
Ich stieß nach: »Und willst du Jessica, bitte, in Ruhe lassen!«
»Was meinst du damit?«
»Du brauchst sie nicht mit deinem Charme einzuwickeln und Roger als Einfaltspinsel hinzustellen.«
Er wischte ein Stäubchen von seinem Hausmantel und lächelte. »Dafür bin ich leider nicht verantwortlich, Kate. Er ist bestimmt ein Mann, der für sich selbst einsteht.«
»Also hör auf zu versuchen, daß sie seiner noch vor der Hochzeit überdrüssig wird!«
»Wovor hast du eigentlich Angst, Kate?«
Wütend drehte ich ihm den Rücken zu und ging zur Treppe. »Ich wünschte, ich wäre nicht auf geblieben! Jetzt werde ich eine Schlaftablette nehmen müssen!«
Rasch kam er auf mich zu und fragte liebenswürdig: »Willst du eine von mir nehmen? Ich habe sie von einem Medizinmann in Kenia machen lassen.«
Ich schlug ihn ins Gesicht.
Ich hatte zuviel von ihm ertragen müssen — jetzt ertrug ich nichts mehr. Aber während ich ihn schlug, schien mein Herz stillzustehen — ich war handgreiflich gegen jemanden geworden, den ich liebte.
Er stand sehr ruhig. Seine Augen blickten gefaßt; auf seinen Lippen stand ein leises Lächeln. Und mir war todelend zumute.
»Es tut mir schrecklich leid!« sagte ich.
»Du hast sehr recht gehabt.«
»Nein«, sagte ich. »Verzeih!«
Er war sehr liebenswürdig. »Du warst durchaus im Recht!«
Ich war den Tränen nahe. »Nur weil du mir so zugesetzt hast!«
»Ich weiß. Es tut mir leid. Es war unrecht von mir, und du hattest recht, mich zu schlagen.«
»Hat es weh getan?«
Er dachte einen Augenblick lang nach. »Nun — ich muß sagen: deine Hand hat nichts an Schwung eingebüßt.«
Ich lachte, und er schien sich darüber zu freuen. Manchmal konnte er bestrickend liebenswürdig sein. Ich sagte: »Es tut mir schrecklich leid, Pogo!«
»Das war einer der Züge, die ich am meisten an dir geliebt habe: du bist immer schnell in Hitze geraten, in stürmische Hitze, aber der Sturm tobte sich jedesmal schnell aus, und der Himmel war wieder heiter. Unsere Streitereien haben nie Bitterkeit hinterlassen.«
Verflucht liebenswürdig konnte er sein. Wie ein Schulmädchen sagte ich: »Das freut mich.«
»Und noch etwas...« Seine Augen leuchteten sonderbar. »Ich weiß
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