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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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und machen sich an die Arbeit? Dem Mann zu begegnen, mit dem man sein ganzes Leben verbringen kann, hängt so sehr vom Zufall ab wie alles andere: Meistens passiert es, wenn man mit seinen Gedanken gerade ganz woanders ist. Und was Ihre Idee angeht, sich morgen auf den Heimweg zu machen, tun Sie es nicht. – So, bevor Sie sich jetzt völlig mit Brandy abfüllen, würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erzählen – so ausführlich, wie Sie können – was heute bei Gericht passiert ist?« Als Kate ein paar Stunden später mit Lina im Schlepptau die Treppe hinaufstolperte und diese in Richtung Bett und Vergessen davonschweben sah, betrat sie ihr Schlafzimmer mit einem Gefühl unendlicher Erleichterung und Sehnsucht nach Alleinsein. Aber das Leben scheint Alleinsein nur denen zu schenken, die bereits zuviel davon zu ertragen haben. Es klopfte an der Tür, und Grace Knole trat ins Zimmer.
    »Sie sehen erschöpft aus«, sagte Grace. »Ich habe meine Nase nur in Ihr Schlafzimmer gesteckt, um gute Nacht zu sagen und Ihnen zu erzählen, daß Mr. Mulligan über die literarische Meisterschaft eines Ingenieurstudenten im ersten Semester verfügt. Aber darüber können wir morgen reden.« »Auf alle Fälle. Aber kommen Sie doch herein und sagen Sie mir, worauf Sie beim Lunch heute mittag so betörend angespielt haben.« »Ich fürchte, das würde ein längeres Gespräch, Kate. Auch das kann bis morgen warten.« »Ach, kommen Sie herein und setzen Sie sich, himmel-nochmal.
    Ich habe Ihnen schon gesagt, alles, was wir tun, ist reden – das war auf dem Weg zu den Kühen. Oder haben Sie das zu mir gesagt? Reden, reden und noch mal reden, und manchmal wird es eine richtige Unterhaltung. Gelegentlich unterbreche ich es auch mit Tennis und Spaziergängen und ab und zu ein paar Schwimmzügen – aber so ist es: Willst du wissen, was ein Mensch mag, dann schau dir an, was er tut. Und ich rede eben.« »Auch ab und zu unterbrochen von ein bißchen Liebe?« »Grace, ich werde diesen Sommer mit niemandem mehr über Sex reden, und vielleicht den nächsten auch noch nicht. Was, um Gottes willen, ist in Sie gefahren? Lina kann ich ja verstehen – sie ist so sehr hin und her gerissen und einfach bis zur Hutkrempe voll mit Unentschlossenheiten. Aber warum Sie…« »Kein Grund zur Aufregung. Ich habe nicht vor, meine persönlichen Probleme vor Ihnen auszubreiten und auch sonst keine. Ich wollte bloß mal hervorheben, daß man sich als Präsidentin des Jay College keinen Liebhaber leisten kann. Einen Ehemann schon eher.
    Meinen Sie nicht, Sie rauchen zuviel?« »Natürlich rauche ich zuviel. Ich tröste mich selber mit dem Gedanken, daß man eben nicht weiß, an welcher Art Krebs man schließlich stirbt. Also heißt die Devise: Zünde dir eine Zigarette an, und du weißt es. Grace, sind Sie vollkommen, neunundneunzig Komma fünfundvierzig Prozent verrückt geworden?« »Sehr wahrscheinlich. Ob Sie es glauben oder nicht, es herrscht spürbarer Mangel an wirklich kompetenten Frauen, besonders Frauen, die nicht mit Männern verheiratet sind, deren Karrieren oder Ego es schlicht ausschließen, daß sie eine Frau haben, die zugleich College-Präsidentin ist. Seien wir doch ehrlich, die Bunting ist die prominenteste Präsidentin weit und breit, sie gehörte sogar zur Atomenergie-Kommission, aber wenn ihr Mann nicht, unglücklicherweise natürlich, gestorben wäre, dann hielte sie weiter irgendwo ihre Chemievorlesungen. Und was die Unverheirateten angeht, die, die sich in der Welt der College-und Universitätsadministrationen durchsetzen können – wie gesagt, Kate, Sie sind wahrscheinlich zu müde.« »Ich bin bestimmt zu müde für die Präsidentschaft am Jay College. Das ist der erste Hinweis darauf, daß Ihre Kräfte nachlassen.
    Oder haben Sie bloß einen merkwürdigen Sinn für Humor entwickelt? Das Jay College mag eines der ältesten Colleges für Frauen im Lande sein und einen besonders guten Ruf genießen, aber nicht einmal zweihundert Jahre ehrwürdiger Geschichte würde ihm helfen, meine Präsidentschaft zu überleben.« »Phantasieren Sie ruhig weiter. Aber denken Sie auch darüber nach. Das Kuratorium ist, wie ich zufällig weiß, schon soweit, Ihnen ein Angebot zu machen. Man hat sich ziemlich genau über Sie erkundigt. Kuratoriumsmitglieder haben in Ihren Kursen gesessen, Ihre Bücher gelesen…« »Sie bringen mich tatsächlich zum Erröten. So scharlachrot bin ich nicht mehr geworden seit…« »… seit Ihnen zuletzt jemand ein

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