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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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einem Kriminalroman, dann säße kein brüllender Jugendlicher in dem Wagen, sondern ein Abenteuer. Lesen Sie Kriminalromane?« »Sicher«, sagte Kate. »Und ich löse Kreuzworträtsel. Es gibt entweder uns oder Leute, die Bridge spielen, rudern und skilaufen.
    Warum?« »Es ist interessant«, sagte Grace, »wie wenig diese Geschichten dem realen Leben entsprechen. Es geht ausschließlich darum, daß in ihnen so viel passiert. Ich meine nicht die Bücher von Ian Fleming.
    Sogar in den netten kleinen englischen Romanen vom Typ ›Leiche im Pfarrhaus‹, wie Auden das genannt hat, geschieht so viel. Wir haben hier jetzt einen Mord erlebt, aber alles, was wir tun, ist – natürlich –, daß wir darüber reden und gemeinsam die Straße entlangspazieren, drei seltsame Ladies in Tennisschuhen, um dem Mann der Dahingeschiedenen beim Kühemelken zuzusehen.« »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Kate. »Der englische Kriminalroman beginnt damit, daß jemand eine dieser exzentrischen Anzeigen auf der ersten Seite der ›Times‹ liest; da heißt es dann: ›Peter, wenn du dir Gedanken über mich machst, triff dich mit Henry. Colin.‹ Also saust Peter los, um mit Henry zu sprechen, der sich als eine alte Amme von achtzig Jahren entpuppt, und als nächstes sitzt er in einem Haus hinter dem Eisernen Vorhang in der Falle, aus dem er dann entkommt, indem er mit einem Stück Eisenrohr lange genug die Backsteinmauer bearbeitet. Würde mich jemand in ein Haus einsperren, was natürlich höchst unwahrscheinlich ist, dann würde ich dort warten, bis man mich rettet oder, was wahrscheinlicher wäre, vor Hunger sterben.« »Trotzdem war es ein sehr gutes Buch.« »Natürlich war es ein gutes Buch. Vor kurzem habe ich noch ein anderes gelesen. Darin geht es um eine alte Jungfer um die fünfunddreißig, die im Urlaub nach Europa fährt. Ihr Wagen wird dazu benutzt, irgend etwas nach Frankreich zu schmuggeln, und sie landet in einem Keller, wo sie zusammen mit einem wunderbaren Franzosen eingesperrt ist und die Gelegenheit nutzt und lernt, was es heißt, mit Männern zu schlafen, während die bösen Verbrecher Leichen ins Meer werfen.« »Das war auch ein sehr gutes Buch.« »Hervorragend. Ich will nur sagen, daß solche Dinge keinem passieren, der schon fünfunddreißig oder mehr Jahre auf dem Buckel hat und bei dem bis dahin noch nichts gelaufen ist.« »Da haben Sie recht«, sagte Grace. »Hätte man mich mit fünfunddreißig mit einem Franzosen – egal wie faszinierend – in einen Keller gesperrt, dann hätte ich mit ihm, falls er gebildet gewesen wäre, über irgendeinen abstrusen Aspekt mittelalterlicher Kultur diskutiert oder ich hätte von den Gefahren der französischen Wirtschaft oder von gallischer Tapferkeit im Krieg erzählen lassen, wenn er nicht so gebildet gewesen wäre. Entweder gehört man zu denen, denen etwas Besonderes, Abenteuerliches passiert, oder nicht. Gehört man aber zu ihnen, dann denkt und redet und liest man nicht viel, sondern man genießt seine Abenteuer.« »Mit einem faszinierenden Franzosen in einen Keller gesperrt zu werden, ist auf alle Fälle für uns ziemlich unwahrscheinlich«, sagte Lina.
    »Und wenn es passierte, dann wären wir so besorgt um all diese Leichen, die ins Meer geworfen werden, daß wir gar nicht daran denken würden, Erfahrungen zu machen.« »Ich schon«, sagte Lina.
    »Das Reizvolle am Kriminalroman«, sagte Grace, »ist, daß man so nette Dinge über das liest, was andere Leute machen, ohne es ihnen gleichtun zu müssen.« »Wir gehören zu der Sorte Menschen, die Kriminalromane lesen und sich Notizen machen«, sagte Kate und lächelte.
    Sie waren im Stall angekommen. Bradford war mit Melken beschäftigt, und ein benachbarter Bauer half ihm dabei.
    »Heißt das, sie melken mit Maschinen?« sagte Lina, und schaute sich um.
    »Sie machen alles mit Maschinen«, sagte Grace. »Soviel habe ich schon begriffen.« »Gefällt das den Kühen, wenn ihre Köpfe so angebunden werden?« fragte Lina, nachdem Kate die Damen vorgestellt und alle ihr Beileid ausgesprochen hatten.
    »Weil sie dabei gleichzeitig gefüttert werden, mögen sie es«, sagte Bradford, »aber es gibt jetzt eine Theorie, nach der es ihnen in offenen Verschlagen besser geht, ohne Freßgitter, und mit einem extra Melkraum. Vorsicht.« Er griff nach oben und öffnete eine Falltür. Ein Heuballen purzelte vom Heuboden herunter. Er band ihn auf und fing an, das Heu zu verteilen.
    »Mr. Bradford«, sagte Kate, »können wir

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