In besten Kreisen
wirklichen Tod.« »So etwas Ähnliches haben wir gestern gegenüber diesen beiden Gentlemen geäußert. Da wir gerade davon reden, wie schrecklich Dublin war, ist das nicht ziemlich herzlos, daß wir hier sitzen und über Joyce schwatzen, während vor kurzem eine Frau praktisch auf der Schwelle unseres Hauses gestorben ist?« »Manche«, sagte Emmet, »von denen wir wissen, daß sie tot sind, wandeln unter uns; manche sind noch gar nicht geboren und durchschreiten doch schon die verschiedenen Formen des Lebens; andere sind Hunderte von Jahren alt, obwohl sie von sich selbst sagen, sie seien sechsunddreißig. Ich weiß nicht, warum mir das in Verbindung mit Mary Bradford einfällt; vielleicht eher in Verbindung mit Ihnen.« »Das Zitat stammt niemals von Joyce.« »Nein«, sagte Emmet. »Mir sind Schriftstellerinnen wirklich lieber; ihre Weisheit ist irgendwie destilliert durch die Klarheit ihrer Wahrnehmung.« »Donnerwetter!« »Gefällt Ihnen das? Ich habe es mir als Einleitungssatz für einen Essay ausgedacht.« »Und wo haben Sie das von den Toten gefunden, die unter uns wandeln?« »Bei Virginia Woolf. Schade, daß Lingerwell nie mit ihr korrespondiert hat. Wenn nämlich ein paar Woolf-Briefe auftauchten, wäre ich nicht mehr zu halten.« »Emmet, machen Sie sich nicht lustig über solche Dinge. Die Frage ist, was unternehmen wir wegen Mary Bradford?« »Sie wollen doch nicht jetzt noch Erste Hilfe vorschlagen?« »Ich meine nur – ohne übertreiben zu wollen –, daß Williams Leben für den Fall, daß wir nicht herausbekommen, wer die Kugel in den Lauf geschoben hat, nicht besonders leicht sein wird, und ich habe das Gefühl, daß es schon jetzt kein Zuckerschlecken ist.« »Vortrefflich ausgedrückt«, sagte Emmet. »Auch mir ist, wenn Sie das auch nicht glauben mögen, William ans Herz gewachsen, und ich habe ihm vorgeschlagen, er solle Sie um die Erlaubnis bitten, Gerard Manley Hopkins aufgeben zu dürfen, egal was für ein großartiger Dichter er ist, und seine Dissertation über Teile von Lingerwells Material schreiben. Aber ich fürchte, seine Blockade ist psychologischer, wenn nicht sexueller Art; sein ganzes Leben ist wirklich eine einzige Orgie der Enthaltsamkeit. Einen Mord zu begehen, wie unabsichtlich auch immer, scheint mir nicht gerade die Methode zu sein, die ihm besser als alle anderen über die doppelte Hürde von Schreibhemmung und strenger Keuschheit hilft. Aber was können wir tun? Ich gehe davon aus, daß Sie nicht vorhaben, einen Einheimischen zu suchen und ihm die Sache anzuhängen?« »Ich schlage vor«, sagte Kate, »wenn ich es mal mit brutaler Of-fenheit sagen darf, daß wir zumindest von einem Einheimischen als Mörder ausgehen und uns deswegen auch nach einem solchen umsehen. Ich hoffe – ja, ich bin sicher –, daß wir dennoch fähig sind, uns jedem Beweisstück zu stellen. Gleichzeitig wäre es mir lieb, wenn überhaupt einmal ein Beweisstück auftauchte. Die Polizei scheint mit einer für sie typischen Einseitigkeit ihre Kräfte, denen ich keine allzu große Hochschätzung entgegenzubringen geneigt bin, auf unsere Wenigkeiten zu konzentrieren.« »Also«, sagte Emmet, »dann betrachten wir einmal das, was wir von dieser ländlichen Gemeinde wissen, als die Tonerde, aus der wir uns nun selber etwas Schlaues formen können.« »Um in Ihrem Bild zu bleiben: Wir haben nicht gerade viel Erde zur Hand.« »Araby ist eine kleine Stadt.« »Können wir sicher sein, daß der Mörder aus Araby ist?« »Das denke ich schon. Natürlich kann es auch irgendwer irgendwem erzählt haben, der es wiederum jemandem erzählt hat, der es jemandem in Detroit weitererzählt hat, und der machte sich dann auf den weiten Weg nach Osten, um den Mord zu begehen, aber ich werde einfach das Gefühl nicht los, daß die Genauigkeit, mit der der ganze Plan ausgeführt wurde, eine besondere Vertrautheit mit den örtlichen Bedingungen voraussetzte.« »Dürfte ich wohl«, sagte Grace, »eine durch und durch taktlose Frage stellen?« »Immer heraus damit«, sagte Kate. »Aber da wir gerade von Takt reden, möchte ich die Gelegenheit nutzen und sagen, daß es nicht den geringsten Grund für Sie gibt, länger hier zu bleiben. Ich bin entzückt, daß Sie meiner Einladung gefolgt sind, und sollte ich mir jemals wieder ein Haus mieten – was allerdings so wahrscheinlich ist wie mein Flug mit einem Raumschiff –, dann wäre ich entzückt, Sie zu meinen Gästen zählen zu dürfen. Aber inzwischen würde ich Ihnen
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