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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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keinen Vorwurf machen, wenn Sie so schnell wie möglich verschwinden wollen. Falls Lina William die Hand halten möchte…« »… und es würde mich wundern«, sagte Emmet, »wenn er sie so weit gehen ließe…« »… dann wäre gewiß jeder von uns gern bereit«, fuhr Kate fort und überging Emmets Einwurf, »Sie heimzufahren. Ich mag Sie gern, ich habe Sie gern hier, aber fühlen Sie sich nicht verpflichtet zu bleiben, aus dem Grund, aus dem König Edward seinen Spargel über die Schulter geworfen hat.« »Nichts könnte mich dazu veranlassen zu gehen. Es sei denn, Sie hätten das Gefühl, meine Gesellschaft nicht länger ertragen zu können, oder Sie betrachteten meine Anwesenheit unter den gegebenen Umständen als den sprichwörtlich letzten Strohhalm.« »Unsinn.« »Dann wollen wir darüber nicht mehr reden. Ich habe Ihre Einladung nicht nur angenommen, weil ich gern herumfahre, seit ich emeritiert bin, und weil die liebe Lina sowieso herfuhr, sondern auch aus eigennützigen Motiven. Sollten Sie sich aus dieser absurden Situation, in der Sie stecken, jemals wieder befreien können, Kate, dann würde ich mich gern mit Ihnen über ein ganz besonderes Thema unterhalten.« »Wie aufregend. Dem widmen wir uns gleich nach dem Lunch.« »Ganz bestimmt nicht. Eines nach dem anderen. Da ich hierbleibe, bestehe ich darauf, meine taktlose Frage zu stellen.« »Fragen Sie.« »Sind wir sicher, daß es William war, der die Frau niedergeschossen hat? Oder war es vielleicht Leo, für den William nun die Verantwortung übernimmt oder, genauer ausgedrückt, sich die Bürde einer unvermeidlichen Schuld auf die Schultern lädt?« »Die Idee ist mir natürlich auch schon gekommen«, sagte Kate und starrte in ihre Kaffeetasse. »Sie schoß mir, offen gesagt, sofort durch den Kopf. Ich halte William für einen ritterlichen Idioten und habe ihm mit mehr Nachdruck als Zartgefühl klargemacht, daß meiner Erfahrung nach Lügen noch nie geholfen haben, wie galant eine Lüge und wie kompromittierend die Umstände auch immer sein mögen. William stimmte mir ganz ohne Umstände zu und versicherte, daß er Leo das Gewehr aus der Hand genommen und geschossen hat. Leo, den ich selbstverständlich nicht zu scharf ins Verhör nehmen wollte, schien dieser Schilderung zuzustimmen. Ich habe den Verdacht, daß William Leo davon überzeugt hat, er, William, habe den tödlichen Schuß abgegeben, obwohl es in Wirklichkeit Leo war.
    Ein Fall von Gehirnwäsche, könnte man sagen. Leo bewundert William grenzenlos und würde seine Sicht der Dinge widerspruchslos akzeptieren, wenn er sie nachdrücklich genug darstellt – auch für den Fall, daß sie seiner eigenen Erinnerung zuwiderläuft. Aber ob William tatsächlich die Wahrheit sagt oder Leo schützt, werden wir vielleicht nie erfahren. In diesem Punkt kommen wir momentan kein Stück weiter.« »Aus irgendeinem Grund halte ich das für wichtig«, sagte Grace.
    »Natürlich ist das wichtig. Mal abgesehen von allem anderen habe ich, egal wie widerwillig, für diesen Sommer die Verantwortung für meinen Neffen übernommen, nur, um ihn in einen Mordfall zu verwickeln, vielleicht sogar als Hauptperson. Ich wage gar nicht daran zu denken, was ich meinem Bruder erzählen soll.« »Sie haben also noch nichts von ihm gehört.« »Glücklicherweise ist er in Europa, und man kann nur hoffen, daß in der europäischen Ausgabe der ›Times‹, die er mit ziemlicher Sicherheit liest, nichts über unseren eher kleinen ländlichen Mordfall steht. Doch der Tag der Abrechnung wird kommen. Ich werde mich mit einem steifen Brandy wappnen und sagen müssen: ›Ich habe es dir ja gleich gesagt.‹ Ich weiß zwar nicht, was ich ihm gesagt habe, aber ich habe immer wieder festgestellt, daß solch eine Bemerkung die Gegenpartei nach einer entlastenden Erwiderung suchen läßt und man diese Pause nutzen kann, um sich vom Schlachtfeld zurückzuziehen. Natürlich mache ich mir Sorgen um Leo, aber größtenteils, weil die Situation so besorgniserregend ist. Tatsache ist, daß er sich in diesem Sommer wunderbar entwickelt hat. Ob das an Williams Anwesenheit liegt oder an der Abwesenheit seiner Eltern oder schlicht an den Veränderungen, die die Zeit mit sich bringt, das könnte ich nicht sagen.« »Danke, daß ich das loswerden durfte«, sagte Grace. »Kommen wir also zurück auf unsere Tonerde, wie Emmet das nennt. Araby.
    Wie klein ist es?« »Etwa vierhundert Einwohner, einschließlich der Säuglinge. Ungefähr

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