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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wurde mit ihrem Ansturm zwar fertig, aber man hatte Kate murmeln hören, daß sie besser ein paar Parkverbotsschilder aufgestellt hätten, wie nach dem Autounfall, worauf Reed meinte, es gebe in jeder Stadt und auf jedem Dorf Leute, für die ein Mord ein Ereignis von extrem belebender Wirkung sei und der Tatort dieses Verbrechens von unbeschreiblicher Faszination. Er vermutete, daß diese Sorte Menschen im achtzehnten Jahrhundert zugeschaut hatten, wenn jemand aufgehängt oder während der Herrschaft der Tudors gerädert und gevierteilt wurde.
    Mr. Stratton war bereit, da es schon vier Uhr nachmittags war, seiner Truppe und sich je ein Sandwich und ein Glas Milch zu gönnen. Er gab nur widerstrebend nach, offenbar überwältigt von dem quälenden Hunger seines Kollegen und der Tatsache, daß das nächste Restaurant sechzehn Meilen entfernt lag. Hin-und Rückweg also doppelt so weit. Nach dieser Mahlzeit verlangte er die drei »Damen Professoren« in der Bibliothek zu sprechen. Das Essen hatte seine Laune sichtlich nicht verbessert, die zusätzlich durch seine Versuche, James Joyce zu begreifen, aufs äußerste strapaziert worden war.
    »Vielleicht«, sagte er, als sie alle zusammensaßen, »können Sie zu dritt, da Sie ja alle Professorinnen der Literatur sind, mir James Joyce erklären.« »Das erinnert mich, Mr. Stratton, an einen Roman von Thomas Hardy«, sagte Grace Knole, »ein weniger bedeutender Roman, meine ich, allerdings ist mir der Titel entfallen. In diesem Werk geht es um einen Mann, der um eine junge Frau wirbt und zugeben muß, daß er in der Vergangenheit auch schon ihrer Mutter und ihrer Großmutter einen Heiratsantrag gemacht hat.« Mr. Stratton sah aus, als bereue er bereits, sie um Rat gefragt zu haben. »Aber wie«, setzte er an, »konnte ein Mann…« »Ich schlage vor, daß Sie sich nicht in den mathematischen Aspekt der Sache vertiefen«, sagte Grace. »Sie können sich darüber Gedanken machen, wenn Sie heute nacht einzuschlafen versuchen.
    Aber bedenken Sie, daß in jenen Tagen Frauen mit sechzehn heirateten und Kinder bekamen, und Sie werden das zweifellos für eine gute Sache halten, angesichts der Tatsache, daß Sie sich nun gezwungen sehen, sich mit drei alten Jungfern verschiedenen Alters zu unterhalten.« Auf Mr. Strattons Gesicht stand geschrieben, daß es genau das war, was er gedacht hatte oder, um genauer zu sein, gerade denken wollte, denn Grace Knoles Verstand arbeitete noch immer schneller als der jedes anderen noch so brillanten Wissenschaftlers, und somit war er dem eines schlichten Polizisten um einige Schritte voraus.
    »Zu James Joyce«, sagte Mr. Stratton.
    Die drei sahen ihn fragend an.
    »Da gibt es eine Geschichte, also, die heißt ›Efeutag im Sitzungszimmer‹. Während des Lunchs, den mir Miss Fansler freundlicherweise anbot, las ich die Geschichte in einem Buch, das mir Mr. Emmet Crawford seinerseits netterweise gegeben hatte. Da er ständig diesen Schriftsteller James Joyce erwähnte, hatte ich ihn gefragt, ob er mir etwas Kurzes von ihm zum Lesen geben könnte. Die Geschichte war achtzehn Seiten lang, und ich habe kein einziges Wort verstanden. Mein Kollege ebensowenig«, fügte er hinzu.
    »Ja«, sagte Kate, »das ist eine Geschichte, die in der Tat schon immer Schwierigkeiten gemacht hat. Finden Sie, Mr. Stratton, daß in dieser Geschichte nichts passiert?« »Genau das ist mein Eindruck.« »Aber genau darum geht es ja. In Irland passiert nichts, überhaupt nichts. Alle Menschen sind tot; unfähig zur Liebe.« »Wie Mary Bradford«, sagte Lina.
    »Jetzt, da Sie es sagen«, meinte Kate, »scheint es mir auch so: wie Mary Bradford.« »Ist das der Grund«, fragte Grace, »warum Forster Joyce vorgeworfen hat, er bewerfe das Universum mit Dreck?« »Forster meinte damit den ›Ulysses‹, und ich glaube, er hat dieses Urteil später zurückgenommen. Er sagte das zu einem Zeitpunkt, als praktisch alle Welt Joyce für unmoralisch hielt.« »Ich habe da eine Geschichte gehört«, sagte Grace, »in der es um ein Essen geht, bei dem jemand Joyce zuprostete und einen Toast auf die Unmoral ausbrachte. ›Darauf trinke ich nicht‹, soll Joyce gesagt und sein Weinglas abgesetzt haben.« »Es war Weißwein«, sagte Kate.
    »Spielt es eine Rolle«, fragte Stratton mit der Stimme eines Mannes, der lange und stumm gelitten hatte, »welche Farbe der Wein hatte?« »Natürlich spielt das eine Rolle«, sagte Kate. »Das ist der springende Punkt im gesamten Werk von Joyce. In

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