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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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vergewaltigen sie und schneiden ihr dann die Kehle durch. Man muss nur den Blick des Mädchens sehen und ihre Schreie hören, dann weiß man, das ist nicht gestellt.«
    Brolin konnte nicht umhin zu murmeln: »Armer Irrer …«
    Er bohrte die Nägel in die Handflächen, zwang sich, den Mund zu halten.
    »Wie! Ja, was glaubst du denn? Wenn irgendwelche Kerle bereit sind, eine Kleine vor dem Camcorder kalt zu machen, dann doch nur, weil es Kunden dafür gibt, und nicht wenige! Es braucht ’ne Menge Leute mit ordentlich Kohle, um das zu finanzieren!«
    Brolin entfernte sich, doch die Stimme des Rothaarigen folgte ihm: »Und die Pornos? Wir leben in einem Land, in dem Pornos verteufelt werden, als Laster der Anhänger Satans, doch wir leben auch in dem Land, das die meisten Pornofilme produziert! Das ist Amerika, das Land der Puritaner! Moralapostel in Nadelstreifen und Krawatte, die dir sagen, du sollst dir so was nicht ansehen, während sie sich gerade den Schwanz lutschen lassen! Und der Porno ist das Vorzimmer des Snuff-Movie … Das Laster der Blasierten von morgen …«
    Als er um die nächste Ecke bog, hätte Brolin fast einen schmerbäuchigen Mann angerempelt, ein Typ, bei dem man bedenkenlos ein Auto kaufen würde – ein Herr Jedermann, harmloser Durchschnitt. Brolin entschuldigte sich, und der Mann schenkte ihm ein breites Lächeln, wobei er einen Karton vor ihn hinschob.
    »Hier, interessiert dich das? Ich hab da im Internet was aufgebaut, wenn du willst …«
    Er hielt ihm zwei Polaroids hin.
    Sie waren beide nackt, eine hielt mit schmerzverzerrter Miene die Hände vors Geschlecht, die andere wirkte gleichgültig, fast abgebrüht. Die Finger einer Männerhand spielten mit einer ihrer Brustwarzen.
    Die beiden Mädchen waren höchstens zehn Jahre alt.
    Andere Fotos zeigten weitere Kinder bei unvorstellbaren sexuellen Handlungen. Brolin trat dem Pädophilen mit aller Kraft auf den Fuß und entfernte sich, gefolgt von einer Flut von Flüchen.
    Er irrte zwischen Plastikwannen umher, gefüllt mit bunten Pillen, mit Kreditkarten, in einer lagen sogar drei Päckchen mit der AUFSCHRIFT SEMTEX . Sprengstoff.
    Vor dem Tisch eines mysteriösen Verkäufers, der ihn zuversichtlich lächelnd beobachtete, blieb Brolin stehen. Er musste schon älter sein, das Gesicht war von Falten zerfurcht, auf seiner Nase saß eine eckige Brille, und in seiner dunklen Jacke steckte eine Taschenuhr. Was aber die Aufmerksamkeit des Privatdetektivs erregte, war nicht so sehr der Mann selbst als vielmehr das, was er anbot. Personalausweise, Pässe, Führerscheine, Waffenscheine, alle erdenklichen gefälschten Papiere, die nur darauf warteten, ausgefüllt zu werden. Hinter einer Batterie von Stempeln hatte der Verkäufer eine weiße Leinwand und eine Polaroidkamera aufgebaut.
    »Muss der Herr die Identität wechseln?«, fragte der Mann mit hoher Fistelstimme.
    Brolin blätterte lässig in den angebotenen Dokumenten.
    »Nicht wirklich. Ich brauche Informationen.«
    »Die können Sie bei mir auch bekommen. Es hängt davon ab, worum es sich handelt.«
    »Ich möchte mit jemandem Kontakt aufnehmen. Jemandem, der sicher auch Ihre Dienste in Anspruch nimmt oder genommen hat.«
    »Wenn Sie mir einen Namen nennen, kann ich Ihnen vielleicht einen Preis machen.«
    »Malicia Bents.«
    Eine Malicia Bents war nirgendwo im Land registriert. Es handelte sich also entweder um einen falschen Namen oder um eine illegale Einwanderin. Auf jeden Fall hatte sie falsche Papiere gebraucht, um in Phillipsburg ein Postfach eröffnen zu können. Selbst wenn sie nicht gereist war und die Ware auf dem Postweg verschickt hatte, so hatte sie sich doch ausweisen müssen. Und der Zettel, den Brolin in dem Lagerhaus in Red Hook gefunden hatte, ließ keinen Zweifel zu: » Malicia Bents am Hof der Wunder …«, sie war also hier gewesen.
    Das Herz des Privatdetektivs schlug höher, als der alte Mann nickte: »Ich weiß, wer das ist. Macht hundert Dollar.«
    Dieses Mal handelte Brolin nicht, er hielt ihm den Schein hin, allerdings ohne ihn loszulassen.
    Der Händler nickte belustigt und sah den Privatdetektiv über den Brillenrand an.
    »Also gut. Ich habe diese Person nie gesehen, habe ihr aber falsche Papiere ausgestellt.«
    »In wessen Auftrag?«
    »Im Auftrag von Bob.«
    Das Herz des Privatdetektivs überschlug sich.
    »Wer ist Bob?«
    Der Fälscher richtete die müden Augen auf den Geldschein, den Brolin noch immer in der Hand hielt.
    »Zahlen Sie für Malicia oder für

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