In besten Kreisen
bemerkte Emmet.
Mr. Stratton entfernte sich mit seinem Kollegen, der inzwischen den Namen M’Intosh bekommen hatte.
Für Montag war William zur Aussage vor den Untersuchungsrichter geladen. Reed bot an, ihn hinzufahren, und Lina, nach deren Begleitung William nun wie ein Kind verlangte, begleitete die beiden. Im Gericht würden sie sich mit John Cunningham treffen, der fünftausend Dollar in bar oder als beglaubigten Scheck mitbringen würde. Reed verkündete das zur Überraschung aller. »Cunningham ist sicher, daß das die absolut höchste Kautionssumme ist, die sie festsetzen können«, sagte Reed zu Kate. »Wenn sie so hoch ausfällt«, fuhr er fort, »dann läßt das nichts Gutes für William ahnen, es sei denn, sie finden den Mörder.« »Aber William hat doch keinen Mord begangen«, sagte Kate.
»Das hat er, meine Liebe. Fahrlässig, aber immerhin.« »Nicht mehr, als wenn ich jemand mit meinem Auto überfahren und getötet hätte.« »In beiden Fällen wäre das Opfer sozusagen durch Fremdeinwirkung zu Tode gekommen.« »Reed, woher hat Cunningham die fünftausend Dollar? Gehört das zu seinen Diensten als Anwalt?« »Den Tag möchte ich noch erleben. Das Geld wird vom Häftling aufgebracht oder von seinen Freunden, die es zurückkriegen, falls er nicht verschwindet.« »Ich bin sicher, daß William keine fünftausend Dollar hat.« »William hat nicht einmal fünftausend Cents, jedenfalls keine, die er entbehren kann.« »Reed, es liegt eindeutig in meiner Verantwortung…« »… die zeitweise von mir übernommen wird.« »Ich begreife nicht, warum du so ritterlich sein solltest.« »Ich auch nicht. Da du drauf bestehst, dich in den Wäldern zu vergraben, einen Haushalt einzurichten, der selbst für den hartgesottensten Strafverteidiger von Boston Überraschungen birgt, und dann das Land mit Leichen übersäst, gibt es keinen vernünftigen Grund unter der Sonne, warum ich dich nicht selber für deine unglücklichen Angestellten die Kaution aufbringen oder es ihnen überlassen sollte, sich aus eigener Kraft aus ihrer mißlichen Lage zu befreien. Schließlich mußten sie ja wissen, auf was sie sich einließen, als sie für dich zu arbeiten begannen. Aber da ich nicht nur genauso töricht bin wie du, sondern als ein Hauptzeuge, wenn nicht gar als Verdächtiger in die ganze Geschichte verwickelt bin, mußt du schon gestatten, daß ich so viel Verantwortung wie möglich auf meine männlichen Schultern lade. Kurzum, sei guten Mutes, erwarte uns mit einem Drink, falls wir zurückkommen, und bete, daß der Richter unseren William gegen Kaution freiläßt. Diese und andere Kunde bringe ich bei meiner Rückkehr; alsdann, so eile ich denn vor die Schranken des Gerichts und Ihr, meine Holde, heim gen Araby, wie es immer in diesen schrecklichen Shakespeare-Schinken heißt.« »Die sind nicht schrecklich.« »Gut. Hoffen wir, daß wir aus diesem Schlamassel bald herauskommen und uns im Central Park einen anschauen können. Mal sehen, wie die Chancen stehen!« So war denn die Gesellschaft geschrumpft, die sich zum Lunch traf. Leo war im Ferienlager in der Obhut von Mr. Artifoni. »Zweifellos«, sagte Kate und reichte den Salat herum, »wird er den Jungen die Besonderheiten bei der Behandlung von Schußwunden beibringen. Wenn wir Glück haben, erfahren wir heute abend dann, woran man schneller stirbt, an einer Kugel im Kopf oder an einer im Herzen.« »Ich dachte, es handele sich dort um ein Sportlager«, sagte Grace. »Ist die Behandlung von Schußwunden auch ein Sport?« »Jeder amerikanische Junge sollte sich in Erster Hilfe auskennen, meine Liebe«, sagte Emmet. »Das werden Sie doch sicher verstehen.
Wenn er, wie ich, in Ohnmacht fällt, sobald er Blut sieht, und wenn er künstliche Beatmung nicht von Wiederbelebung nach Cheyne-Stokes unterscheiden kann, dann ist er ja in Notfällen von keinerlei Nutzen. Jedenfalls habe ich das so von Leo gehört. Ich habe dagegengehalten, daß kleine Jungen in Notfällen per definitionem nutzlos sind, aber Leo meinte, man könne nie wissen. Mr. Artifoni hat es fertiggebracht, daß diese kleinen Kreaturen sich geradezu nach einem Unglück sehnen. Wäre Mary Bradford verblutet, hätte ich das halbe Lager als Täter verdächtigt, weil sie Aderpressen üben wollten.
Ich bin todsicher, Leo betet jede Nacht, daß bei William oder mir die Schlagader platzt und er uns retten kann. Unser Tischgespräch ist vom Feinsten, nicht wahr, Kate? Hätte ich was zu sagen, ich würde dem Kind
Weitere Kostenlose Bücher