In Blut geschrieben
soll dir vertrauen.«
Brolin vergrub die Hände in den Taschen seiner Lederjacke.
»Das Problem ist«, fuhr Nemek fort, »dass es hier nicht darum geht, mit ein paar Päckchen Gras zu dealen. Nein, hier geht es um den Hof der Wunder.«
Nemek zog an seiner Zigarette und fuhr fort: »Ich kenne dich nicht. Aber wenn du dort Mist baust, gibt es Ärger.«
»Du hast nichts zu befürchten, ich bin kein Cop und …«
»Hey! Ich muss doch keine Angst haben! Manbo Zappe will, dass ich dir helfe, und ich hab versprochen, zu tun, was ich kann. Wieso willst du überhaupt dahin?«
»Man kann dort alles kaufen.«
Brolin betete, dass die alte Zappe ihm auch das Richtige gesagt hatte.
»Genau. Was willst du?«
»Informationen – etwas, wofür der Hof zuständig ist.«
»Hast du Kohle? Viel Kohle?«
»Genug.«
»Ich nehme dreihundert Dollar fürs Hinbringen.«
Brolin drehte den Kopf zur Seite und richtete den Blick in die Ferne.
»Ich denke, hundertfünfzig genügen.«
Brolin wusste, man sollte solche Vorschläge nicht zu schnell annehmen, nur Cops taten das; schließlich war es nicht ihr Geld, und weil es um die gute Sache ging, akzeptierten sie alles. Sie gaben immer gleich nach, in der Hoffnung, schneller ans Ziel zu kommen.
Nemek schien das zu gefallen, und sie einigten sich auf zweihundert Dollar.
»Du musst noch mal blechen, um runter zukommen. Den Schleppern. Sie haben den Hof der Wunder geschaffen, sie sorgen für die Sicherheit und schützen ihn. Sie kassieren noch einmal fünfzehn Prozent für alle Geschäfte, die am Hof getätigt werden. Das ist so, da gibt es nichts zu verhandeln.«
»Sehr gut. Und in Sachen Sicherheit besteht wirklich kein Risiko? Ich hab nämlich keine Lust, mich von den Cops erwischen zu lassen …«
»Da mach dir mal keine Sorgen. Der Hof der Wunder existiert seit fünf Jahren, und die Cops, die davon gehört haben, halten das Ganze für ein Märchen. Sie glauben nicht daran. Du wirst es ja selbst erleben, niemand findet ihn, auch wenn er schon mal da war. Nur die Schlepper wissen, wo er sich genau befindet.«
»Na, dann ist ja alles bestens.«
Nemek schüttelte den Kopf, als fände er das Ganze völlig verrückt.
»Verdammt, ich hoffe, die Manbo weiß, was sie tut«, murmelte er.
Er trat ganz nah an Brolin heran und wollte ihm schon die Hand auf die Schulter legen, als ihn irgendetwas im Blick des Privatdetektivs zurückhielt. Nemek schien plötzlich weniger selbstsicher.
»Okay, gut, du darfst keine Fragen stellen, bis du am Hof bist. Verstanden?«
Brolin nickte.
»Waffen sind dort natürlich verboten«, fügte Nemek hinzu. »Ich begleite dich nicht, ich bürge nur für dich, das ist alles. So läuft das am Hof der Wunder. Einer, der Geschäfte macht, verbürgt sich für einen anderen und so weiter, das läuft auf Vertrauensbasis. Wenn einer von beiden Mist baut, gehen im Allgemeinen beide unter. Die Typen, die das Ganze führen, sind ausreichend organisiert, um das Risiko einzugehen – oder auch nicht –, dich zuzulassen. Wenn sie’s tun, machst du, was sie dir sagen, das sind keine Spaßvögel, also versuch nicht, sie reinzulegen. Sie sind korrekt, und wenn du es auch bist, brauchst du dir um dein Geld keine Sorgen zu machen. Das ist ihr Business, und sie haben keine Lust, es sich vermiesen zu lassen. Ich hole dich heute Abend um zehn Uhr hier ab. Wie du zurückkommst, ist deine Sache.«
»Geht für mich in Ordnung.«
Nemek legte die Hand auf eine der Wäscheleinen.
»Manbo Zappe muss ja große Stücke auf dich halten, um für dich zu bürgen …«
Das wunderte Brolin genauso wie Nemek, auch wenn er es nicht zeigte. Er hätte nicht gedacht, dass er bei der komischen Großmutter von Annabel so großen Eindruck hinterlassen hatte oder dass sie derart einflussreich war.
»Kann ich dir eine Frage stellen, Nemek? Was bedeutet das Wort Manbo?«
Nemek zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete: »Es bedeutet Voodoo-Priesterin.«
Das erklärte das Verhältnis, das er und wohl überhaupt ein Großteil der Glaubensgemeinschaft des Viertels zu ihr hatten. Einerseits war sie gefürchtet, weil sie über ein enormes Wissen verfügte, andererseits geachtet wegen der Dienste, die sie den Gläubigen erwies. Sonderbarer Kult, dachte Brolin. Aber eigentlich auch nicht sonderbarer, als einem Menschen zu huldigen, der übers Wasser geht. Er unterdrückte das Lächeln, das um seinen Mund spielen wollte.
»Nemek, warst du schon mal am Hof der Wunder? Weißt du, wie es dort
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