In besten Kreisen
Geschenk ich dir mitgebracht habe.« »Ich hoffe, es ist der Hinweis, der alle unsere Probleme lösen wird.« »Das wird sich weisen. Was ich dir mitgebracht habe, sind die Gesammelten Werke oder besser, alles, was ich in der kurzen Zeit an Werken aus der Feder unseres Mr. Mulligan habe auftreiben können.
Während einer dieser Pausen mit matschigen Sandwichs, von denen ich dir vorhin vorgejammert habe, stellte sich nämlich heraus, daß Pittsfield, gesegnet sei der Fortschritt!, ein College und einen Buchladen sein eigen nennt. Also marschierte ich während einer Verhandlungspause – Cunningham hing am Telefon, und William und Eveline schienen zur Not in der Lage, ohne mich zurechtzukommen – in den Buchladen und stellte fest, daß es viele von Mulligans Büchern als Taschenbücher gibt. Der Verkäufer erzählte mir, daß sie bei den Studenten sehr beliebt sind, vor allem, weil das ›Zeug gut zum Pauken‹ ist – das waren seine Worte, nicht meine. Wie dem auch sei, nachdem ihr, du und Grace Knole, dauernd so interessiert an Mr. Mulligan wart, dachte ich mir, du würdest vielleicht gern mal ein professionelles Auge auf die Dinge werfen, die ihm zu einer ordentlichen Professur verholfen haben und zu was sonst noch. Wenn man bedenkt, daß er nicht einmal wußte, was im Sitzungszimmer ›Plop‹ gemacht hat.« »Wer denkt sich jetzt gerade Szenarien aus, mein kleiner Hitchcock?« »Das ist der Dank dafür, daß ich dir ein Geschenk mitgebracht habe. Ob ich noch einen Drink möchte? Das kann ich nicht annehmen. Unmöglich. Du mußt ihn mir mit Gewalt einflößen.« Grace betrachtete das Bücherpaket und sagte: »Ich nehme mir ›Formen und Funktionen im modernen Roman‹ vor.« »Ich werde mich auf sein ›Der Roman: Spannung und Technik‹ beschränken«, sagte Kate. »Das liegt mir bestimmt mehr.« »Zum Dinner, zum Dinner«, rief Leo. »Mrs. Monzoni sagt, das Essen ist fertig.« »Und was hat Mr. Artifoni euch heute Interessantes erzählt, junger Mann?« fragte Emmet, als sie sich alle gesetzt hatten.
»Mr. Artifoni hat gesagt, daß beim Basketball die Deckungsleute am wichtigsten sind, auch wenn die keine Würfe machen können und nicht so wichtig aussehen. Er sagte«, fuhr Leo fort und lud sich dabei eine große Portion Kartoffelbrei auf den Teller, »daß der Deckungsspieler nicht davon redet, wie viele Treffer er gemacht hat, sondern wie viele dem gelungen sind, den er gedeckt hat.« »Und wie viele Treffer hat dein Mann geschafft?« fragte Kate.
»Keinen«, sagte Leo. »Wir spielen montags nie Basketball.
Reichst du mir bitte die Pickles?« William und Eveline waren mit den entsprechenden Entschuldigungen zum Essen in die Stadt gefahren, wo sie jetzt zweifellos jene Kalbskoteletts zu sich nahmen, mit denen Kate Reed am ersten Abend seines Aufenthalts auf dem Lande erfreut hatte. Sie kamen kurz nach zehn Uhr wieder und hatten offensichtlich alle Bande der Sympathie, die sie seit dem Mord geknüpft hatten, wieder zerrissen. William behauptete, müde zu sein, was wahrscheinlich auch stimmte, und ging zu Bett, während Lina sich in einen Sessel vor dem Kamin warf und auf furchterregende Weise Brandy in sich hineinzuschütten begann. Auch Reed hatte sich zurückgezogen. Emmet saß wie immer über den Briefen, für die er nahezu eine Leidenschaft entwickelt zu haben schien. Grace Knole war im ersten Stock und ging vermutlich bald schlafen, und Kate fand sich damit ab, daß nun wohl eine Diskussion über die Gefahren des Frauseins begann.
»Ich nehme an, Sie haben uns ordentlich satt«, sagte Lina. »Und ich habe es Ihnen kaum gedankt, daß Sie mich eingeladen haben oder vielmehr zugelassen haben, daß ich mich selbst einlud. Ich fahre wohl besser morgen früh nach Hause. Ich habe keine Ahnung«, setzte sie böse hinzu, »wer auf die Idee gekommen ist, daß es immer die Männer sind, die beim Sex zum Angriff blasen. Scheue Veilchen sind nichts dagegen.« »Das hat Shaw auch immer gesagt. Aber zugleich gibt es auch die Mr. Mulligans.« »Schrecklich, aber wahr. Könnte es sein, daß die Männer bloß etwas gegen die Bindungen der Liebe haben, nicht aber gegen Sex an sich?« »Ich erinnere mich, daß Dylan Thomas so eine ähnliche Theorie vertreten hat. Aber er ist ja nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für männliche Monogamie, auch wenn er ein guter Dichter war.« »William ist monogam. Er liebt nur einen einzigen Menschen: sich selber.« »Was ist eigentlich Williams Problem? Sünde?« »Ich glaube, ja.
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