In besten Kreisen
Ihnen mit den Kindern irgendwie helfen? Wir würden sie gern zum Essen und Schlafen mit nach Hause nehmen, wenn das für Sie eine Erleichterung bedeutet.« »Danke«, sagte Bradford. »Das ist sehr nett. Aber eine junge Frau aus dem Dorf, eine Freundin der Familie, ist schon gekommen und kümmert sich um alles.« »Gut«, sagte Kate, »sagen Sie mir Bescheid, wenn wir etwas tun können.« Die drei Damen sahen zu, wie Bradford die Kälber mit in Wasser aufgelöstem Milchpulver fütterte, eine Kuh nach der anderen wieder von der Melkmaschine befreite, jeder eine ordentliche Portion Korn zu fressen gab und mit erfahrenem Ohr auf das Arbeiten der Maschinerie im Milchraum lauschte. Er erklärte ihnen, daß dort ein großer, rostfreier Stahltank die Milch in drei Minuten von der Körpertemperatur der Kuh auf fast null Grad herunterkühle. Dreimal in der Woche komme der Tankwagen von der Molkerei und sauge die Milch ab.
»Erstaunlich«, sagte Grace. »Ist der ganze Dachboden voller Heu?« »Der muß bald voll sein, für den Winter«, sagte Bradford. »Das Heu, mit dem ich die Kühe gerade gefüttert habe, stammt noch von der letzten Ernte. Mehr als viertausend Heuballen aus der neuen Ernte sind schon oben, und es kommen noch mehr. Wollen Sie sehen, wie der Heuaufzug funktioniert?« fragte er.
»Gern«, sagte Grace Knole, »wenn Sie so nett sein wollen.« Im gleichen Atemzug sagte Kate: »Machen Sie sich keine Umstände.« »Keine Sorge«, sagte Bradford, der sich offenbar gern die Zeit nahm, alles genau zu erklären. »Diese Ballen werden von der Heumaschine zusammengebunden und auf den Lastwagen geworfen.
Hier holen wir sie dann herunter und schieben sie in den Aufzug, der sie nach oben auf den Heuboden transportiert. Sehen Sie mal.« Er schaltete die Maschine ein, und der Aufzug beförderte den Ballen in den zweiten Stock. Bradford kletterte nach oben, zog den Ballen aus dem Aufzug und schleuderte ihn in eine Ecke des Heubodens.
»Kommen Sie herauf, und sehen Sie es sich an«, sagte er.
Die drei Damen warfen prüfende Blicke auf die steile Leiter, die zum Heuboden führte. Lina und Kate stiegen ohne längeres Zögern hinauf. Grace Knole blieb unten. »Ich lasse mich nicht mehr auf solche Dinge ein«, sagte sie, »was immer Keller oder Heuboden zu bieten haben mögen. Sehen Sie sich um, und erzählen Sie es mir dann.« Kate und Lina waren erstaunt über die Größe dieses zweiten Stocks. Nirgends war eine Stütze oder ein Pfeiler zu sehen; nur freier Raum und Tausende von Heuballen. »Ein schöner Bau«, sagte Kate zu Bradford.
»Habe ich selbst entworfen. Mary hielt mich für verrückt, aber ich habe zu ihr gesagt, es ist möglich, einen völlig offenen Heuboden zu bauen. Arme Mary«, fiel ihm ein. Alle drei kletterten in ernstem Schweigen wieder hinunter.
»Ein einziger Mann kann eine ganze Farm betreiben«, sagte Grace, als sie sich auf den Rückweg machten, »vorausgesetzt, er ist ein technisches Genie, Architekt, Agronom und Tierarzt in einem.« »Was für eine ungeheure Menge Heu«, sagte Lina.
»Alles in allem«, sagte Kate, »würde ich für den Fall, daß mir ein Franzose über den Weg liefe, einen Keller vorziehen. Besser für die Nasenschleimhaut und löst weniger Höhenangst aus.« Reed erwartete sie auf halbem Wege. »Wo seid ihr gewesen?« fragte er. »Ihr könnt doch nicht ohne Erlaubnis den Tatort verlassen.« »Heißt das, wir stehen unter Hausarrest?« fragte Grace.
»Wir haben Heuböden erforscht«, sagte Kate.
»Irgend etwas gefunden?« »Mir würde es gar nicht gefallen«, sagte Kate, »auf einem Heuboden etwas zu finden. Bradford wirkt nicht gerade untröstlich.« »Ich wüßte zu gern«, sagte Lina, »wer wohl dieses Mädchen aus dem Dorf ist.« »Hat Mr. Stratton sich bei Mr. Mulligan über Joyce kundig gemacht?« fragte Kate.
»Was um alles in der Welt«, sagte Reed, »ist der ›Efeutag im Sitzungszimmer‹?« »Er hat ihn also über Joyce ausgefragt. Und was hat er erfahren?« »Anscheinend wußte Mr. Mulligan nichts über einen Gegenstand, der ›Plop‹ macht. Aber ich natürlich auch nicht.« »Du hast aber auch nicht mehrere Bücher über Form und Funktion des modernen Romans geschrieben.« »Seltsam, dieser Mr. Mulligan«, sagte Grace.
Erde
A m Sonntagabend hatte das Polizeiaufgebot seine Arbeit beendet. Die sterblichen Überreste von Mary Bradford waren fortgeschafft worden. »Und wo ihre unsterblichen Überreste sich jetzt befinden, das wage ich mir kaum vorzustellen«,
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