In Blut geschrieben
werden.
Annabel zog ihr Handy aus der Tasche, doch sie bekam kein Netz.
»Na super! Sheriff, darf ich mal Ihr Telefon benutzen?«
»Selbstverständlich.«
Sie wählte Brett Cahills Handynummer. Nach dem dritten Klingeln antwortete er.
»Brett, hör mal, ich glaube, ich weiß jetzt, was Bob vorhat, was er mit seinen Opfern macht. Er isst sie. Sag dem Typen vom FBI, dass sie …«
»Wir verfolgen gerade eine ernsthafte Spur. Um dir alles zu sagen, wir sind auf dem Weg nach Montague. Mit etwas Glück dürften wir Bob, oder wie er auch immer heißen mag, noch vor Sonnenaufgang aufgespürt und seine wahre Identität gelüftet haben. Ein Einsatztrupp ist mit uns unterwegs. Ich denke, der Albtraum hat ein Ende.«
Thayer sah Annabel besorgt an.
»Was sagt er?«
Annabel schaltete den Lautsprecher ein, so dass Brett Cahills Stimme jetzt für alle deutlich zu hören war: »Sobald wir den Mann identifiziert haben, stehen mehrere Scharfschützen einer Eliteeinheit bereit, um einzuschreiten.«
»Guter Gott, vergesst nicht, dass Bob seine Opfer vielleicht woanders gefangen hält. Wenn er erschossen wird, unterschreibt ihr damit das Todesurteil dieser Menschen!«, erboste sich Thayer.
»Bob wird als extrem gefährlich eingestuft. Special Agent Keel, der den Einsatz leitet, hat die Festnahme dieses Mannes zur obersten Priorität erklärt. Er wird auf keinen Fall das Leben seiner Männer aufs Spiel setzen.«
Beklommenes Schweigen, dann meinte Cahill: »Keel geht nicht davon aus, dass es noch Überlebende gibt, er glaubt, alle Geiseln sind längst tot.«
62
Zwei Vans und ein Transporter der FBI-Einsatztruppe rasten durch das verschneite nächtliche New Jersey.
Sie zerrissen das weiße Tuch, das sich nach und nach über den Asphalt legte, sich die Skylands emporzog und auf die bewaldeten Berge ausdehnte. Kurz vor Mitternacht erreichten die Federals Montague. Als sie vor der Oak’s Bar hielten, wurde gleich darauf das Eisengitter heruntergelassen und die Neonbeleuchtung ausgeschaltet.
Neil Keel klopfte an die Tür und hielt seinen Ausweis an die Scheibe. Brett Cahill und zwei FBI-Agenten begleiteten ihn. Der Besitzer, Geoff Hewitt, ein Bär von einem Mann, öffnete ihnen leicht verdutzt. Wer rechnete schon mit Besuch vom FBI so spät an einem Sonntagabend?
»Mister Hewitt, wir benötigen Ihre Hilfe und Ihr gutes Gedächtnis«, erläuterte Special Agent Keel, nachdem er sich vorgestellt hatte.
»Was kann ich für … Was wollen Sie?«
»Letzten Sonntag gegen fünfzehn Uhr waren hier zwei Personen in Box Nummer zwei verabredet. Sagt Ihnen das etwas?«
»Die Boxen befinden sich dort hinten. Eigentlich sind es nur Tische, aber da sie einzeln stehen, nennen wir sie Boxen.«
Er deutete auf sechs Nischen, die durch hölzerne Zwischenwände getrennt waren.
»Können Sie überprüfen, wer letzte Woche Box Nummer zwei reserviert hat?«, fragte Special Agent Keel.
»Natürlich. Ich glaube, ich weiß es noch, aber ich sehe sicherheitshalber nach.«
Geoff Hewitt zog das Buch mit den Reservierungen unter der Theke hervor und blätterte darin.
»Stimmt. Letzten Samstag rief mich Bob an, um die Box für den folgenden Tag, also für Sonntag, fünfzehn Uhr, zu reservieren. Wozu, weiß ich nicht. Normalerweise kümmere ich mich nicht um die Privatangelegenheiten meiner Gäste, doch ich erinnere mich vage, ihn an diesem Tag zusammen mit einem anderen Mann gesehen zu haben. Wie der aussah, könnte ich Ihnen allerdings nicht sagen.«
»Und dieser Bob, kennen Sie ihn? Hat er auch einen Nachnamen?«
Cahill konnte spüren, dass die Nerven des äußerlich ruhig wirkenden Neil Keel zum Zerreißen gespannt waren.
»Ja, er kommt gelegentlich vorbei. Er heißt Robert Fairziak und wohnt weiter unten an der Straße nach Millville.«
Brett Cahill schüttelte den Kopf – enttäuscht oder erstaunt, er hätte es selbst nicht sagen können. War dieser Dreckskerl wirklich so verrückt, seinen richtigen Vornamen zu benutzen? Bob war schließlich die Kurzform für Robert.
Special Agent Keel zeigte ihm ein Foto von Lucas Shapiro, das er vom Führerschein des Toten kopiert hatte.
»Erkennen Sie diesen Mann?«
»Na klar! Das ist er, kein Zweifel, das ist der Typ, der letzten Sonntag mit Bob hier war.«
Kurz darauf knallten die Wagentüren, und die Männer des Einsatztrupps legten ihre Stirnlampen an.
63
Am Ende des feuchten steinernen Gangs, der an einen mittelalterlichen Kerker erinnerte, verschränkte der Fälscher die Arme vor der Brust. Im
Weitere Kostenlose Bücher