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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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war, und er konnte doch nicht seinen Abstecher zu der Lagerhalle und schon gar nicht den zu Shapiros Haus erwähnen. Also schwieg er lieber.
    Beim Aufwachen hatte Annabel ihm vorgeschlagen, sich ihr und Thayer anzuschließen, um die Ermittlungen weiterzuführen. Jack wollte nicht alles aufgeben, nur weil sich das FBI eingeschaltet hatte. Seine Auffassung war von Anfang an gewesen: Einen solchen Fall gibt es im Leben eines Detectives nur ein Mal, und das auch nur, wenn er Glück hat – oder Pech, wie man’s nimmt. Der Deal war einfach: Sie würden all ihre Informationen mit dem Privatdetektiv teilen, im Gegenzug würde dieser mit ihnen arbeiten, ihnen seine Schlussfolgerungen und Entdeckungen mitteilen.
    Brolin wandte sich an Annabel.
    »Ich möchte den vorläufigen Bericht des Gerichtsmediziners über die Skelette sehen. Ich wüsste gerne, ob ein weibliches Skelett von einem Meter fünfundsechzig dabei ist.«
    Annabel verstand: Rachel Faulet. Wahrscheinlich wurde er von den Eltern des Mädchens täglich mit Fragen bedrängt.
    »Die Federals halten sicher alle Informationen zurück«, antwortete sie, »aber ich werde mit Brett Cahill besprechen, was er tun kann.«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach ihr Gespräch. Es war Sheriff Murdoch aus Phillipsburg. Als Annabel seine Stimme hörte, hatte sie wieder die imposante Gestalt des früheren Footballspielers vor Augen, der, deutlich sichtbar, zum Hobbykoch geworden war.
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht. Wie Sie sehen, war es gut, dass Sie mir Ihre Telefonnummer gegeben haben.«
    Plötzlich überkam Annabel die Befürchtung, er habe nicht nur rein berufliche Interessen.
    »Nachdem Sie gestern weg waren, habe ich für Sie gearbeitet. Ich habe Taylor Adams’ Freunden ein paar Fragen gestellt. Sie schienen verärgert, weil Sie keine Zeit mehr dazu hatten, also habe ich das übernommen.«
    »Sehr nett von Ihnen, Sheriff.«
    »Sie werden sehen, nichts Besonderes, vielleicht ein Detail, das Ihnen mehr sagt als mir, ich habe alles schriftlich festgehalten.«
    »Wunderbar, können Sie mir das schicken?«
    Sheriff Murdoch schien enttäuscht. Doch schließlich erklärte er sich bereit und versprach, am nächsten Tag habe sie alles vorliegen. Dann legte er auf.
    »Sehr gut, dass er auf unserer Seite ist«, bemerkte Thayer. »Hoffen wir, dass ihm die Jungs vom FBI keinen Maulkorb anlegen.«
    Annabel seufzte. Eric Murdoch stand nicht in dem Ruf, besonders hilfsbereit zu sein, also musste sie sich wohl damit abfinden, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. Sie verabscheute es, ihren Charme einzusetzen, um an Auskünfte zu kommen, ja, sie fühlte sich außerstande dazu.
    Thayer erhob sich und ging vor der Fensterfront auf und ab; er schien über etwas nachzudenken.
    »Anna, hast du auch die Indizien kopiert, die uns vorliegen, vor allem die Postkarte?«
    Annabel nahm eine Akte vom Regal und schlug sie auf. Sie fand die doppelseitige Fotokopie der Karte zwischen zwei Skizzen von Spencer Lynchs Versteck und reichte sie Jack.
    »Nein, behalt sie. Du hast doch gesagt, auf der Kassette hätten zwei Zettel geklebt. Erkennst du die Schrift?«
    Sie betrachtete die von Bob geschriebene Karte eingehend und nickte.
    »Es ist dieselbe.«
    »Wir könnten doch eine graphologische Untersuchung veranlassen?«
    »Das hat vermutlich das FBI schon getan.«
    »Na und? Sollen wir vielleicht Däumchen drehen und auf das Ergebnis warten?«
    Brolin ging über Thayers ungeduldige Bemerkung hinweg und nahm Annabel die Fotokopie aus der Hand.
    »Eine originelle Karte, sie scheint alt zu sein, haben Sie in dieser Richtung recherchiert?«
    »Natürlich«, erwiderte Thayer leicht gereizt. »Die Karte ist tatsächlich älteren Datums, aber Bob hätte sie sich überall in New Jersey besorgen können, vor allem in den Museen. Sie zeigt das Städtchen Bontoon und den Morris-Kanal, der im letzten Jahrhundert durch diese Stadt floss. Das ist alles. Was haben Sie denn mit Ihrem Ohr und Ihrer Backe gemacht?«
    »Nichts, eine kleine Auseinandersetzung mit meinem Hund«, erklärte Brolin.
    Plötzlich hob Annabel den Kopf.
    »He, Jack, erinnerst du dich, was man uns über den Morris-Kanal erzählt hat? Sein Ausgangspunkt!«
    Thayer rieb sich nervös die Nase. Er zuckte mit den Schultern.
    »Phillipsburg!«, fuhr Annabel triumphierend fort. »Er führte von Phillipsburg nach Jersey City. Das kann doch kein Zufall sein. Alle Opfer wurden in der Umgebung von Phillipsburg entführt, und dann diese Karte vom Morris-Kanal

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